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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Hafenmeisterei.
    Eine frische Brise wehte aus der Bucht und über die Pier und blies den beiden Sand und feinen Kies gegen die Beine, als sie in Richtung des Schiffsausrüsters liefen.
    »Wohin jetzt?«
    »Zu Murina. Ihr Gästehaus liegt am anderen Ende von Diehl nahe am Großen Wald.«
    Justen nickte.
    Zwei Händler, ein Mann und eine Frau, die purpurne Hosen und goldene Jacken trugen, standen unter dem Vordach des Schiffsausrüsters. Der Mann hatte einen grauen Bart, das Haar der Frau war kürzer als Justens und beide hatten Falten im Gesicht, hinter denen Justen die weißen Schatten von Chaos und Alter erkennen konnte.
    »Schon wieder so ein verdammt hübscher Druide«, murmelte die Frau. »Ich habe noch nie so prächtige Männer gesehen wie hier. Eine Schande ist es.«
    »Auch die Frauen sind wundervoll«, fügte der Händler hinzu. »Aber du kannst sie beide für dich haben. Ich habe wirklich keine Lust, mich in einen Baum verwandeln zu lassen.« Er lachte.
    Also wurden sie von Fremden beide gleichermaßen als Druiden betrachtet? Sah er denn wirklich so aus oder lag es nur an der braunen Kleidung?
    Sie kamen an einer Schenke vorbei, vor der ein Schild mit einer silbernen Schale hing. Aus dem Haus drang Justen ein ungewohnter Duft in die Nase. Schwer war er, beinahe ranzig, aber irgendwie doch vertraut. Gegrilltes Lamm? Aber er hatte noch nie den Eindruck gehabt, Lamm hätte einen schweren Geruch.
    Er schürzte die Lippen, als ihm bewusst wurde, dass er seit seiner Ankunft in Naclos kein Fleisch mehr gegessen hatte. Nüsse, einige Käsesorten, verschiedene Sorten von Eiern, aber kein Fleisch.
    An der nächsten Ecke nahm Dayala die rechte Abzweigung, die vom Hafen weg führte. Justen folgte ihr und versuchte unterwegs, die Atmosphäre der Stadt in sich aufzunehmen und eine Erklärung zu finden, warum der Ort sich anders anfühlte als Rybatta oder Merthe oder irgendein anderer Ort in Naclos.
    Er betrachtete eine Reihe niedrig gebauter Werkstätten – die mittlere war wegen der starken Nachmittagssonne mit Läden geschützt – und dann die Häuser hinter den Geschäften, die ein wenig an Kyphros erinnerten: massive Wände und abweisende Außenflächen, wahrscheinlich um einen Innenhof herum gruppiert.
    Diehl schien eine Stadt der Ordnung zu sein, nirgends waren Anzeichen von Chaos auszumachen. Was also beunruhigte ihn so an diesem Ort?
    Er rieb sich das Kinn und warf einen Seitenblick zu Dayala. Fühlte sie sich ähnlich?
    »Ja, das solltest du eigentlich wissen.«
    Sollte er das wissen? Dann nickte er, grinste und schüttelte den Kopf. Ein Teil des Unbehagens, das er fühlte, war nicht seines, sondern ihres. Er hatte immer noch Mühe, ihre einander überlagernden Gefühle auseinander zu halten.
    Oberflächlich – das war das Wort, das Diehl beschrieb. Oberflächlich. Die Ordnung in der Stadt schien – verglichen mit dem Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos im Großen Wald – kein wirkliches Fundament zu haben. Würde ihm jetzt auch Recluce so erscheinen? Er rieb sich das Kinn und rückte seinen Tornister zurecht. Der Inhalt bestand überwiegend aus kleinen Gegenständen wie der Schachtel, die Dayala ihm geschenkt hatte. Sie hatte außerdem eine kleinere Schachtel für Gunnar dazugelegt und einige weitere, die Justen nach Belieben verschenken sollte. Eine würde natürlich Altara bekommen.
    Im Gegensatz zu Rybatta war Diehl dicht bebaut und die Häuser schienen sich beinahe zusammenzudrängen, bis Justen und Dayala unvermittelt den Stadtrand erreichten.
    Justen sah sich um. Sie waren höchstens eine Meile weit gelaufen und jetzt stand keine zweihundert Ellen vor ihnen bereits die erste Reihe der riesigen Bäume.
    Zwischen diese Bäume geschmiegt stand Murinas Gästehaus am Saum des Großen Waldes, der gleich am Ortsrand im Nordosten von Diehl begann. Das Gästehaus, so nahm Justen an, war sicherlich wie alle ordentlichen Gästehäuser aus den Eichen gewachsen, die zugleich die Wände bildeten.
    Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Jetzt lachte er und spürte, dass ein Teil der Erleichterung, die er empfand, von Dayala ausging.
    Sie hüpften beinahe den mit Steinen ausgelegten Weg zum Vordereingang hinauf, wo Dayala die Glöckchen klingen ließ, die an einem Wollband hingen.
    »Ich komme schon …«
    Wie die weitaus meisten Druiden hatte auch Murina silbernes Haar, aber die Augen waren nicht grün, sondern braun wie Yuals Augen. Im Gegensatz zu Dayala war sie

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