Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
vermisst. Sarron wird in wenigen Tagen fallen, wenn nicht schon eher.« Sie sah sich über die Schulter zu den rosafarbenen Granitmauern um. »So viel zum Wert der Legende.«
    Unter ihren Füßen bebte der Boden.

 
XLIV
     
    I m grauen Licht vor Einbruch der Dämmerung setzte Justen sich auf die Steinmauer und kaute langsam die Handvoll überreifer Rotbeeren, die er von einem Busch gepflückt hatte, der trotz der späten Jahreszeit noch Früchte trug. Er lauschte dem Zirpen der Insekten und dem Flüstern des Nordwindes. Der Wind trug einen leichten Geruch von Asche mit sich.
    Die Bäume veränderten sich, aber die Blätter färbten sich nicht golden oder rot, sondern schmutzig braun. Lag es daran, dass die Bäume in Sarronnyn anders waren als daheim, oder war es der Einfluss des Chaos?
    Der Ingenieur schüttelte müde den Kopf. Die Weißen hatten den Bäumen nichts angetan. Wie leicht es doch war, sich in allem und jedem auf die eigenen Belange zu beziehen. Die Bäume und Steine würden überdauern, ob nun Ordnung oder Chaos den Sieg in Sarronnyn davontrugen.
    Er schluckte die letzten Beeren herunter. Nachdem er schlecht geschlafen und nichts als ein paar Beeren zum Frühstück gefunden hatte, war er nach wie vor müde und hungrig. Er hatte keinen Tornister, keinen Stab, kein Messer. Ihm blieben nur ein Schwert ohne Scheide, die Kleider, die er am Leibe trug, drei Gold- und einige Silberstücke und ein paar Kupfermünzen. Er hatte kein Pferd und zwischen ihm und Sarron stand die Hauptmacht der Weißen Truppen.
    Wenigstens konnte er, nachdem er die Rotbeeren gegessen hatte, aufstehen, ohne das Gefühl zu haben, gleich wieder umzukippen. Eines aber war ihm völlig klar. Er würde zu Fuß keinesfalls die Weißen umgehen und nach Sarron oder Rulyarth zurückkehren können. Er holte tief Luft und sah sich um. Im Südosten, höchstens eine Meile entfernt, stand eine kleine Kate mit zwei Nebengebäuden. Da aus dem Schornstein kein Rauch aufstieg und die ganze Umgebung völlig still war, nahm er an, dass die Bewohner das Haus verlassen hatten.
    Justen wandte sich nach Nordwesten, aber die Sümpfe von Klynstatt erstreckten sich noch etwa zwei oder drei Meilen weit am Fluss entlang. Dieses Sumpfgebiet war auch der Grund dafür, dass der Schiffsverkehr knapp oberhalb von Sarron nicht mehr möglich war. Es war zwar höchst unwahrscheinlich, dass man ihn durch den Sumpf verfolgen würde, aber andererseits legte er keinen großen Wert darauf, diesen Weg zu nehmen, weil die großen Wasserechsen für ihren Heißhunger bekannt waren.
    Er kletterte auf die Steinmauer und hielt sich im Gleichgewicht, indem er einen Zweig einer verwachsenen kleinen Eiche neben der halb eingestürzten Mauer packte. Dann sah er nach Norden. Eine niedrige Wolke, Rauch oder Nebel, hing über dem nördlichen Ende des Sumpfes. Selbst aus dieser Entfernung konnte er noch die Weißen Truppen östlich vom Fluss und dem Sumpf spüren. Wahrscheinlich bereiteten sie gerade den Angriff auf Sarron vor.
    Er sprang von der Mauer herunter und lief zwanzig Ellen weit durch braunes Gras, bis er die verlassene Straße erreichte. Als er auf dem Streifen Lehm stand, denn mehr war es nicht, untersuchte er die Spuren. Es gab nicht viele und alle führten nach Süden, fort vom Schlachtfeld.
    Im Süden würde er keine Pferde finden, nur Flüchtlinge. Justen wandte sich nach Norden und bereitete sich darauf vor, jederzeit einen Licht-Schild um sich zu legen, während er mit Ohren und Sinnen nach Weißen Spähern oder anderen Reisenden forschte.
    Nur das Summen der Insekten, das gelegentliche Zwitschern unsichtbarer Vögel und das Rauschen des Sumpfgrases neben der Straße und hinter der Mauer auf der linken Seite durchbrach die Stille des frühen Morgens.
    Justen hatte ungefähr zwei Meilen zurückgelegt, als die gewundene Straße unter seinen Füßen zu beben schien. Nachdem er das Gleichgewicht wieder gefunden hatte, blieb er stehen und legte sich die Hand an die Stirn. War er schwächer, als er selbst gedacht hatte? Er hob seine Hand hoch, betrachtete sie und konzentrierte sich. Wieder schwankte die Straße. Er blickte nach Norden und sah eine Eiche, deren obere Äste schwankten, als würden sie vom Wind gepeitscht. Aber die Luft war still und beinahe drückend.
    Der Boden hörte nicht auf zu zittern, als Justen zum nächsten Hügel eilte, von dem aus er den Angriff auf Sarron besser überblicken konnte.
    Als er dort oben stand, schürzte er die Lippen. Er konnte den

Weitere Kostenlose Bücher