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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wie ich es neulich abends versucht habe?«
    Dayala nickte.
    »Müssen sich alle Druiden der Prüfung unterziehen?«
    »Wer das nicht will, kann Naclos verlassen. Manche tun es auch. Diejenigen, die bleiben, müssen sich der Prüfung stellen.«
    Justen rupfte sich die Stirn ab, die auf einmal feucht geworden war. »Also, was würde nun passieren, wenn ich meine Prüfung gemacht habe und für etwas nicht bezahle?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das geschieht nicht sehr häufig. Die meisten, sogar die vergesslichsten unter uns, werden erinnert.«
    »Aber wenn ich nun nicht …«
    »Ich kann es nicht sagen. Eine Waldkatze, eine Weißmaulschlange … der Große Wald kennt Mittel und Wege.«
    Justen schauderte wieder einmal, als stünde er am Rande eines unermesslichen Abgrundes. »Also hat man eigentlich keine Wahl.«
    »Warum auch? Entspricht es denn der Ordnung, dass jemand andere einfach betrügt oder mehr isst, als er zurückgeben kann?«
    »Aber ein produktiver Mensch …«
    »Nein. Der Große Wald hat Verständnis, genau wie wir. Ein Kranker zahlt seine Schulden zurück, sobald er kann. Ebenso eine Mutter, die ihr Kind stillt. Wenn du dein Herz fragst, dann weißt du doch, was richtig ist, oder nicht?«
    »Es gibt Menschen, die es nicht wissen.«
    »Jeder, der in Naclos lebt, weiß es.«
    Die kühle Sicherheit, die in Dayalas Worten zum Ausdruck kam, jagte Justen einen kalten Schauer über den Rücken. Er hob das wunderschöne Bierglas, betrachtete einen Augenblick dessen Form und stellte es wieder ab.
    Ein System der gnadenlosen, absoluten Gerechtigkeit? Wo war er da nur hineingeraten?
    »Du bist verwirrt.« Sie berührte ihn am Arm. »Das ist ein gutes Zeichen, das ist ein Zeichen für dein gutes Herz. Der Wald schützt diejenigen, die ein gutes Herz haben.«
    »Ich hätte nicht damit gerechnet.«
    »Ich bin sicher, dass du so oder so auf das Gleichgewicht achten würdest.«
    Justen war sich seiner Sache gar nicht so sicher, aber er wusste nichts mehr zu sagen und spielte nervös mit dem Bierglas.

 
LXXVIII
     
    » D as ist mein Haus.« Dayala deutete auf eine aus Holz gebaute Hütte, die vor ihnen auf der Lichtung stand. Sie rückte den Tornister, der etwas Brot und Käse vom Markt von Rybatta enthielt, auf dem Rücken zurecht. Seit sie das Ortszentrum verlassen hatten, hatte sie sich schon dreimal für die bescheidenen Einkäufe entschuldigt.
    Im Zwielicht betrachtete Justen das niedrige Gebäude, das zwischen vier dicken Eichen stand. Die Bäume waren bei weitem nicht so hoch wie die gewaltigen Monolithen des Großen Waldes. Dann schluckte er, weil ihm bewusst wurde, dass die Bäume die lebenden Eckpfosten des Hauses bildeten.
    Wie viele Häuser hatte er eigentlich in Naclos schon betrachtet, ohne zu bemerken, dass sie in Wirklichkeit Teile von Bäumen waren? Was hatte er sonst noch alles angeschaut, ohne es wirklich zu sehen? Er blickte die Druidin mit dem silbernen Haar von der Seite an.
    »Es ist … ordentlich.« Hinter dem Haus gab es ein kleines Stück Rasen und wieder dahinter standen einige niedrige Bäume oder eher Büsche, die sich über mehrere hundert Ellen bis zum Saum des Großen Waldes erstreckten.
    »Was haben all die Bäume zu bedeuten? Oder sind es Büsche?«
    »Sie sind das, was ich mache.«
    Justen lachte unsicher, zupfte sich am Bart und überlegte, wie er die nächste Frage formulieren könnte. »Und was machst du nun, geheimnisvolle Druidin?«
    »Ich arbeite mit Holz.«
    »Also bist du Tischlerin?«
    Dayala schüttelte den Kopf. »Nein … ich arbeite mit der Ordnung. Werkzeug, das schneidet, könnte ich nicht benutzen.« Sie zog den Vorhang vor dem Eingang für ihn auf.
    Wieder kratzte er sich am Bart, unter dem die Haut juckte. Er jedenfalls konnte ein scharfes Messer gut gebrauchen. Doch wo sollte er hier ein Rasiermesser finden?
    »Yual stellt solche Dinge her. Vielleicht kann er dir helfen.«
    Nachdem er verlegen und dankbar genickt hatte, betrat Justen den großen Hauptraum. Die Wände bestanden aus glatt poliertem Holz, das ohne sichtbare Fugen zusammengesetzt schien, und der Boden aus Hartholz passte zu den Wänden und der Decke. Zwei lange Holzbänke standen im rechten Winkel zueinander in der hinteren Ecke des Raumes. Durch einen Bogengang ging es in eine Küche, wo ein kompakter, aus Lehmziegeln und Eisen gebauter Herd stand. Justen betrachtete den in einen Alkoven gesetzten Ofen und nickte. Der Baum war gewachsen oder geformt worden, damit für den Herd und den gemauerten

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