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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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keine Gefahr mehr drohte. Genauer gesagt: Himerance hatte die Wagen übernommen, mithilfe der Effektor-Technik in dem so menschlich wirkenden Körper des Schiffsavatars. Yime fühlte sich fast wie ein Gepäckstück, das Himerance mit sich schleppte.
    Sie erinnerte sich an den steinernen Turm am frühen Abend, als der Avatar mit ihr auf dem Rücken die Wendeltreppe hinuntergelaufen war, zur dicken Tür ganz unten– Himerance hatte etwas davon gemurmelt, dass sie von innen verschlossen war–, und dann hatte sie wieder auf eigenen Beinen gestanden und war zusammen mit dem Avatar über einen Hof gelaufen, eine weitere Treppe hinab und auf eine Fußgängern vorbehaltene Straße. Als sie sie erreichten, war ein rosaroter Energiestrahl von der Decke gekommen, hatte den Turm getroffen und ihn zum Einsturz gebracht. Yime hatte den Kopf senken und weitergehen wollen, aber ein solches Verhalten hätte verdächtig gewirkt, und deshalb war sie wie alle anderen stehen geblieben und hatte das Geschehen beobachtet.
    » Wie viele?«, fragte sie.
    » Zwei«, sagte Himerance. » Offenbar ein Liebespaar.«
    Yime seufzte und senkte den Blick. Unten führte das dünne Band eines Weges über den Boden der Schlucht; aus dieser Höhe sah es aus wie eine Schnur, die jemand fallen gelassen hatte, vorbei an Felsbrocken und Ansammlungen von Gestrüpp. » Einer von uns hinterlässt Zerstörung, Himerance«, sagte Yime. » Und ich fürchte, Sie sind das.«
    » Machen Sie sich deshalb keine Sorgen«, entgegnete der Avatar. » Leider bin ich nicht in der Lage, einen Kontakt mit dem Schiff herzustellen. Zumindest nicht ohne das NR -Schiff auf uns aufmerksam zu machen.«
    » Ich verstehe. Und was jetzt?«
    » Wir greifen zu einer anderen Form der Signalübermittlung«, sagte Himerance und lächelte. Ein schwaches Glühen zeigte sich am Horizont, dort, wo die Sonne aufgehen würde. Der Avatar nickte in jene Richtung. » Wir wissen, aus welcher Richtung des Schiff kommt. Mit etwas Glück und richtigem Timing sollte dies funktionieren. Entschuldigen Sie bitte.« Himerance trat vor sie, hob die Hände und hielt sie leicht gewölbt dem schwachen ersten Licht der Dämmerung zugewandt. Dann drehte er den Kopf und sah Yime an. » Sie wären gut beraten, sich abzuwenden, die Lider zu senken und sich außerdem die Augen zuzuhalten.«
    Yime hielt seinen Blick kurz fest und kam der Aufforderung dann nach.
    Einige Sekunden lang passierte nichts.
    » Was haben Sie…?«, fragte sie, unterbrach sich aber, als es plötzlich blitzte. Es geschah so schnell, dass sie es gar nicht richtig bemerkte.
    » Alles klar«, sagte Himerance ruhig. Yime drehte sich wieder zu ihm um und beobachtete, wie er mit den Händen herumfuchtelte. Rauch löste sich von ihnen– die Haut der Handflächen und Finger war geschwärzt. Himerance pustete darauf, schenkte Yime ein Lächeln und deutete dann zu Boden. » Wir sollten in Position gehen.«
    Sie hockten sich beide nieder, Yime mit schmerzenden Knien und protestierendem Rücken. Oh, verdammt, dachte sie, als sie die Arme um die Schienbeine schlang und den Kopf auf die Knie legte. Noch einmal dieser Mist.
    » Es wird nicht lange dauern«, sagte Himerance. » So oder so, wir wissen gleich Bescheid…«
    » Ich möchte nicht, dass er mich sieht«, sagte Lededje. » Ich will ihm keine Gelegenheit geben, mich zu identifizieren.«
    » Ah«, erwiderte Demeisen und nickte. » Damit Sie ihn später überraschen können.«
    Sie schwieg.
    » Verändern Sie Ihre Tätowierung«, sagte Demeisen. » Scrollen Sie das Tattoo über Ihr Gesicht, damit es Ihre Züge tarnt. Darf ich?« Der Avatar fuchtelte vor Lededjes Gesicht herum.
    Sie stand im Eingang der Hygienezelle des Moduls, in die bequeme Kleidung gehüllt, die sie vor der Sache mit dem Schutzanzug getragen hatte, ohne den sie sich jetzt seltsam nackt, verwundbar und exponiert vorkam. Demeisen trug ebenfalls weite, legere Kleidung.
    Lededje hatte zunächst daran gedacht, der Tätowierung die Farbe zu entziehen, damit Veppers sie nicht sah. Sie beabsichtigte noch immer, ihre nach sichultianischen Maßstäben beispiellosen Fähigkeiten zu nutzen, um irgendwann mit einer Waffe in seine Nähe zu gelangen. Sollte er von einem fabelhaften Geschöpf hören, mit einer Tätowierung von einmaliger Komplexität und Raffiniertheit, besser und exklusiver als alles, das er je besessen hatte. Sollte er sie einladen, nichts Böses ahnend…
    » Na schön«, sagte Lededje.
    In einem Invertorfeld beobachtete sie,

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