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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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in die Arme. Er schüttelte den Kopf.
    Sie wartete geduldig, während er es noch einmal und dann ein weiteres Mal versuchte. Beim vierten Versuch gelang ihm die Verdrehung, aber nicht die Bindung. Er betrachtete die Muster in seinem linken Arm und versuchte es noch einmal.
    Als er endlich nachvollzogen hatte, was sie ihm gezeigt hatte, war er in Schweiß gebadet, »… du bist wohl besser in Form als ich.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Du bist aber noch nicht fertig«, wandte sie lächelnd ein.
    Justen schluckte und wiederholte, was er gerade gelernt hatte, in seinen übrigen Körperteilen. Die Sonne war untergegangen, als er fertig war.
    »Es ist schwieriger, es bei sich selbst zu tun, aber es ist besonders wichtig.« Vor allem für mich … und für dich.
    Justen nickte. Er verstand jetzt, warum Druiden sich in ihrem Leben nur einen einzigen Gefährten nahmen. Denn wie könnte man die Qualen, die mit dem Verschmelzen der Seelen einhergingen, ein zweites Mal auf sich nehmen?
    »Jetzt kannst du die Ehrwürdige sehen, denn sie empfängt niemanden, der sich nicht dem Großen Wald gestellt hat und ein echter Druide geworden ist.«
    Justen betrachtete sich noch einmal. Äußerlich hatte er sich nicht verändert. Oder doch?
    »Manche Leute würden sagen, dass du jünger wirkst. Aber das muss nicht sein. Du bist jedenfalls jünger als die meisten anderen, die den Weg von draußen zu uns gefunden haben.«
    Justen dachte noch über ihre vorherigen Worte nach. »Wer ist denn diese Ehrwürdige?«
    »Es ist diejenige, die dir helfen kann zu verstehen, was du tun musst.«
    Justen spürte die Trauer, die in ihren Worten lag. Er drehte sich zu ihr herum und hielt sie im Dämmerlicht umfangen. Er wollte keine Fragen stellen, er wollte nur den Augenblick auskosten, wie er war, als ihre Lippen einander fanden.

 
XCI
     
    D ayala deutete zum Hain. »Da ist es.«
    »Aber warum gerade jetzt?« Gerade jetzt, wo wir uns gefunden haben …
    »Wenn die Ehrwürdige Gewissheit hat, ist der richtige Augenblick gekommen. Außerdem ist es sowieso schon spät.«
    Justen blickte zum Himmel, der sich unsichtbar über dem Baldachin des hohen Waldes spannte. Der Vormittag war noch nicht zur Hälfte verstrichen. Spät für Candar, spät für dich, spät für mich. Gunnar hat immer gesagt, ich käme ständig zu spät. Der junge Mann, halb Ingenieur und halb Druide, holte tief Luft, drückte Dayalas Hand und löste sich von ihr.
    »Ich warte auf dich«, sagte sie.
    Er hatte schon vorher gespürt, dass sie warten würde, aber dennoch empfand er die Worte als willkommene Aufmunterung und dankte ihr mit einem Lächeln.
    Mitten im Hain wuchs ein einzelner schwarzer Lorkenbaum, gedrückt vom Alter und nicht höher als Justen. Eine Frau mit silbernen Haaren, die ein silbernes Gewand trug, stand neben dem Baum.
    Auf den ersten Blick schien sie kaum älter als Dayala zu sein, aber Justen spürte das Alter unter der glatten Haut und er begriff, dass ein äußerlich jugendliches Aussehen eine Folge der Lektion war, die er gerade von Dayala gelernt hatte.
    Er neigte den Kopf. »Hier bin ich, Ehrwürdige.«
    »Du hast Fragen, junger Druide.«
    »Ich möchte wissen, wie das Böse, das die Meister des Chaos getan haben, wiedergutgemacht werden kann.«
    »Warum sagst du, dass die Taten der Chaos-Meister böse sind? Chaos ist Chaos und Ordnung ist Ordnung. Kannst du das Chaos bitten, zur Ordnung zu werden, und die Ordnung, sich in Chaos zu verwandeln?« Die Frau sprach ruhig und gemessen, als teilte sie ihm höchst offensichtliche Dinge mit.
    »Aber …«, protestierte Justen. »Aber hat denn die Ordnung keine Bedeutung? Hat das Leben keinen Sinn? Warum bemühen sich so viele Menschen, Ordnung in ihr Leben zu bringen? Und sind nicht die alten Engel aus dem Himmel geflohen?«
    »Du fragst nach dem Sinn des Lebens, als hätten die alten Engel die Antworten als Rätsel in Stein geritzt, damit jene, die nach ihnen kommen, das Rätsel lösen können. Doch weder die Welt noch die Engel haben einen Sinn. Die Welt ist einfach, wie sie ist. Sie braucht keinen Sinn. Es sind Männer und Frauen, die einen Sinn in ihrem Leben brauchen.«
    »Aber was ist mit Ordnung und Chaos? Auch sie sind, wie sie sind«, sagte Justen.
    »In der Tat, sie existieren ebenso wie die Welt. Allein die denkenden Wesen sind es, die Ordnung und Chaos einen Wert beimessen. Warum tut ein Mensch überhaupt irgendetwas?«
    »Weil er oder sie es tun will«, erwiderte Justen stirnrunzelnd. »Oder weil er es

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