Krieg der Kulturen (German Edition)
glaube schon! “meinte Caro mit leiser Stimme.
Caroline ist irgendwie eine sehr ruhige Kollegin, niemand
wusste großartig etwas von ihr.
„Mein Schreibblock ist ebenfalls verschwunden, hat ihn
auch Angelika für ihre Briefe?“
„Nein, den habe ich mir kurz ausgeliehen. Ich bringe ihn
gleich zurück“, meinte Caro.
***
Der Morgen war recht frisch, als die Einsatzkräfte am
Unfallort ankamen. Mehrere Waggons waren auf die Seite
gefallen und die Lok hatte sich in den Graben neben die
Schienen gebohrt. Es schwelte und die Feuerwehr,
bemühte sich eventuelle Brandherde zu orten. Die
eingetroffenen Polizisten fingen an die Umgebung zu
untersuchen, doch als sie an das große klaffende Loch in
den Schienen trafen, wussten sie, was passiert war.
Der Hauptkommissar vor Ort ging zu seinem Wagen und
rief die Zentrale. „Hallo? Ja, Hauptkommissar Braune,
schicken sie das BKA hierher. Ja, Verdacht auf
Terroranschlag!“ …
***
„Falls du deine Spitzmaschine suchst, die hat unser Chef,
da deine besonders gut funktioniert.“
„Habe ich überhaupt noch etwas hier, was mir gehört?“,
murmelte ich leise.
„Du hast doch dich selbst“, ertönt eine schrille Stimme,
die ich nicht mag, sie durchdringt mich wie eine Sirene, es
war Tatjana, die aufdringlichste Person im Verlag.
Hilfe werde ich wohl keine erhalten, also muss ich endlich
anfangen, mich durch die Akten zu wühlen, der Staub
kroch in meine Nase, ich nieste, meine Rechnung mit der
Honorarliste fiel zu Boden. Als ich mich bückte, um sie
aufzuheben, stieß ich mir meinen Kopf am Schreibtisch,
und spätestens da dachte ich: „Du fasst am besten nichts
mehr an!“ Der Tag war für mich gelaufen. Doch dann
erschien mein Chef aus dem Nichts, gab mir die
Spitzmaschine zurück, bedankte sich dafür, dass er sie
schließlich in meiner Abwesenheit von meinem
Schreibtisch ohne mich zu fragen entfernte und benutzen
durfte.
Als ich zu ihm hinauf sah, musste ich mir wieder das
Lachen verkneifen. Er hatte schon wieder Lippenstift im
Gesicht, und das nicht von seiner Frau. Sie ist wieder mal
auf Dienstreisen und hat keine Ahnung, was ihr Mann
hinter ihrem Rücken so alles treibt.
Gerade als unser Chef im Gehen war und ich vor mich
hinträumen wollte, stieß sein Fahrer meine Tür auf, und
wollte ihn dringend sprechen.
„Herr Weber?", fragte der Fahrer aufgeregt. „Ja?“
„Ich muss dringend weg, meine Frau saß im 5 Uhr Zug
nach Hamburg. Eben rief mich jemand von der Polizei an,
der Zug ist offenbar entgleist. Ich möchte Sie bitten mir
freizugeben, damit ich hinfahren kann, meine Frau
braucht mich ganz bestimmt!“ sagte er mit zitternder
Stimme.
„Was?", rief mein Chef, "entgleist? Oh Gott, natürlich,
nehmen Sie heute frei, ich brauche Sie hier nicht.“
erwiderte mein Chef, nahm im gleichen Moment das
Telefon um Angelika zu rufen. Sie war die Einzige, die in
seiner Nähe wohnte, was für ein Zufall!
Nach diesem unerwarteten Ereignis seines Fahrers blieb er
in meinem Zimmer sitzen und wir redeten sehr viel über
Unglücksfälle. Von dem Augenblick an konnte ich mich
nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren.
„Wie schade!“
Irgendwann verließ er mein Büro, verabschiedete sich mit
trauriger Miene von mir und huschte noch bei Gisela
vorbei. Inzwischen war es sehr spät. Einige hatten schon
längst den Verlag verlassen. Das Gleiche tat ich auch,
schließlich läuft mir die Arbeit nicht davon, denn wenn es
so wäre, würde ich ganz sicher öfter mal trödeln.
Inzwischen verabschiedete ich mich von denen, die noch
emsig und fleißig hinter ihren Schreibtischen saßen,
danach packte ich meine Sachen, ging zum Fahrstuhl,
setzte ihn in Gang, und als der Lift kam, sprach mich
Mattias von hinten an. Er war ein Journalist aus dem Haus,
lud mich irgendwann mal zu einem Sektfrühstück ein, das
hatte ich schon fast vergessen. Mit einem Handzeichen
ließ ich mich auf kein weiteres Gespräch mit ihm ein. Es
hatte den Anschein, dass er mich wiederum einladen
wollte. Er kann’s eben nicht lassen.
„Vielleicht können wir ein anderes Mal einen Kaffee
zusammen …,“ nein, unterbrach ich ihn mit ernster
Stimme.
Rasch fuhr ich nach unten, rannte zur U-Bahn, um die
Zeit, die ich bisher vergeudete, wieder einzuholen.
Der U-Bahnhof stank widerlich nach Alkohol und Fäkalien,
die U-Bahn war wie gewohnt voller Menschen, ich hatte
kaum Platz zum Stehen, alles quetschte sich hinein, ohne
auf kleine Kinder Rücksicht zu nehmen. Die Kleinen taten
mir leid, sie waren Schweißfüßen und
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