Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
doch schon darüber gesprochen. Du kannst Recluce nicht verlassen – falls du es wirklich willst –, ohne noch einmal zurückzukehren. Und wenn du wieder hierher kommst, dann werde ich für dich da sein.« Immer …
    Justen schluckte. Der Gedanke tat weh und er langte nach ihrer freien Hand. Ihre andere Hand lag auf der Ruderpinne des Bootes.
    Schweigend fuhren sie an einer Wiese am Westufer vorbei. Ein einsames Haus, aus zwei Eichen gewachsen, stand dort auf einer kleinen Lichtung.
    Ein Mädchen, das in einem kleinen Garten auf Knien hockte, winkte ihnen zu und Justen winkte zurück.
    »Wie weit ist es noch bis Diehl?«
    »Mindestens noch einen halben Tag.«
    Wieder drückte er Dayalas Finger.
    Als sie die Lichtung und das Haus hinter sich gelassen hatten, ließ Justen seine Sinne ins Wasser eindringen. Er spürte die kleinen Lichtblitze, die von den Fischen oder einer Schildkröte am Grund ausgingen; an dem mit Büschen bewachsenen Ufer lebten hier und dort Fischotter.
    »Das ist viel angenehmer, als zu laufen.«
    »Aber auch die Fahrt mit einem Boot hat ihre Schattenseiten.« Dayala lenkte das Boot ein wenig näher ans östliche Ufer, um es zurück in die Hauptströmung zu bringen.
    »Das Wandern durch die Steinhügel etwa nicht?«
    Rechts neben dem Boot flammte tief unten im Wasser ein rötlich-weißer Schein auf.
    »Oh …«, murmelte Dayala.
    »Was ist?« Justen richtete sich auf.
    Das Wasser schien zu explodieren, weißer Schaum spritzte hoch und das Boot schaukelte heftig, als zwei Kiefer, so lang, wie Justen groß war, aufklafften. Das garstige Maul gehörte einer graugrünen, mit moosigen Schuppen bedeckten Wasserechse, die heraufschoss und wieder ins Wasser schnellte, dass eine Welle entstand, die das Boot beinahe zum Kentern gebracht hätte. Justen und Dayala wurden, während sie sich erschrocken festhielten, bis auf die Knochen durchnässt.
    Justen griff instinktiv nach dem Schwert, das er seit der Wanderung durch die Steinhügel nicht mehr bei sich trug, dann schnappte er sich das Reserveruder, auch wenn er wusste, dass es gegen die Kiefer, die er gerade gesehen hatte, nicht viel würde ausrichten können.
    Zwei Augen, so groß wie Wasserflaschen, hefteten sich auf das Boot und seine Insassen. Eine Woge von Chaos und Hass schwappte aus dem Fluss heraus wie klebriger Regen. Die Wasserechse, die gut doppelt so lang war wie das Boot, schwamm ihnen eilig hinterdrein.
    Während er sich an seine Qualen am Rande des Großen Waldes erinnerte, sammelte Justen Ordnung und seine Willenskraft um sich und lenkte beides gegen das riesige Wasserreptil.
    Ein Strahl aus weißem Licht flog ihm von der Echse entgegen. Das Wasser brodelte, das Boot schwankte und Justen hob die Hand. Unendlich langsam schien sich seine Hand zu bewegen, als er eine dünne Spur aus Schwärze an der weißen Linie entlang zurücklaufen ließ, bis sie die riesige Echse ganz durchdrang.
    Aber das weiße Licht schlug wie eine Welle über Justen zusammen und sein Kopf schien in tausend Stücke zu zerspringen, als die Veränderung des Gefüges von Ordnung und Chaos, die er vorgenommen hatte, in seinem Schädel summte. Zwei Spiegeln gleich ließen die beiden Pole das Sonnenlicht in einem endlosen Gang hin und her laufen – in einem Gang, der tief unter die Erde und mit dem anderen Ende bis hinauf in den Himmel führte.
    Dann umfing ihn Dunkelheit und er brach im heftig schwankenden Boot zusammen.
    Die Sonne stand schon tief, als Justen eine weiche Hand auf der schmerzenden Stirn und kühle Luft auf den brennenden Wangen spürte. »Oh …«
    Das Boot wiegte sich sanft und er fröstelte, als der frische Wind über sein nasses Hemd strich. Er öffnete die Augen und hustete. Die tiefen Kerben im Holz des Bootes sagten ihm, dass die Wasserechse keine Einbildung gewesen war. Er schauderte wieder und fragte sich, ob er das fremde Naclos jemals würde wirklich begreifen können. An der Oberfläche schien alles friedlich zu sein – genau wie der Fluss.
    Er drehte suchend den Kopf, um zu sehen, wo Dayala wäre. Er spürte, dass sie in der Nähe war, sich aber nicht auf ihn, sondern auf etwas anderes konzentrierte.
    »Ich bin hier. Jemand muss ja das Boot lenken, wenigstens hin und wieder einmal.«
    Justen wollte sich aufrichten, aber die Beine verweigerten ihm den Gehorsam. »Meine Beine …« Er sah die Beine an, konnte jedoch keine Verletzungen erkennen. Er benutzte die Ordnungs-Sinne und wollte das Muster flechten, das Dayala ihm gezeigt hatte, konnte

Weitere Kostenlose Bücher