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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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aber nichts spüren, als wäre er auf einmal blind für die Strukturen der Ordnung. »Ich kann nichts sehen. Ich meine …«
    »Es ist alles in Ordnung. Das war ein Geistschlag, das geht vorbei.«
    »Ein Geistschlag?«
    »Auf diese Weise betäuben die Wasserechsen ihre Beute. Du musst eine Barriere oder einen Schild aufbauen, um es abzuwehren.«
    »Wie lange soll das dauern? Tage? Jahreszeiten?« Justen fröstelte wieder, nicht nur wegen der Kälte und obwohl die Nachmittagssonne ihn hätte wärmen sollen. Der Kopf tat ihm immer noch weh.
    Dayala hatte sich hinter ihn geschoben und nahm ihn in die Arme, um ihn mit ihrem Körper zu wärmen. »Nur eine Weile. Es dauert nie länger als einen Tag. Die Kopfschmerzen könnten etwas länger anhalten.«
    Er blinzelte, rieb sich die Augen und ließ sich von ihr halten. »Immer wenn ich glaube, ich hätte etwas über dieses Land gelernt, erlebe ich eine hässliche Überraschung.«
    »Du hast aber auch eine Art, solche Überraschungen anzuziehen. Ich habe schon lange keine so große Wasserechse mehr gesehen.«
    »Warum gerade ich?«
    »Weil du eine lebendige Quelle der Ordnung bist und Ordnung in dieser Konzentration zieht das Chaos an, mein lieber Mann.« Sie kletterte ins Heck des Bootes zurück und übernahm wieder die Ruderpinne.
    »Du meinst, das wird mir immer wieder passieren?«, fragte Justen stöhnend.
    »Nein. Nach einer Weile wird es dir nicht einmal mehr in Naclos passieren.«
    »Ach, wirklich? Ich kann es noch nicht ganz glauben. Was ist eigentlich aus unserem riesigen Freund geworden?«
    »Aus der Echse? Die Schildkröten und Karpfen haben ein Festmahl bekommen.«
    »Danke.«
    »Ich habe überhaupt nichts gemacht. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich etwas hätte tun können. Du hast sie betäubt und sie ist ertrunken.«
    Justen holte tief Luft. In den Beinen begann es zu kribbeln. Wahrscheinlich ein gutes Zeichen, dachte er.
    Dayala bewegte die Ruderpinne und ein kleiner Ruck ging durch das Boot. »Um die Echsen, die nicht größer werden als Katzen, kümmern wir uns kaum. Aber diese hier war wohl älter als die Stadt Diehl.« Sie zuckte mit den Achseln.
    Justen lief es kalt den Rücken herunter, als er sich an das Licht des Chaos erinnerte, das aus der Echse hervorgebrochen war. Die Kraft war stärker gewesen als jeder Magier. Und dabei hatte er kurz vorher noch gedacht, wie friedlich es in Naclos sei.
    »Die Gefahren, in die du gerätst, sind die offensichtlicheren.«
    Justen rieb sich die Stirn, bis ihm bewusst wurde, dass Dayala das Gleiche tat. »Oh … meinst du, dass du meine Kopfschmerzen fühlst?«
    »Es geht hin und her, glaube ich. Du wirst es in nicht so ferner Zeit verstehen.«
    Justen holte tief Luft und schaute auf das dunkle Wasser hinaus.
    »Wir werden es heute Abend nicht mehr bis Diehl schaffen«, erklärte Dayala.
    »Ich dachte es mir schon fast.«
    Dayala lachte und Justen griff nach ihrer freien Hand.

 
XCIII
     
    D ayala lenkte das Boot um die letzte Biegung des Flusses zur einzigen langen Pier im Hafen. Abgesehen von einem verlassenen Fischerboot war die Pier leer, aber sie war lang genug für mindestens zwei seetüchtige Schiffe.
    Justen stand am Bug und wartete, die Leine in einer Hand, bis Dayala das flache Boot mit geschickten Bewegungen des Ruders nahe genug an die Pier bugsiert hatte, so dass er hinaufklettern konnte. Die Pier roch nach Tang und Miesmuscheln und nach dem Moder von altem Holz. Nachdem er die glitschige hölzerne Leiter hinaufgestiegen war, band er das Boot an der Landseite der Pier fest. Anschließend bückte er sich und nahm das Gepäck, das Dayala ihm reichte. Schließlich streckte er die Hand aus, um ihr herauf zu helfen. Als sie neben ihm auf der Pier stand, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Er richtete sich auf und rieb sich wieder einmal die Stirn.
    »Tut dir immer noch der Kopf weh?«
    »Es kommt in Schüben«, meinte Justen. »Aber es wird schwächer.«
    Sie sah ihn einen Augenblick nachdenklich an.
    »Jetzt ist es besser, vielen Dank.«
    »Ich mag Kopfschmerzen auch nicht.«
    Justen lachte und nahm den Tornister auf den Rücken. Am Ende der langen Pier, die aus Stein und Holz gebaut war, befand sich die Hafenmeisterei – ein einstöckiges, aus glattem, poliertem Holz gebautes Haus mit Dachschindeln aus gebranntem Lehm. Ein Schiffsausrüster, erkennbar an dem Schild mit den beiden gekreuzten Kerzen, die von einem Seil umgeben waren, hatte seinen Laden zwei Straßenecken hinter der

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