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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sich allein.
    Er wandte sich an Dayala, die geduldig gewartet hatte, bis er die Untersuchung beendet hatte, und fragte sich, wer der unsichtbare Gärtner sei, der die Bäume und die Blumen pflegte, die so ordentlich voneinander getrennt wuchsen. Ganz zu schweigen von der Straße – oder von den Straßen, da es sicher nicht nur diese eine gab. »Wer kümmert sich um all dies hier?«
    »Der Große Wald gibt auf sich selbst Acht. Genau wie es sein sollte.«
    Genau wie es sein sollte? Justen sprach die Frage nicht laut aus, als er sich beeilte, um mit Dayala Schritt zu halten. Die Straße folgte dem Fluss und mehr und mehr Menschen begegneten ihnen. Alle waren Erwachsene, die mit dem gleichen, raumgreifenden Schritt liefen wie Dayala.
    »Hier gehen alle zu Fuß.« Er hob die Schultern, um den schweren Tornister, der ihm die Haut wund rieb, ein wenig zu verlagern.
    »Es sei denn, wir fahren auf dem Fluss. Wie sollte es denn sonst sein?«
    Wie sonst sollte es sein, wenn die Naclaner keine Tiere zum Reiten oder zum Ziehen von Wagen einsetzten?
    Es war beinahe schon Mittag, als die Straße eine Kurve beschrieb und auf einer Steinbrücke den Fluss überwand. Als sie auf der Brücke standen, konnte Justen am anderen Ufer ein kleines Gebäude sehen, das beinahe völlig im Schatten der Bäume zu verschwinden schien. Hinter den glatten, dunklen Wänden fiel das Sonnenlicht auf niedrigere Bäume und das Gras, das er nicht mehr gesehen hatte, seit sie den Großen Wald betreten hatten.
    Auf der etwa eine Meile weiten Lichtung, in welcher Merthe lag, gab es keinen einzigen der riesigen Bäume des Waldes, sondern nur eine Reihe kleinerer Bäume, die meist direkt neben den niedrigen Häusern standen. Mehr als zwei Dutzend Häuser lagen an kurvigen, gepflasterten Straßen.
    Ein silberhaariger Mann, der einen großen, abgedeckten Korb trug, nickte Justen und Dayala zu, als sie die Brücke verließen und über die sonnige Straße ins Dorf gingen.
    »Der Ort sieht freundlich aus.«
    Ein leichter Wind wehte aus dem Großen Wald nach Merthe hinein und zauste Justens Haar von hinten. Er schob sich die Locken aus der Stirn. Die Haare waren viel zu lang geworden, aber er war dennoch froh, nicht länger den Hut tragen zu müssen.
    »Warum auch sollte es anders sein?«
    Darauf wusste Justen keine Antwort. Er blickte zum zweiten Haus des Ortes, an dem sie gerade vorbeikamen. Zwei Kinder spielten ein Hüpfspiel. Das ältere Mädchen grüßte sie mit ernstem Nicken, das jüngere winkte fröhlich.
    Hinter dem Haus war ein Garten mit hübschen Beeten und Spalieren angelegt, auf denen die Pflanzen bis in die Höhe von Justens Schultern wuchsen. Die Gewächse im Garten waren saftig und grün.
    »Friert es hier denn nie?«
    »Selten.«
    »Also wachsen die Pflanzen das ganze Jahr über?«
    »Die meisten schon.«
    Justen betrachtete nachdenklich die beiden Kühe, die hinter dem benachbarten Haus gemächlich das saftige Gras kauten. Die Tiere waren weder angebunden noch durch Zäune in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Er zuckte mit den Achseln und versuchte erneut, die steifen Schultern zu lockern, nachdem er den ungewohnt schweren Tornister so lange geschleppt hatte.
    Dayala steuerte bereits ein niedriges Gebäude an, neben dem drei gedrungene Eichen standen. »Hier werden wir die Reiseausrüstung lassen.«
    Ein Bogengang, in dem es keine Tür gab, führte ins Innere des Geschäfts. Als sie eintraten, betrachtete Justen die an der Seite festgebundenen Vorhänge. Keine Tür? Er hätte beinahe verwundert die Stirn gerunzelt. Warum gab es hier keine Türen? Auf Recluce gab es zwar so gut wie keine Diebe, aber selbst dort hatten die Häuser und Geschäfte Türen.
    »Dayala! Du hast ihn also gefunden! Das freut mich aber.«
    Justen hob die Augenbrauen, als eine stämmige junge Frau hinten im Raum von einem Tisch mit einem kleinen Webstuhl aufstand.
    »Justen«, sagte Dayala, indem sie auf die Frau deutete, »das ist Lyntha.«
    »Es ist mir eine Ehre.« Justen verneigte sich leicht.
    »Nein, mir ist es eine Ehre. So wenige Menschen kommen nach Merthe und in die nördlichen Regionen des Großen Waldes.« Lyntha lächelte erfreut.
    Dayala legte ihre Lasten mit einer Anmut ab, die Justen nur bewundern konnte. Erheblich weniger anmutig, wenngleich mit größerer Erleichterung, folgte er ihrem Beispiel.
    »Hier ist das Zelt … ordentlich gepackt … hier die ‚Wasserkrüge …«
    Der Ingenieur rieb sich die Schultern, während er zusah, wie Dayala die

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