Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
seinem Bett zu haben. Eine gewisse Kontinuität kam darin zum Ausdruck. Vielleicht legte es Jeussere sogar darauf an. Immerhin war sie zu ihrer Zeit eine junge Frau mit leicht seltsamem und exotischem sexuellem Geschmack gewesen. » Ich habe heute Nachmittag diese schrecklich langweilige Anhörung«, sagte er, als Jasken erneut schoss und diesmal etwas Großes, Kupferfarbenes erledigte, » aber heute Abend bin ich frei. Ich möchte dich zum Essen einladen. Gibt es einen Ort, den du immer mal besuchen wolltest?«
» Sehr freundlich von dir. Ich lasse dich den Ort aussuchen. Nur du und ich?«
» Ja«, sagte Veppers und lächelte erneut. » Ich schlage ein privates Zimmer vor. Nach der Anhörung heute Nachmittag habe ich bestimmt genug davon, unter Leuten zu sein.«
» Ein Gerichtstermin?«
» Ich fürchte, ja.«
» Was hast du Furchtbares angestellt?«
» Oh, ich habe viele furchtbare Dinge angestellt«, gestand Veppers und beugte sich zu ihr. » Aber nicht das, was man mir heute zur Last legen will. Nun, wahrscheinlich nicht. Schwer zu sagen.«
» Du weißt es nicht einmal?«
Veppers schmunzelte. » Ich weiß es wirklich nicht.« Er klopfte sich an die Schläfe. » Ich bin ein furchtbarer alter Mann, weißt du.«
» Hundertachtundsiebzig, stimmt das?«
» Mehr oder weniger«, sagte Veppers. Er streckte die Arme aus und sah an seiner straffen, muskulösen Gestalt hinab. » Und doch sehe ich… wie aus? Sag du es mir.«
» Oh, ich weiß nicht.« Crederre senkte bescheiden den Kopf. » Wie dreißig?«
Sie versuchte, ihm zu schmeicheln. » Zwischen dreißig und vierzig, so möchte ich aussehen.« Veppers lächelte breit. » Obwohl ich den Appetit eines Zwanzigjährigen habe.« Er zuckte die Schultern, als sie erneut nach unten sah, mit einem Lächeln auf den Lippen. » So heißt es jedenfalls. Ich sage dazu: Mein Leben als Zwanzigjähriger liegt so lange zurück, dass ich mich nicht mehr daran erinnere.« Er seufzte tief. » Genauso wenig kann ich mich an den schrecklichen alten Fall erinnern, mit dem man mich heute Nachmittag langweilen will. Ich meine, ich kann es wirklich nicht. Wenn sie mich fragen, woran ich mich erinnere, so lüge ich nicht, wenn ich antworte, dass ich mich an gar nichts erinnere. Jene Erinnerungen fehlen mir. Ich habe sie vor Jahrzehnten aufgegeben, um Platz für neue zu schaffen.«
» Im Ernst?«
» Es ging nicht anders; die Ärzte bestanden darauf. Es ist nicht meine Schuld, wenn die gelöschten Erinnerungen ausgerechnet die sind, über die das Gericht mehr erfahren möchte. Ich würde mich gern kooperativer zeigen und alles sagen, was ich weiß, aber ich weiß leider nichts.«
» Klingt sehr praktisch«, kommentierte Crederre.
Veppers nickte. » Das habe ich in diesem Zusammenhang oft gehört. Dass meine entsprechenden Gedächtnislücken praktisch sind.« Er schüttelte den Kopf. » Die Leute können ja so zynisch sein.«
» Ich weiß. Schockierend, nicht wahr?«, entgegnete Crederre, und wieder glaubte Veppers, die Ausdrucksweise ihrer Stiefmutter zu hören.
» Schockierend, in der Tat. Du kommst also zum Abendessen?«
» Ich bin mir nicht sicher. Wer weiß, was meine Eltern dazu sagen würden.«
Veppers schenkte ihr ein zweites nachsichtiges Lächeln. » Es ist ein Abendessen, meine Liebe, kein Sexclub.«
» Besuchst du Sexclubs?«
» Nie. Du hast meinen Harem gesehen, nicht wahr?«
» Das habe ich. Du bist ja so schamlos, weißt du.«
» Danke. Ich gebe mir alle Mühe.«
» Es überrascht mich, dass dir überhaupt noch Kraft bleibt, an andere Frauen zu denken, an normale, meine ich.«
» Ah, das ist ja gerade die Herausforderung«, sagte Veppers. » Für reinen Sex, nur die Befriedigung eines Bedürfnisses, sind die Haremsfrauen perfekt und wundervoll. Unkompliziert. Aber wenn sich ein Mann… geschätzt fühlen möchte, um seiner selbst willen begehrt… Das geht nur, wenn er eine Frau erobern, in ihr den Wunsch nach Sex mit ihm wecken kann. Wenn sie mit ihm ins Bett möchte, weil sie ihn faszinierend findet, und nicht, weil das ihr Job ist.«
» Hm. Ja.«
» Was ist mit dir?«
» Was soll mit mir sein?«
» Besuchst du Sexclubs?«
» Nein. Bisher noch nicht.«
» Noch nicht?«
Crederre zuckte die Schultern. » Nun, man weiß nie, oder?«
» Nein«, pflichtete ihr Veppers bei, lehnte sich zurück und lächelte nachdenklich. » Man weiß nie.«
Jasken schoss einen Spevalin, der etwas kleiner war als der, den Veppers zuvor getötet hatte, dem Flugzeug dafür
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