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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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den Schatten. Sie hielt einen kurzen Stab. Justen wurde langsamer, aber die Soldatin, deren Gesicht im Schatten blieb, hatte kein Schwert und keinen Schild, nur das kurze Stück Eichenholz, das so dick war wie ein Finger.
    Die blicklosen Augen der Eisernen Gardistin schienen durch Justen hindurchzuschauen, als sie den Pfeil mit der Spitze aus geordnetem Schwarzem Eisen ausstreckte. Du bist ein Gesandter des Chaos, genau wie ich … denn der Tod ist das Chaos und du hast den Tod gebracht, nicht nur mit deinen eigenen Händen, sondern durch die Hände von hunderten anderer Kämpfer …
    Er schauderte und schaute mit Hilfe seiner Ordnungs-Sinne durch die Gestalt hindurch, konnte hinter dem Trugbild aber nur eine winzige Menge pulsierender Energie erkennen.
    Nimm den Pfeil … er ist dein, großer Chaos-Meister.
    Chaos-Meister? Nie im Leben! Er hob eine Hand, wie um den Pfeil beiseite zu schieben, denn er wusste, dass auch dieses Bild nur ein Spiel war, das der Wald mit ihm spielte.
    Nimm ihn …
    Die Eiserne Gardistin schleuderte den Pfeil auf seine ausgestreckte Hand und ein brennender Schmerz schoss durch seinen Arm, als hätte ihm eine Messerklinge vom Handgelenk bis zur Schulter die Haut aufgeschnitten.
    Er ist dein, Chaos-Meister, und er soll zu dir zurückkehren …
    Justen blinzelte und versuchte erneut, hinter das Bild zu schauen, aber dort war nichts und Tränen drangen ihm in die Augen, als er an der Eisernen Gardistin vorbeiging, der Arm bleischwer vor Schmerzen.
    Eine rothaarige Frau stand neben dem Weg. Lächelnd winkte sie ihm zu … aber das Gesicht war zur Hälfte verkohlt und aus dem aufklaffenden geschwärzten Fleisch schauten die Stirn- und Wangenknochen hervor. Asche hüllte sie ein.
    Komm mit mir, Justen. Du hast mich geliebt … und ich musste dies wegen deiner Liebe erleiden …
    Nein! Justen knirschte mit den Zähnen. Ich habe dieses Leiden nicht verursacht. Firbek war es. Du hast mich nie geliebt, du hast Gunnar geliebt.
    Sie streckte die Arme nach ihm aus und Justen legte weitere Schilde um sich, aber ein Finger, ein unwirklich langer Finger, erreichte ihn und wand sich um den unverletzten rechten Arm. Der Nagel drückte sich in sein Fleisch wie ein weiß glühender eiserner Dorn aus seinem eigenen Schmiedefeuer. Sein Fleisch verdampfte und der Gestank stieg ihm in die Nase.
    Du hast mich geliebt und deine Liebe hat mich getötet.
    Justen schleppte sich weiter, jetzt hingen beide Arme kraftlos herab. Tiefer hinein ging es in die dunklen Schatten, die über seinem Weg lagen.
    Eine schwarzhaarige Frau, die eine blaue Lederuniform trug, nahm das Pferd herum und ließ es vor ihm auf dem Weg anhalten. Dampf stieg aus dem Nüstern des Tiers. Die Frau zielte mit einem Kurzschwert auf Justens Brust.
    Komm … du großer Zerstörer. Geselle dich zu uns.
    Hinter ihr konnte Justen die Reihen der Toten spüren, er fühlte die weiß gewandeten Gestalten. Er blieb stehen.
    Geselle dich zu uns …
    Blut tropfte von einem Arm, der andere hatte vier schwarze Male, wo sich vier scharfe Fingernägel durch Hemd und Haut und Fleisch gefressen hatten, und jedes einzelne brannte in unerträglichem Schmerz.
    Geselle dich zu uns …
    Er betrachtete verständnislos die berittene Soldatin. Irgendetwas entging ihm hier. Sein Kopf pochte, er konnte die Arme nicht heben.
    Geselle dich zu uns … großer Täuscher … der du allein an die Kraft der Ordnung glaubst … nur an die Ordnung …
    Das Schwert berührte seine Brust und brannte sich durch sein Hemd. Rauch stieg ihm in die Nase.
    Geselle dich zu uns. Du kannst nicht fliehen …
    Kannst nicht fliehen … kannst nicht fliehen. Die Worte hallten ihm in den Ohren und im Kopf … kannst nicht fliehen.
    Dann musste Justen lachen. Er packte die Klinge und ignorierte die Schnitte, die sie seiner Handfläche zufügte. »Nein! Du gesellst dich jetzt zu mir! Ich akzeptiere dich! Du bist mein Chaos, das Böse in mir. Du bist ich!«
    Ein dumpfes Wehklagen erhob sich und verstummte … erhob sich und verstummte … und Justen ließ die Schilde fallen, die ihn vor dem Großen Wald schützen sollten und die ihn gegen sich selbst hatten kämpfen lassen.
    Er lag auf dem Weg und vor ihm knurrte die Waldkatze, nicht unglaublich groß, sondern überzeugend und wirklich, weniger als zehn Ellen entfernt.
    Langsam richtete er sich auf. Sand klebte an seinen aufgeschnittenen Handflächen und brannte in den Wunden. Er konnte kaum seine Arme gebrauchen, um sich aufzurichten. Dann betrachtete

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