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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Eingang. Einer war ein Weißer Magier gewesen, der andere ein Mädchen.
    Beltar grinste breit, bevor die Knie unter ihm nachgaben.

 
LXXXIX
     
    D er große blonde Mann stand auf einer Schwarzen Klippe knapp diesseits der schwarzen Mauer, die quer über das Gras die Grenze zwischen Nylan und dem übrigen Recluce markierte, und schaute zum Golf von Candar hinaus.
    Er stand dort, wie er im letzten Jahr schon oft gestanden hatte, die Augen geschlossen und die Sinne mit den Winden fliegend und hinausgreifend, suchend.
    Die kniehohen Spitzen des braunen Grases streiften über seine schwarzen Hosen. Er stand in der Dunkelheit des frühen Abends und hielt Wache, nachdem er etwas aufgefangen hatte. Ein Gefühl von … nein, er konnte nicht genau sagen, was er empfangen hatte. Nur, dass er etwas gespürt und das Gefühl bekommen hatte, er müsse antworten.
    Von Westen her wehten die schneidend kalten Winde vom Dach der Welt herunter, fegten über Candars Süden und senkten sich zum Wasser hinunter, das Recluce von Candar trennte.
    Ein dünner, gewundener schwarzer Strahl schien zum Himmel hinaufzuschießen und ein für Ohren unhörbarer Donner hallte in seinem Schädel.
    Der Schmerzschrei – ein Laut, in welchem Schwarz und Weiß sich untrennbar zu verflechten schienen – ließ Gunnar taumeln. Unvorbereitet auf das starke Gefühl, verlor er das Gleichgewicht und stolperte über einen kleinen Felsen. Er ruderte mit den Armen, um sich irgendwo festzuhalten, aber sein Bein rutschte über den Stein und er stürzte nach vorn.
    Langsam richtete er sich wieder auf und wischte das Blut aus einer Platzwunde auf der Stirn ab. Er zuckte zusammen, als sein Bein zu stechen begann. Die Prellung am Unterschenkel spürte er kaum. Trotzdem lächelte er. »Justen …«
    Justen lebte noch, das war sicher. Der Schrei hatte von Qualen und Triumph zugleich gezeugt. Justen lebte. Aber wo war er? Das war die Frage.
    Er humpelte an der dunklen Mauer entlang zurück. Vielleicht hatte auch Turmin diese Verzerrung und Verdrehung von Ordnung und Chaos empfangen und gespürt, woher sie gekommen war. Vielleicht auch nicht. Aber Justen lebte noch.

 
XC
     
    J usten beobachtete Dayala, die zwischen den Bäumen auftauchte und sich ihrem Haus näherte. Er lächelte. Schöne Druidin …
    Sie hob den Kopf und erwiderte sein Lächeln. Schöner Druide …
    »Bin ich jetzt ein Druide?«
    »Jeder, der eine Prüfung ablegt wie du, ist ein Druide.« Sie blickte kurz zu den weißen Linien auf ihren Unterarmen. Eine Bö zauste ihr Haar und sie schauderte, nicht allein wegen der Kälte.
    »Entschuldige«, murmelte er. Er beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich wollte nicht …«
    »Ich weiß. Und der Große Wald hilft dir bei der Heilung.«
    »Nein. Du hast uns bei der Heilung geholfen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wusste, wie es geht, aber du hattest die Kraft für uns beide.«
    Justen zuckte mit den Achseln. »Dann zeig es mir doch.« Er lächelte.
    Dayala berührte seine Hände. »Eigentlich solltest du es selbst wissen, aber ich will dir gern zeigen, was du schon weißt.«
    »Ich warte.«
    »Schau dich selbst an«, sagte Dayala.
    Justen sah an sich hinab: die Kleidung aus braunem Tuch, dazu weiche, braune Stiefel, die nicht aus Leder bestanden.
    »Nein, mit deinem Bewusstsein, mit deinen Sinnen.« Dayala lachte leise.
    Justen folgte ihren Anweisungen und erforschte seinen eigenen Körper. Er sah die Verbindungen zwischen Muskeln und Knochen, die winzigen Spuren von weißem Chaos in seinem Körper, die in allen lebendigen Dingen existieren, und den Strom der Ordnung, der das Chaos in Schach hielt … für eine begrenzte Zeit, bis er alt und grau wurde.
    »Sieh dich an, wie du bist. Und jetzt sieh zu.«
    Ihre Sinne berührten seinen linken Arm und er konnte sehen, wie die winzigen Spuren von Chaos sich irgendwie verdrehten. Sie blieben, wo sie waren, aber statt frei herumzustreifen, wurden sie in eine bestimmte Ordnung gefügt.
    »Jetzt versuche es mit dem anderen Arm. Du sollst das Chaos nicht vernichten, sondern an die Ordnung binden, damit es nicht fliehen kann.«
    Justen versuchte zu wiederholen, was Dayala ihm gezeigt hatte. Sie war mühelos in der Lage gewesen, das Chaos mit Ordnung zu umgeben, aber ihm gelang es nicht.
    Er versuchte es noch einmal, erforschte seinen ganzen Körper und beobachtete die kleinen Veränderungen im Strom der Ordnung, der von einem Punkt zum anderen floss, von den Fingernägeln durch die Finger bis

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