Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
sah beinahe aus wie damals, als Justen die Heimat verlassen hatte. Nur die gebrochenen Speichen auf dem Schild waren jetzt von einem dunkleren Braun. Ein Mann, nicht viel älter als Justen, der einen Farbeimer in der Hand hielt, winkte Severa zu. Sie winkte zurück.
    »Wer war das?«, fragte Justen. Er musste sich an der Kante des Sitzes festhalten, als Severa die Bremse anzog und die Kutsche ruckend zum Stehen kam.
    »Das war Rildr, der Neffe des alten Hernon. Sie wollen die alte Schenke nach und nach renovieren. Das Haus war eigentlich noch nicht sehr heruntergekommen, aber wenn man sich nicht ständig um einen Gasthof kümmert, fällt er irgendwann auseinander.«
    »Ich glaube, das gilt so ziemlich für alles.« Justen gab ihr die zwei Kupferstücke für die Fahrt und rutschte vom Ledersitz herunter, um seinen Tornister von der Ladefläche zu holen. Er blickte zu den hohen, dünnen Wolken hinauf, die ein wenig Kühlung, aber keinen Regen verhießen.
    Severa steckte die Münzen in ihre Börse, hob einen der ledernen Postsäcke vom Wagen und stellte ihn auf das Pflaster vor der Poststube. Unterdessen kam schon ein junger Postpacker aus dem Gebäude gelaufen. »Entschuldige, Severa. Ich habe dich nicht gehört.«
    »Und wenn ich die Dämonen wecken würde, dann würdest du es immer noch nicht hören, Lorn«, sagte Severa belustigt zu dem jungen Mann, der betreten das Pflaster vor seinen Füßen anstarrte.
    Justen nahm seinen Tornister auf die Schulter und verabschiedete sich mit einer knappen Handbewegung von Severa. »Danke.«
    »Freut mich, dass du mit mir gefahren bist, Justen. Grüß mir deine Mutter.«
    »Gern.« Justen drehte sich um und ging nach Westen über die Hauptstraße, vorbei an der Kupferschmiede und Bastas Kurz- und Lederwarengeschäft.
    Vor Seldits Werkstatt stand ein Fuhrwerk. Der Küfer und der Kutscher luden gerade ein großes Fass auf den Wagen, auf dem schon drei andere standen.
    »Guten Tag, Seldit«, rief Justen freundlich im Vorbeigehen.
    »Justen! Aber das ist ja … wann bist du denn zurückgekommen?«
    »Gestern … gestern bin ich in Nylan eingetroffen.« Justen blieb stehen.
    »Dein Vater wird froh sein, dich wieder zu sehen.« Der Küfer, ein Mann mit muskulösen Armen, unterbrach sich und hustete. »Deine Mutter und deine Schwester natürlich auch.«
    »Ich freue mich auch, sie wieder zu sehen.« Justen lächelte. »Ich will euch nicht weiter aufhalten. Ich werde sowieso einige Tage hier bleiben.«
    »Da kann man mal sehen …« Seldit schüttelte den Kopf und wandte sich an den Fuhrmann. »Ingenieure und Magier … da weiß man nie …«
    »Genau.« Justen zwang sich zu einem Grinsen. »Da weiß man nie. Genau wie falsche Kupferstücke kommen wir immer wieder zu einem zurück.«
    »Jetzt mach, dass du weiterkommst. Du bist immer noch ein junger Spund … irgendwie.«
    Justen winkte und ging weiter. Seldit hatte sich wenigstens nicht verändert, auch wenn ihm Wandernicht im Ganzen irgendwie oberflächlicher vorkam. Es war ein ähnliches Gefühl wie in Diehl und sogar in Nylan, obwohl Nylan unter den dreien noch derjenige Ort zu sein schien, der am stärksten in sich ruhte. Dennoch hatte Justen inzwischen den Eindruck, dass Nylan nicht im Gleichgewicht war und in seinem Übermaß an Ordnung fast ertrank.
    Nachdem das Haus, in dem einst Shrezsan gelebt hatte, hinter ihm lag, erreichte er ein kleineres Gebäude, das nagelneu sein musste. Eine blonde junge Frau und ein Kind waren im kleinen Garten beschäftigt. Also, dachte Justen lächelnd, dann hatten Shrezsan und Yousal sich neben dem Haus ihrer Eltern niedergelassen, um das Geschäft der Familie mit Wolle und Leinen weiterführen zu können. Weder Shrezsan noch das Kind schauten auf, als er vorbeiging und sich den Hügeln näherte, zwischen denen die Obstgärten mit Kirschen und Birnäpfeln begannen.
    Hinter dem ersten Obstgarten, dessen Bäume gewiss so kräftig wirkten wie die in Naclos, hielt Justen Ausschau, bis er endlich das Wohnhaus sah. Als er den letzten Obstgarten mit Kirschbäumen hinter sich gelassen hatte, schien das Elternhaus, gebaut aus schwarzem Stein und gedeckt mit Schiefer, unverändert vor ihm zu stehen. Lag es an den Menschen, die in ihm lebten? Oder daran, dass es länger stand als viele andere? Justen konnte die drahtige Gestalt seines Vaters erkennen. Er stand am Ende des Gartens auf einer Leiter und pflückte Äpfel. Unten wartete Elisabet und reichte ihm einen Korb an.
    Sie wandte sich um und als sie Justen

Weitere Kostenlose Bücher