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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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einen Schritt zurücktaumeln. Er wäre beinahe gegen Altara geprallt. Doch die Leitende Ingenieurin wankte nicht um Haaresbreite, denn sie hielt sich mit einer Hand an einem Balken ihrer Deckung derart fest, dass die Hand und der ganze Arm unnatürlich weiß waren.
    Er zuckte zusammen, als er die Schmerzen spürte, die von ihr ausstrahlten, und wich einen weiteren Schritt zurück.
    »Bei der Dunkelheit …«
    Er blickte zum langen Abhang hinunter, dann zu der Böschung an der rechten Flanke, wo die sarronnesische Kavallerie zwischen dem Sumpf und dem Rand des Schanzwerks die Weißen Streitkräfte angriff. Der Kampf wogte hin und her.
    Dann ertönten drei rasche Trompetenstöße und die blau uniformierten Reiter machten kehrt und zogen sich zurück, aber sie waren nicht schnell genug. Zwei Feuerkugeln verwandelten ein halbes Dutzend Reiter und ihre Pferde in verkohlte Haufen.
    Jetzt flogen Pfeile – gewöhnliche Pfeile, wie Justen abwesend bemerkte – und die Reihen der Galler lichteten sich.
    Justen zog sich noch ein paar Schritte zurück und lehnte sich gegen die kühlen Steine des Wachturms.
    Ein junger Mann kam zu ihm gerannt und drückte ihm ein Stück Käse in die Hand. »Die Heilerin hat gesagt, Ihr sollt das essen.« Er war schon wieder weg, ehe Justen auch nur den Mund geöffnet hatte.
    Wieder flog eine Rakete den Hügel hinunter, gleich darauf die nächste.
    Der Ingenieur setzte sich auf den feuchten Lehm und biss vom Käse ab, während er die Marineinfanteristen und die Raketenwerfer beobachtete.
    »Halt!« Altara hatte sich aus ihrer Konzentration gerissen.
    »Was ist?«, fragte Firbek.
    »Wir treffen mehr von unseren als von ihren Soldaten. Außerdem ziehen sie sich zurück. Warte ab … entweder, bis die Eiserne Garde oder die Lanzenreiter kommen.«
    »Feuerpause«, befahl Firbek müde.
    Justen aß mechanisch den Käse und trank etwas lauwarmes Wasser aus der Flasche an seinem Gürtel, die er beinahe vergessen hatte. Das Pochen im Kopf war weitgehend abgeklungen. Jetzt, in der Mittagshitze, wurde es buchstäblich totenstill auf dem Schlachtfeld.
    Altara kam zu ihm und setzte sich neben ihn. »Wir müssen die Pausen nehmen, wie sie kommen. Aber sie werden wieder angreifen. Außer den Raketen haben wir nicht mehr viel.«
    Justen bot ihr die Wasserflasche an.
    Die Leitende Ingenieurin nahm einen Schluck und gab ihm die Flasche zurück. »Danke. Was hast du mit den Kanonen gemacht? Ach, eigentlich will ich es gar nicht so genau wissen. Es hat sich angefühlt, als hättest du mit dem Chaos gespielt, aber du hast keine Spur von Chaos an dir.«
    »Ich habe mir einen Weg überlegt, wie man Ordnung und Pulver kombinieren kann, um Chaos entstehen zu lassen.« Justen holte tief Luft. »Geht das immer so?«
    »Was meinst du damit? Du hast doch viel mehr erlebt als ich.« Altara lächelte ihn traurig an.
    »Ich meine, ist es … ist es immer so unorganisiert? Ich meine nicht die Kämpfe … aber es passiert so viel auf einmal, dass ich nicht mehr nachkomme. Clerve wurde verwundet, aber ich habe ihm nur Wasser gegeben und ihn eine Weile angestarrt. Irgendwie habe ich überhaupt nicht bemerkt, dass er verwundet war. Wie kann man hier im Auge behalten, was alles geschieht?«
    »Ich möchte wetten, dass hier kaum jemand die Übersicht behält.« Altara blickte zu den Marineinfanteristen, die bis auf Firbek inzwischen alle hinter den Querbalken saßen, mit denen die Schanzen auf der Hügelkuppe verstärkt worden waren. »Firbek hat einfach aufs Geratewohl seine Raketen abgefeuert.«
    Ein dumpfer Trommelwirbel dröhnte herauf.
    »So ein Mist, das werden wohl wieder die Weißen Lanzenreiter sein.« Altara rappelte sich mühsam auf.
    Der Trommelwirbel ging weiter und die Antwort bestand aus vier kurzen Fanfarenstößen auf der Seite der Sarronnesen.
    Wie in den früheren Schlachten ritten die Weißen Lanzenreiter mit gleichmäßiger Geschwindigkeit heran. Die aus Neusilber gefertigten Lanzenspitzen glitzerten in kaltem Feuer. Die Angreifer formierten sich außerhalb der Reichweite der Bögen fast fünf Reihen tief.
    »Bereit machen!«, befahl Firbek.
    »Warte«, gab Altara zurück. »Warte, bis sie näher sind. Ziele auf die flache Stelle dort unten, wo der Hang beginnt. Dort müssen sie langsamer reiten und wahrscheinlich ballen sie sich etwas zusammen.«
    Wieder ertönte ein Trommelwirbel und die Weißen Lanzenreiter griffen an.
    »Bereit machen!«
    Vom sarronnesischen Wachturm her erklang ein abgehacktes Fanfarensignal

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