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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Augenblick lang starrte Elisabet ihren Bruder an, dann wandte sie den Blick ab. Sie schauderte und blickte zu Boden.
    »Und jetzt, Mädchen, erzähle mir, was du gesehen hast«, verlangte Horas.
    »Er … seine Ordnung … da ist kein Chaos, das nicht eingebunden wäre. Sogar Gunnar hat ein paar Flecken von … von freiem Chaos in sich. Justen aber nicht.« Elisabet hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden. Schließlich schaute sie wieder auf. »Es ist etwas …« Sie schluckte, ohne den Satz zu Ende zu bringen. »Du hast es wohl wirklich ernst gemeint. Die Druiden haben irgendetwas mit dir gemacht. Aber warum?«
    »Ja, es war mein Ernst. Aber sie haben nichts gemacht. Es ist etwas, das ich selbst tun musste. Und es betrifft … es betrifft praktisch alles.« Justen wusste, wie überheblich seine Worte klingen mussten, aber deshalb waren sie nicht weniger wahr. Er sprach rasch weiter. »Ich werde vorläufig noch nicht nach Candar gehen. Ich habe hier noch eine Menge zu tun.«
    »Gut!«, rief Elisabet.
    »Ich kann auch nicht behaupten, dass mir diese Vorstellung missfällt«, fügte Cirlin hinzu.
    »Da dies nun erledigt ist, können wir vielleicht essen?«, fragte Horas.
    Justens knurrender Magen stimmte ihm zu.
    »Aber Justen!«, rief Elisabet wie eine Mutter, die mit einem ungezogenen Kind schimpft.
    Er zuckte mit den Achseln und blickte wie sein Vater zur Küche. Aber seine Augen brannten, als er die vertrauten und auf einmal doch so fremden Apfelbäume sah, die draußen in der Dämmerung standen.

 
CIII
     
    » E s tut mir leid, dass ich dein Wiedersehen mit deiner Familie stören muss, aber der Rat hat sehr nachdrücklich …«
    »Altara …« Justen unterbrach die Entschuldigungsrede der Leitenden Ingenieurin. Es war mindestens die fünfte, zu der sie auf der dreitägigen Fahrt von Wandernicht angesetzt hatte. »Du hast mich nicht gestört, und auf dem Rückweg können wir noch einmal dort Halt machen. Also mach dir keine Sorgen.«
    »Aber ich finde das einfach nicht schön. Deine Angehörigen haben dich seit mehr als einem Jahr nicht gesehen.«
    Justen holte tief Luft und dachte an die Dinge, die nach seinem Gespräch mit dem Rat vor ihm lagen. Es würde nicht leicht werden, wieder nach Candar zurückzukehren, aber er sah keine andere Möglichkeit. Nicht, nachdem ihm die verehrte Ordnung von Recluce jetzt so oberflächlich und unausgewogen erschien.
    »Du hast mir überhaupt noch nichts erzählt.«
    »Nein.«
    »Was ist nur aus dem sorglosen Justen geworden, der Waffen als altmodisch bezeichnet hat?«
    »Ich trage immer noch keine Waffen, wie du sicher bemerkt haben wirst.« Er bemühte sich vergeblich, unbefangen zu klingen.
    »Damals war es ein Spiel. Jetzt ist es Ernst.« Altara deutete auf die schwarzen Gebäude, die rechts vor ihnen auf der Klippe standen. »Dort ist die Schwarze Residenz.«
    Die fünf schwarzen Gebäude schienen mit dem massiven Fels verwachsen, der über weite Teile der Insel den Grund bildete, aber dennoch schienen sie irgendwie nicht im Gleichgewicht zu sein, als könnten sie jederzeit zur Seite kippen. Er blinzelte und schüttelte den Kopf, aber das Gefühl wich nicht, als sie weiterritten. Er hatte beinahe schon den Eindruck, die alte Ordnung, die von den Steinen verkörpert wurde, könnte über seinem Kopf zusammenbrechen.
    Er holte tief Luft, als er das Pferd vor einem kleinen, alten Stall zügelte. Er stieg ab und klopfte dem Pferd auf den Hals. Der Hengst wieherte leise.
    »Von dem jungen Ingenieur, der sich kaum auf einem grauen Klepper halten konnte, ist wirklich nichts mehr zu sehen.« Altara stieg lachend von ihrem braunen Wallach und reichte einem schwarz gekleideten jungen Mann, der sie schon erwartet hatte, die Zügel.
    Justen gab die Zügel seines Pferdes einer jungen Frau, aber der Hengst wieherte und brach aus. Justen sah das Pferd an und schickte dem lebhaften Tier einen kleinen Funken Ordnung. »Immer mit der Ruhe, mein Junge«, sagte er.
    Der Hengst schnaubte und beruhigte sich. Die junge Helferin riss die Augen auf und wich ängstlich zurück, obwohl Justen sie freundlich anlächelte. Er stieg über eine kleine Pfütze, die sich in einer Vertiefung der ausgetretenen, alten Steine gebildet hatte. In Alberth, wo sie die letzte Nacht abgestiegen waren, hatte es nicht geregnet.
    »Wohin jetzt?« Justen sah fragend zum Gehweg auf der rechten Seite.
    »Hier entlang.« Altara deutete zum linken Weg, der den Stall umrundete und zur südlichen Seite der Residenz führte,

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