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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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er den linken Arm und den Schnitt, der vom Handgelenk bis zum Ellenbogen lief, und die vier verkohlten Male auf dem rechten Unterarm. Er schluckte.
    Die Katze knurrte.
    »Geh nach Hause, Katze. Ich will nicht mehr spielen.«
    Er blinzelte. In der Dunkelheit schien der Weg vor ihm wegzukippen. Er richtete sich auf und setzte einen Fuß vor den anderen.
    »Dieser vom Licht verdammte Wald wird mich ganz bestimmt nicht …«
    Die Katze knurrte noch einmal.
    Er knirschte mit den Zähnen und starrte das Tier an.
    Der Schwanz der Katze zuckte und sie hob eine Tatze.
    »Ich will nicht … ich will nicht!«, heulte Justen, und während er heulte, zog er die Ordnungs-Muster um sich zusammen, die er schon zweimal eingesetzt hatte. Er wusste jetzt, dass er weder Schießpulver noch Kanonen brauchte, sondern nur die Ordnung und seinen Willen, die Ordnung und seinen Willen … Ordnung und Willen!
    Der Boden bebte unter ihm, die Monolithen des Waldes schwankten und ein dünner Lichtfaden schoss aus Justens Hand und glitt über die große Katze. Nichts blieb von dem Tier übrig, nicht einmal Asche, und kein Schrei war zu hören. Vor Justen war, so weit er sehen konnte, der Weg freigebrannt.
    Das Echo der Verlagerung von Ordnung und Chaos in ihm selbst hallte durch seinen Kopf, als würden zwei Spiegel die Sonne in einem unendlich langen Flur hin und her reflektieren, in einem Gang, der gleichzeitig tief in die Erde und bis zum Himmel hinauf reichte. Überall in diesem langen Gang weinten die alten Engel; und Ryba, die mit ihren schnellen Schiffen durch den Himmel gefahren war, hielt sich den Kopf, während die Lichtdämonen lächelnd in der Dunkelheit der strahlenden Ordnung untergingen.
    Irgendwo legte eine Waldkatze sich nieder und leckte sich die Pfoten, um bald darauf einzuschlafen und den schrecklichen Alptraum von einem alten Engel zu vergessen.
    Justen hustete, taumelte weiter, konzentrierte sich darauf, immer nur einen Schritt nach dem anderen zu machen. Einen Atemzug, einen Schritt, einen Atemzug, einen Schritt …
    Er wusste nicht, wie lange es dauerte, aber als er auf die Straße nach Merthe einbog, drang das erste Licht der Morgendämmerung in den Wald.
    Dayala stand dort mit weißem Gesicht und roten Augen, mit Narben auf den Armen und im Gesicht, und von den Händen tropfte Blut.
    »War es so schlimm?«
    Mit einem letzten Schritt erreichte er die Straße und brach zusammen.
    Ihre Arme waren stark und sanft zugleich, die Arme einer Geliebten. Sie legte sich zu ihm und ihre Tränen und ihr Blut mischten sich und sickerten in den Staub.

 
LXXXVIII
     
    » W isst Ihr, ich glaube, Zerchas hatte Recht.« Beltar nippte an seinem Wein und blickte zur Brandung hinter dem Wellenbrecher hinaus. »Jera ist viel zu schön, um es zu zerstören.«
    Eldiren hob in schweigender Zustimmung sein Weinglas.
    »Wahrscheinlich müssen wir bald nach Rulyarth zurückkehren, falls dieser Schlamm sich jemals von den Straßen zurückzieht. Es ist schwer zu glauben, dass wir schon den ganzen Sommer hier sind, beinahe ein halbes Jahr.«
    »Manchmal denke ich … so lange wir immer noch Truppen verlieren, wenn wir irgendwo in der Wildnis eine unbedeutende Straßenkreuzung einnehmen, bedeutet dies, dass der Krieg noch nicht vorbei ist. Ihr könnt hier in Jera freilich nichts davon sehen.«
    »Der Krieg ist hässlich, Eldiren. Genießt die Annehmlichkeiten, so lange Ihr könnt. Wenigstens braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen, dass Jehan herumschleicht und es Zerchas meldet, wenn Ihr pinkeln geht.« Beltar nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Kelch.
    »Jehan ist gar nicht so übel. Wahrscheinlich bleibt ihm sowieso nichts anderes übrig.«
    »Bei Zerchas vermutlich nicht. Aber dennoch mache ich mir seinetwegen Sorgen. Sobald wir unterwegs sind, wird es nicht mehr so schlimm sein.« Er hob wieder den Kelch. »Angeblich überfrieren die Straßen einige Achttage vor den Schneefällen, falls überhaupt Schnee fällt.«
    »Schnee? Die Erntezeit hat doch kaum erst begonnen.«
    »Der Winter kommt hier früh. Wir müssen mit den Vorbereitungen für den Angriff auf Suthya beginnen, wenn wir direkt nach dem Tauwetter im Frühjahr angreifen wollen.«
    »Sie werden sich nicht ergeben?«
    »Zerchas meint nein. Die Suthyaner wollen wegen allem und jedem feilschen. Ich glaube aber, sie werden aufgeben, sobald unsere Truppen ihr Land einnehmen.«
    »Wie Sarronnyn? Die Sarronnesen haben nicht bedingungslos kapituliert. Das werden sie nie tun. Sie hassen

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