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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Widerstand zu leisten. Wenige Maschinen und Personen, zur rechten Zeit am rechten Ort, übernahmen das, was der überraschende Vernichtungsschlag übrig gelassen hatte, obwohl sie noch gar nicht verstanden, was mit ihrer Welt geschah. Es ist das Ende, dachte Yime Nsokyi, als sie die Reiseröhre, durch die sie unterwegs gewesen war, verließ und in einen Fallschacht stürzte. Kurz darauf erreichte sie die Kommandoblase einer alten Plasmakanone und wurde von einem Explosionsblitz geblendet, der einen Clipper verschlang, nur eine Millilichtsekunde entfernt. Die Außenhülle der Blase hatte kaum Zeit genug, auf Reflexion umzuschalten, und Yimes Augen reagierten zu langsam. Bunte Flecken tanzten in ihrem Blickfeld, und die Wärme von Strahlung strich ihr übers Gesicht.
    Nein, nicht das Ende der Welt, dachte Yime, als sie auf den Sitz sank und spürte, wie sich das Fesselfeld um sie schloss. Sie zerstören nicht das Orbital, sondern alles darum herum. Aber wahrscheinlich ist es das Ende meiner Welt. Ich bezweifle, dass ich dies überleben kann. Sie fragte sich, wann sie ihr letztes Back-up angefertigt hatte. Vor einigen Monaten? Sie war sich nicht ganz sicher. Wie nachlässig von ihr.
    Yime trennte die Plasmakanone vom Netzwerk, schaltete sie auf lokale Kontrolle mit abgeschirmter optischer Kommunikation, minimaler äußerer Exposition und atomechanischer Redundanz. Dann betätigte sie altmodische nonvirtuelle Schalter auf einem Kontrollpult, woraufhin der dreißig Meter hohe Turm um sie herum zu summendem Leben erwachte.
    Rasch setzte sie den Helm auf und vergewisserte sich, dass die audiovisuellen Komponenten wie vorgesehen funktionierten und die Maske Luft enthielt. Sie entschied, den Helm aufzubehalten, obwohl er keinen zusätzlichen Schutz bot, während das alte Komm-System des Geschützes einen direkten Kontakt mit ihrer neutralen Borte herstellte. Es trafen sich Systeme und Software, zwischen denen Jahrtausende der Entwicklung lagen, einigten sich auf ein Kommunikationsprotokoll und vereinbarten Regeln und Parameter. Es war ein sonderbares, invasives, unangenehmes Gefühl, wie ein Juckreiz, der sich im Innern ihres Schädels ausbreitete, wo sie sich nicht kratzen konnte. Yime spürte, wie die Borte ihre Drogendrüsen stimulierte und damit die bereits erfolgte Verbesserung von Wahrnehmung und Reaktionsvermögen auf das vorher festgelegte Maximum brachte. Fast sofort präsentierte sich ihr eine Erkenntnis: Dieses Setting konnte nur wenige Minuten stabil bleiben und würde in weniger als einer Viertelstunde zu einem kompletten Burn-out führen. Besonders ermutigend war das nicht. Die eigene Borte gab ihr nur eine Handvoll Minuten für den Versuch, ein voll funktionierender Bestandteil der letzten Verteidigungsanstrengungen des Orbitals zu sein.
    An verschiedenen Stellen des Körpers spürte sie Berührungen, als ob ein Dutzend Tiere ihre Schnauze an sie drückten– es wies sie darauf hin, dass sich die Schutzpanzerung der Kanonenkontrollen um sie schloss. Sie und das Geschütz waren für das, was jetzt kam, so bereit, wie sie nur sein konnten.
    Yime blickte in die Schwärze, mit derart verstärkten Sinnen, dass sie fast zu einer schmerzvollen Ablenkung wurden, und suchte nach etwas, das nicht aus vernichteten Kultur-Komponenten bestand. Es gab nichts Sichtbares, überhaupt nichts Relevantes. Yime stellte Komm-Verbindungen mit einigen anderen Personen und Drohnen her, alle von ihnen innerhalb der Grenzen der ursprünglichen Plattengrenze dieser Sektion. Die anderen Verteidiger zeigten sich als blaue Lichter auf einem Schirm am unteren Rand ihres Blickfelds. Rasch stellten sie fest, dass niemand von ihnen wusste, was los war, und dass niemand einen Angreifer ausmachen konnte. Es folgte ein heiserer Schrei, der sofort abbrach, und eins der blauen Lichter wurde zu einem roten, als eine hochkinetische Kanone einen weiteren, tausend Kilometer entfernten Plasmageschützturm vernichtete. Fünfhundert Kilometer drehwärts meldete eine Drohne, die über Verbindungen zu einem strangsensitiven Feld verfügte, dass auch im Strang nichts geschah, abgesehen von einigen Rückwellen als Folge der ersten Impulse, denen die Schiffsgehirne zum Opfer gefallen waren.
    » Wer auch immer die Angreifer sind, sie wollen das O«, sagte einer der Menschen, als sie die Funken im All beobachteten, die auf explodierende systeminterne Schiffe hinwiesen. Sie leuchteten heller als die Sterne und fügten den vertrauten Konstellationen neue hinzu, die

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