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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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gewesen, als der Notfallalarm für die militärische Übung über ihr persönliches Terminal eingegangen war. Widerstrebend hatte sie dem Induktionskragen nachgegeben und sich daraufhin in der schrecklich realistischen Simulation des Orbitals wiedergefunden– obwohl es nicht dieses Orbital gewesen war, sondern eine gewöhnlichere, militärisch weniger gut vorbereitete Version–, das von einem mächtigen Feind angegriffen und so schnell überwältigt wurde.
    Außerhalb des ovalen Fensters, nur ein wenig von der Dicke des Kristalls und der anderen Materialien verzerrt, aus denen die transparente Schicht bestand, erstreckte sich grasbewachsenes Hügelland mit zahlreichen Seen, Wäldern, Gehölzen und einzelnen Bäumen. Alle Fenster von Yimes Apartment zeigten, mehr oder weniger, in die gleiche Richtung, aber wenn sie aus irgendeinem anderen Apartment geblickt hätte, wäre der Anblick kaum anders gewesen. Sie hätte vielleicht noch Berge in der Ferne gesehen, Binnenmeere und Ozeane, ohne andere Behausungen in der Nähe, abgesehen vielleicht von einigen Villen an Seeufern und wenigen Hausbooten.
    Yime lebte in einer Stadt, in einem Gebäude, das mit einer Höhe von einem Kilometer und einer Breite von etwa hundert Metern recht eindrucksvoll war, aber keineswegs die Hauptmasse der Metropole darstellte, sondern nur einen kleinen Teil davon. Und so imposant es auch sein mochte, es gab andere Gebäude, die noch weitaus eindrucksvoller waren. Allerdings befanden sie sich nicht in der Nähe, denn es handelte sich um eine Verteilte Stadt, die für den naiven oder nicht ausreichend informierten Beobachter wie gar keine Stadt aussah.
    Die meisten Kultur-Städte, wo sie denn existierten, ähnelten riesigen Schneeflocken, mit Gärten und Parks– in welcher Farbe oder Form auch immer– im Ballungszentrum.
    Wären die wichtigsten Gebäude dieser Stadt, Irwal im Orbital Dinyol-hei, näher beieinander gewesen, hätten sie wie eine aus der fernen Vergangenheit stammende Vision der fernen Zukunft gewirkt. Irwal bestand zum größten Teil aus Wolkenkratzern, die Hunderte oder Tausende von Metern aufragten, die meisten von ihnen konisch oder ellipsoid. Sie wiesen erstaunliche Ähnlichkeit mit Schiffen auf, oder mit Raum- bzw. Sternenschiffen, wie man sie früher genannt hatte, und genau das waren die Gebäude auch: Schiffe, dazu imstande, im All zu existieren und zu manövrieren, zwischen den Sternen, sollte es notwendig werden.
    Die ungefähr tausend größten Städte von Dinyol-hei, bestanden alle aus Hunderten von riesigen Gebäuden, die jederzeit als Schiffe eingesetzt werden konnten. Eine Binsenwahrheit lautete: Mit der Weiterentwicklung einer wissenschaftlichen Gesellschaft verloren ihre Schiffe mehr und mehr von ihrer utilitaristischen Grundstruktur, die vorschrieb, dass jede Komponente eine unverzichtbare Rolle für die Funktion des Schiffes spielte. Normalerweise durchliefen sie ein Zwischenstadium, in dem ihr allgemeines Konzept noch immer von den Notwendigkeiten des Mediums bestimmt wurde, in dem sie sich bewegten, bevor die Technik der Raumfahrt, für gewöhnlich Jahrhunderte nach den primitiven Raketen, eine Reife erreichte, die sie fast banal machte. In diesem Stadium konnte praktisch alles, das nicht mit anderen wichtigen Dingen in Verbindung stand, in ein Raumfahrzeug verwandelt werden, mit der Möglichkeit, Menschen und andere überaus schlecht an luftleeren Raum und harte Strahlung angepasste Lebensformen zumindest zu anderen Orten im selben Sonnensystem zu transportieren.
    Ein allein stehendes Gebäude ließ sich geradezu lächerlich einfach umwandeln: Man verstärke und versteife es hier ein bisschen, versiegele es einigermaßen, gebe ihm einen Gel-Mantel und, um auf Nummer sicher zu gehen, auch noch das eine oder andere Triebwerksmodul, und auf geht’s. In der Kultur konnte man sogar auf Sensoren und Navigationssysteme verzichten. Wenn man sich nicht weiter als ein oder zwei Lichtjahre vom nächsten Orbital entfernte, brauchte man nur die eigene neurale Borte zur Navigation oder ein einfaches Stift-Terminal. Es war Do-it-yourself-Raumfahrt, und die Menschen machten genau das, mit dem Ergebnis, dass es– zur großen Überraschung jener, die sich anschickten, zur betreffenden Statistik beizutragen– zu einem der gefährlicheren Hobbys wurde, denen man in der Kultur nachging.
    Die Mittel waren also leicht zu bekommen. Das Motiv hinter dem Gebäude, in dem sich Yime derzeit befand, hieß Überleben. Sollte eine

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