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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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» Nein, ich glaube dir nicht. Ich kann dir nicht glauben. Tut mir leid.«
    Der Dämon musterte sie. » Man hat Ihnen wirklich übel mitgespielt, nicht wahr?«
    Sie schwieg eine Zeit lang. Der Dämon sah sie weiterhin an. » Wer sind Sie?«, fragte sie schließlich.
    » Ich heiße Klomestrum«, sagte der Dämon und nickte dem anderen zu, der den Flieger steuerte. » Das ist Ruriel.«
    Der zweite Dämon winkte mit einer vorderen Gliedmaße, wandte sich ihr aber nicht zu.
    » Wohin bringen Sie mich?«
    » Zu einem Ort, von dem aus wir von hier verschwinden können. Zu einem anderen Portal.«
    » Ein Portal wohin?«
    » Ins Reale. Sie wissen schon. Die Welt, in der es nicht alle diese Qualen und all das Leid und so weiter gibt.«
    » Wirklich?«
    » Ja, wirklich.«
    » Und wo ist jene Welt? Wo im › Realen‹?«
    » Spielt das eine Rolle? Nicht hier, und nur darauf kommt es an.«
    Die beiden Dämonen sahen sich an und lachten.
    » Ja«, sagte sie. » Aber wo?«
    » Warten Sie’s ab. Wir sind noch nicht da. Besser nichts preisgeben, oder?«
    Sie blinzelte.
    Der Dämon seufzte. » Hören Sie… Wenn ich Ihnen sage, wo wir herauskommen, und wenn dieser Flieger abgehört wird, könnte man uns vielleicht aufhalten, verstehen Sie?«
    Der erste Dämon drehte den Kopf. » Haben Sie gedacht, wir bringen Sie zur Mühle zurück?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. » Nein, in einen anderen Teil dieser Welt. Es gibt kein › Reales‹. Das ist nur ein Mythos, der hier alles nur noch schlimmer machen soll.«
    » Das glauben Sie wirklich?«, fragte der Dämon und sah sie bestürzt an.
    » Nur das ergibt einen Sinn«, erwiderte sie. » Es gibt nur dies, nichts anderes. Wie könnte eine › reale Welt‹ existieren, deren Bewohner zulassen, dass hier so etwas geschieht? Nein, es kann nur diese Welt geben. Was manche Leute › Reales‹ nennen, ist ein unerreichbarer Himmel, der dies hier nur noch schlimmer werden lässt.«
    » Es könnte trotzdem eine reale Welt geben«, sagte der Dämon. » Aber eine, in der…«
    » Lass gut sein«, brummte der andere Dämon.
    Irgendwie, ohne dass sie etwas gemerkt hatte, war aus dem Dämon, der die Kontrollen des großen Käfers bediente, einer der kleineren Dämonen geworden, ein dunkles, ekliges Ding mit langem, glänzendem Körper. Er sah wie etwas aus, das gerade geboren oder ausgeschieden worden war.
    » Mist«, sagte der andere Dämon, der sich ebenfalls in etwas viel Kleineres verwandelt hatte, einen kleinen federlosen Vogel mit heller, rauer, an einigen Stellen aufgerissener Haut und einem Schnabel, dessen obere Hälfte abgebrochen war. » Glaubst du wirklich, dass dein Freund einen anderen Teil der Hölle erreicht hat?«
    » Wo sollte er sonst sein?«, fragte sie.
    » Mist«, sagte der Dämon erneut. Er schien sich zu versteifen, ebenso wie der andere Dämon.
    » Oh, Mist, wir können nicht einmal…«
    Es gab keinen Übergang. Im einen Moment ruhte sie taub und ohne Schmerzen in der Schote, im Innern eines großen fliegenden Käfers, und im nächsten lag sie– geschunden und in Agonie, ihr Leib geöffnet, ihr Fleisch um sie herum verteilt– vor dem höchsten aller Dämonen. Sie kreischte.
    » Pst«, sagte etwas, und die Kraft dieses halben Worts donnerte wie eine gewaltige Welle über sie hinweg, drückte sie in die Erde unter ihr, in der Dinge krochen und krabbelten und sich in ihren Körper fraßen. Jetzt konnte sie nicht mehr schreien. Ihre Kehle war versiegelt, der Mund zugenäht. Sie atmete durch ein gefranstes Loch in den Resten ihres Halses. Die Brustmuskeln drückten die Lunge zusammen und zogen sie wieder auseinander, damit Luft hineinströmte, doch sprechen konnte sie nicht. Sie wand sich von einer Seite zur anderen und versuchte, sich von dem zu lösen, was sie festhielt. Die Bewegungen verursachten zusätzliche Schmerzen, aber sie gab nicht auf.
    Ein Geräusch wie ein Seufzen rollte über sie hinweg, kaum weniger schwer als das » Pst« einen Moment zuvor.
    Die Pein verebbte, wich fort, ließ sie zitternd zurück. Sie verschwand nicht ganz, gab ihr aber die Möglichkeit, zu denken und etwas anderes zu empfinden als nur den Schmerz.
    Sie sah jetzt wieder. Die Qualen waren so grässlich gewesen, dass sie bis eben gar nicht verstanden hatte, was ihr die Augen zeigten.
    Vor ihr, in einem Tal voller Rauch und halb verborgenen orangeroten Flammen saß ein mindestens hundert Meter großer Dämon auf einem matt glühenden Thron mit den Ausmaßen eines Gebäudes.
    Der Koloss

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