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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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das glatte Holz der Tischfläche. Die Fugen, wo man die Bretter zusammengefügt hatte, waren nicht zu erkennen. Schließlich fragte er: »Was hat er damit gemeint, als er dich eine junge Ehrwürdige genannt hat?«
    »Das war ein Zeichen der Ehrerbietung. Er wollte höflich sein. Ich … ich bin alles andere als eine Ehrwürdige.«
    Der Junge kam zurück und stellte durchsichtige Gläser vor ihnen ab, in denen das dunkle und das goldene, helle Bier schimmerten.
    Justen wartete, bis Dayala ihr Glas hob, dann trank er einen kleinen Schluck Bier. Geschmack und Stärke des Gebräus ließen ihn einen stummen Dank sprechen, dass sein erster Schluck ein kleiner gewesen war. Sein Körper war an geistige Getränke nicht mehr gewöhnt. »Das tut gut.«
    »Du bist einer der wenigen aus Recluce, die Bier trinken, nicht wahr?«
    »Ich nehme an, ich bin sogar der einzige Ingenieur überhaupt, der es tut.«
    »Das ist gut.«
    »Die anderen sind gegenteiliger Meinung, vor allem mein Bruder.« Justen schluckte. Er fragte sich, wo Gunnar war und ob die anderen wohlbehalten Recluce erreicht hatten. Aber ihnen war gewiss nichts zugestoßen, denn wenn Gunnar verletzt worden wäre, hätte er es fühlen können. Oder etwa nicht?
    »Sie sehen nur die Oberfläche des Gleichgewichts.« Sie trank langsamer als Justen.
    Bevor er antworten konnte, war Yunkin schon mit zwei großen Tellern zurückgekehrt, die er vor ihnen abstellte.
    Justen holte tief Luft und genoss das fruchtig-nussige Aroma der Backwaren und den Duft vom gekühlten Käse. Er hatte schon fast vergessen, dass Käse auch anders als warm, fad und etwas pappig schmecken konnte.
    »Du siehst hungrig aus.«
    »Das bin ich auch.« So schnell, dass er kaum den eigenen Augen trauen wollte, hatte er den Käse und das Gebäck aufgegessen und das Glas Bier fast geleert, ohne auch nur ein weiteres Wort mit Dayala gewechselt zu haben.
    Der Junge kam mit einem Krug und füllte Justens Glas zur Hälfte. Als Yunkin wieder in der Küche verschwand, runzelte Justen die Stirn.
    »Was stört dich?«, wollte Dayala wissen.
    »Wie konnte er wissen, dass ich nur ein halbes Glas wollte?«
    »Er hat es nicht gewusst. Er hat nur das Gleichgewicht gefühlt. Willst du denn mehr?«
    »Nein.« Justen trank einen Schluck vom kühlen, köstlichen Dunkelbier. »Nein.« Aber er runzelte immer noch die Stirn. Nicht zum ersten Mal hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben, das er unbedingt verstehen lernen sollte.
    Er hielt das leere Glas zwischen den Händen, bis Dayala mit Essen fertig war. Sie hatte nichts weiter gesagt und er hatte keine Lust, weitere Fragen zu stellen, mit denen er doch nur wieder dumm oder kindisch dastehen würde.
    »Wir sollten aufbrechen. Rybatta ist immer noch ein gutes Stück entfernt.«
    Wieder runzelte Justen die Stirn. Sie hatten Yunkins Mutter nicht gesehen und noch etwas anderes kam ihm seltsam vor. »Sind wir ihnen denn nichts schuldig?«
    »Natürlich. Ich werde Duvalla ein paar eingemachte Grünbeeren oder etwas Saft schicken. Du bist doch Schmied, oder? Yual … du musst ihn kennen lernen. Ich bin sicher, dass er dich seinen Schmiedeofen wird benutzen lassen. Schmiedearbeiten beherrschen nicht viele Leute hier und irgendein Wandschmuck aus Eisen wäre sicher höchst willkommen.« Dayala streckte die Beine und rutschte ein wenig auf dem Holzstuhl hin und her.
    »Aber … aber wie ist es möglich, dass es so funktioniert?«
    »Justen, erinnerst du dich nicht, wie du dich im Großen Wald gefühlt hast? Wie sollte es denn nicht funktionieren?«
    »Vergiss nicht, dass ich in gewisser Weise ein Kind bin. Bitte sei nicht so herablassend und geheimnisvoll. Erkläre es mir, als wäre ich ein dummes, begriffsstutziges Kind.« So fühlte er sich jedenfalls.
    »Es ist das Gleichgewicht. Wenn du nicht aus freien Stücken zurückzahlst, was du schuldig bist, dann werden andere auf dieses Ungleichgewicht reagieren.«
    »Du meinst … wenn ich ihnen nichts bezahle, dann würde mich ein Nachbar oder sonst jemand daran erinnern?«
    »Nur wenn du noch ein Beinahe-Kind wärst.«
    »Ein Beinahe-Kind?«
    »Das ist jemand, der seine Prüfung noch nicht hinter sich hat.«
    Justen holte tief Luft. »Also gut, was ist die Prüfung? Erkläre es mir schlicht und einfach.«
    Dayala richtete die grünen Augen auf ihn. »Nach der Prüfung bist du ein Erwachsener, ein Druide. Von da an kannst du allein und ohne Hilfe mit deinem Geist durch den Großen Wald streifen.«
    Justen schauderte. »So,

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