Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
aber näher. Dann blieben die Bäume plötzlich hinter ihnen zurück und wichen einem breiten Fluss mit funkelndem Wasser und sich dahinschlängelnden Kiesufern. Jasken schaltete das Lasergewehr aus und schwang es in die passive Position.
» Grenze des Anwesens, Sir«, sagte er und schob die Okulinsen wieder vor die Augen. Veppers deutete zur Balkontür, und daraufhin sagte Jasken: » Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden…«
Das Flugzeug gewann an Höhe und wurde schneller. Nach dem Verlassen des Espersium-Anwesens stieg es hoch zu den konventionellen Flugkorridoren und setzte die Reise im öffentlichen Luftraum zum großen Ballungsgebiet der Hauptstadt Ubruater fort.
Crederre beobachtete, wie Jasken die Tür hinter sich schloss. Sie wandte sich wieder an Veppers. » Du musst mich nicht vorher zum Abendessen ausführen, wenn du einfach nur mit mir bumsen willst.«
Veppers schüttelte den Kopf. » Meine Güte, ihr jungen Leute seid ja so direkt.«
Crederre blickte auf den Sessel, in dem Veppers saß, und schien Maß zu nehmen. Dann zog sie ihren Rock hoch, unter dem sie nichts trug.
» Es bleiben uns nur zehn Minuten bis zur Landung«, sagte Veppers und beobachtete sie.
Crederre schob beide Lasergewehre beiseite, stemmte sich hoch und schwang ein langes Bein herum, sodass sie rittlings auf ihm saß. » Dann sollten wir keine Zeit verlieren.«
Veppers runzelte die Stirn und beobachtete, wie die junge Frau die Schnüre im Schritt seiner Hose löste. » Es war doch nicht deine Mutter, die dich auf diese Idee gebracht hat, oder?«
» Nein«, sagte Crederre.
Er lachte, schob die Hände unter ihren Rock und fasste sie an den nackten Hüften. » Ihr jungen Leute seid wirklich beeindruckend!«
15
H ier erstreckte sich ein breiter Abgrund, ein unendliches Tal, vollgestopft mit Szenen des Leids so weit der Blick reichte, gefüllt mit leisem Stöhnen, den schmerzerfüllten Schreien der Gepeinigten und Gequälten und dem miasmatischen Gestank von Exkrementen und verbranntem, verfaultem Fleisch. Hier gab es einen Druck auf den Augen, mit fraktalem Detail: Qual innerhalb von Qual innerhalb von Qual, endlos, wartend, aufeinandergestapelt und aneinandergereiht, dazu bereit, verteilt, angewendet und erlitten zu werden, als Garanten ewiger Albträume.
Hier erstreckte sich die endlos scheinende Welt der Tortur, präsidiert von geifernden, wild dreinblickenden Dämonen, eine endlose Welt unerträglicher Schmerzen, unvorstellbarer Demütigungen und absolutem, endlosem Hass.
…Sie hatte eine Art perverse Schönheit daran entdeckt, eine fast feierliche Fruchtbarkeit in den Tiefen der Kreativität, die eine so einfallsreiche Grausamkeit hervorgebracht hatte. Die ungeheure Brutalität und Verdorbenheit hoben diese Welt auf das Niveau großer Kunst. Ihre Schrecken und das Ausmaß, mit dem sie sich Agonie, Schande und Erniedrigung widmete, hatten eine transzendente Qualität.
Und es gab auch Humor, fand sie. Es war der Humor von Kindern und Jugendlichen, dazu bestimmt, die Erwachsenen zu erschrecken oder etwas so sehr ins Extreme zu steigern, dass man selbst die Gleichaltrigen schockierte. Es war der Humor, jedem auch nur im Entferntesten doppeldeutigen oder falsch zu verstehenden Subjekt, jeder Erwähnung von irgendetwas, das auch nur in einem vagen Zusammenhang mit Sexualität, Ausscheidungen oder anderen körperlichen oder biochemischen Funktionen stand, auch die letzten Reste von Mehrdeutigkeit zu nehmen. So seltsam das auch sein mochte, es war eine Art von Humor, fand sie.
Als Prin verschwand und sie zurückblieb, als das blau glühende Portal, dessen Existenz sie gar nicht richtig wahrnahm, sie zurückwarf in die knirschende, knackende Mühle, hatte sie auf den Brettern der Rampe gelegen und beobachtet, wie sich der bläuliche Dunst auflöste und sich das Portal in etwas verwandelte, das nach grauem Metall aussah. Sie hörte, wie die grässlichen Dämonen heulten und sich kreischend stritten. Sie befanden sich weiter oben, dort, wo Prin– in der Gestalt eines noch größeren Dämons– sie vor dem Sprung zur glühenden Öffnung beiseitegestoßen hatte. Sie gewann den Eindruck, dass die Dämonen sie noch nicht bemerkt hatten.
Sie blieb still liegen. Sie würden sie finden, wahrscheinlich schon sehr bald, das wusste sie, aber für diese wenigen, kostbaren Momente war sie allein. Sie war zurückgeblieben. Oder er hatte sie zurückgelassen. Sie fragte sich kurz, ob sie ihn bedauern sollte oder nicht. Wahrscheinlich
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