Krieg der Ordnung
die Eiserne Garde gesehen hatten. Dann sah er die schwarz gekleideten Gestalten, die jetzt Klingen trugen und die höchsten Anführer der sarronnesischen Truppen umringten.
Der Wind ließ nach, der Hagel wurde schwächer.
»Wähle, Ingenieur! Ich oder dein Bruder.« Firbek deutete zur vorrückenden Eisernen Garde.
Justen konnte die vorstoßenden Weißen Truppen spüren. Blau uniformierte Gestalten eilten den Hügel herauf und rannten der Stadt Sarron entgegen, die unglaublich weit entfernt schien.
Justen drehte sich zum nächsten Raketenwerfer um, immer noch Firbeks Schwert haltend. Er wäre beinahe über die reglos am Boden liegende Altara gestürzt. Die Augen auf Firbek geheftet, bückte Justen sich. Die Leitende Ingenieurin war bewusstlos, aber sie atmete noch. Er flößte ihr ein wenig Ordnung ein, ehe er sich wieder aufrichtete.
»Und nun … was willst du jetzt tun, Firbek?« Justen versuchte, den Raketenwerfer auf die anrückenden, grau uniformierten Gestalten auszurichten. »Willst du dich der Eisernen Garde anschließen?«
Der große Soldat richtete den zweiten Raketenwerfer auf Justen. »Das wäre gar keine so schlechte Idee. Wenigstens gibt es in Fairhaven nicht so viele Heuchler.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Sieh dir nur die Mächtigen Zehn an! Sie könnten jedes Schiff auf dem Meer zerstören und der Rat lässt jedes Jahr ein Schiff bauen, das größer ist als das letzte, meint aber gleichzeitig, wir könnten niemandem helfen. Wir haben elende Raketen, wo wir Granaten brauchen würden.«
»Dies ist nicht der Augenblick zum Philosophieren. Warum richtest du den Werfer nicht auf den Hügel, wo die Lanzenreiter anrücken?«
»Warum sollte ich?« Firbek fummelte mit dem Zündstein herum.
Justen ignorierte die stechenden Kopfschmerzen, legte einen Licht-Schild um sich und trat zur Seite.
Zischend flog die Rakete an ihm vorbei. Justen wich mit einem Sprung aus und drehte sich wieder zu Firbek herum.
Firbek zündete die zweite Rakete und riss den Raketenwerfer zu dem Ingenieur herum, den er nicht mehr sehen konnte.
Auch diese Rakete zischte an Justen vorbei, der inzwischen rannte.
Justen hob das Schwert, drehte es aber im letzten Augenblick herum, so dass es nur mit der flachen Seite Firbeks Kopf traf.
Der Soldat ging zu Boden.
»Aaaah …«
Ein sengender weißer Blitz blendete Justen vorübergehend. Er schüttelte den Kopf, um wieder zu sich zu kommen. Offenen Mundes starrte er zum Kommandozelt neben dem Wachturm, das lichterloh brannte. Brennende sarronnesische Soldaten stürzten heraus.
Nach einem kurzen Blick zum bewusstlosen Marineinfanteristen rannte Justen zum brennenden Zelt am Wachturm. Von der Hitze gebremst – anscheinend war es hier heißer als an jedem Schmiedefeuer –, sah er sich um. Gunnar kam zu ihm gewankt.
»Mach schon!«, brüllte Justen. »Ruf einen Sturm … irgendetwas!« Seine Haarspitzen knisterten, als er sich den Flammen weiter näherte.
»Spürst du es nicht?« Gunnar schüttelte traurig den Kopf.
Justen öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Im Zelt waren nichts als Leichen. »Dieser Bastard …«
»Wer?«, fragte Gunnar blinzelnd.
Eine Feuerkugel traf die alten Steine des Turms. Justen taumelte, dann drehte er sich wieder zu den Raketenwerfern um. Er hatte kaum drei Schritte gemacht, da erreichte das erste rote Banner – und dahinter mehr als zwei Dutzend Lanzenreiter – die Hügelkuppe. Er sah zum Eisenholzwald hinüber. Auch die in Reih und Glied marschierende Eiserne Garde war höchstens noch zweihundert Ellen vom Wachturm entfernt.
Wo die überlebenden Marineinfanteristen sich gesammelt hatten, konnte er jetzt Altaras große Gestalt ausmachen. Sie war mit einem Schwert bewaffnet. Die schwarz gekleideten Marineinfanteristen aus Recluce und die überlebenden sarronnesischen Soldaten marschierten eilig nach Sarron zurück, die Schilde gehoben, um sich vor den Pfeilen zu schützen.
»Schirm dich ab«, rief Gunnar. »Sie kreisen uns ein. Geh nach Sarron zurück.«
Gunnar verschwand direkt vor Justens Augen, aber der Ingenieur konnte die Verformung der Lichtstrahlen deutlich fühlen.
Eine weitere Feuerkugel flog vorbei – so dicht, dass Justen die Hitze spüren konnte.
Er packte die Klinge, die er Firbek abgenommen hatte, und drehte sich zu den letzten sarronnesischen Truppen um, die neben dem Wachturm standen. Um eine große, blonde Anführerin geschart, wichen die Sarronnesen vor den Weißen Streitkräften zurück. Beinahe rannten sie zur
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