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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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suchen?«
    »Ich habe nichts dergleichen gesagt, junger Druide.«
    »Ich bin kein Druide.«
    »Du bist ein Druide. Ob du es akzeptierst, ist eine ganz andere Frage.« Sie lächelte. »Du möchtest das, was du als böse betrachtest, aufhalten und die Ausbreitung des Chaos von Fairhaven aus unterbinden. Das wollen wir auch. Aber eine so große Tat ist nicht möglich, ohne das Gleichgewicht in Betracht zu ziehen. Hast du dich schon einmal gefragt, was dieses Chaos möglich macht?«
    »Schon oft.« Justen zuckte mit den Achseln.
    »Und?«
    Er zuckte wieder mit den Achseln.
    »Kann man Chaos erschaffen?«, fragte der alte Engel.
    »Ich glaube nicht.«
    »Damit hast du Recht. An manchen Orten muss die Ordnung aus dem Chaos entspringen. Hier aber muss das Chaos aus der Ordnung entspringen.«
    »Was muss ich also tun, um die Macht des Chaos einzudämmen?«
    »Das liegt ganz bei dir. Du weißt jetzt, was zu tun ist, aber den Willen und den Weg musst du in dir selbst finden.« Der alte Engel lächelte. »Begonnen hat es mit der Prüfung.«
    »Wie das?«
    »Du hättest Naclos im Zustand eines Kindes verlassen können, ohne dich an irgendetwas zu erinnern. Aber du gehst als Erwachsener, der sich an alles erinnert, der das Wissen behalten und die Verpflichtung spüren will, das zu tun, was getan werden muss.«
    »Warum hätte ich nicht einfach gehen können?«
    »Du bist immer noch kaum älter als ein Kind. Es fällt dir schwer, den Glauben zu akzeptieren … deshalb werde ich das Mittel anwenden, das bei Kindern notwendig ist. Versuche zu gehen. Geh jetzt! Geh weg von mir.«
    Justen wollte sich umdrehen, aber die Beine gehorchten ihm nicht. Er nahm seine ganze Willenskraft zusammen und hob ein Bein … aber er konnte sich nicht umdrehen und setzte das Bein schwer wieder auf den Boden.
    Er sah die Schwärze und das Chaos in den alten Augäpfeln des Engels und während er sich dieses altehrwürdigen Unsinns gewahr wurde, stand er wie angewurzelt da und konnte sich nicht rühren.
    »Deshalb wirst du als wissender Erwachsener gehen. Deshalb hast du dich der Prüfung im Wald gestellt und es riskiert, sämtliche Erinnerungen an Naclos zu verlieren. Dayala hat ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um dich zu retten. Vielleicht wirst du dich auch daran erinnern können.«
    Der Druck ließ nach und Justen entspannte sich mit leichtem Schaudern.
    »Du weißt, was getan werden muss.«
    Justen nickte langsam.
    »Dayala wird dir bei den Vorbereitungen helfen. Es gibt keinen anderen Weg.«
    Justen sah die Macht in den Augen des Engels und blickte in die tiefen Quellen, eine weiß und eine schwarz und beide grün gefärbt. Die Tiefe dieser Macht ließ Gunnars Beherrschung der Stürme wie ein Kinderspiel erscheinen und sein eigenes, gerade beginnendes Verständnis wie die Versuche eines Anfängers im Mancala-Spiel.
    »Verstehst du?«
    »Nicht alles, aber hoffentlich genug.«
    »Das hoffen wir auch.«
    »Aber warum gerade ich?«
    »Wir können dich nicht retten, so wenig wie ein Volk ein anderes retten kann. Die Rettung muss immer aus der eigenen Seele und dem eigenen Selbst kommen, sie lässt sich nicht erzwingen … wie du beizeiten noch erkennen wirst.
    Du musst den Weg und den Willen finden und deine Reise hat mit der Prüfung begonnen, doch es war nur die erste von vielen. Es wird weitere, größere Prüfungen geben, in Recluce und anderswo. Morgen oder übermorgen wirst du mit Dayala nach Diehl reisen. Das ist die nächste Etappe deiner Reise. Vergiss auch nicht, dass es immer zwei Wege gibt – den sicheren und den ruhmreichen – und dass du für den ruhmreichen einen viel höheren Preis zahlen musst.«
    Justen wich dem Blick der tiefen Augen aus. Er konnte die Ausstrahlung dieser Verbindung von Ordnung und Chaos kaum noch ertragen. Er betrachtete die dunkle Baumrinde neben ihrer Schulter, aber als er den Blick wieder auf sie richten wollte, war sie verschwunden.
    Langsam und mit schleppenden Schritten verließ er den Hain. Irgendwie hatte er das Gefühl, bereits auf der Straße nach Diehl zu wandern.

 
XCII
     
    D as Boot glitt fast von selbst stromabwärts, Dayala musste nur hin und wieder eingreifen und steuern. Justen saß mittschiffs auf der Bank und beobachtete das Spiel des Lichts auf ihrem Gesicht, während sie das Boot durch die unsichtbaren Strömungen lenkte.
    »Hat die Ehrwürdige dir gesagt, warum wir nach Diehl fahren müssen?«
    »Wie sonst willst du nach Recluce zurückkehren?«
    »Ich will dich nicht verlassen.«
    »Wir haben

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