Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
vorn schoss erneut, und eine Kugel traf den oberen Rand der Tresorraumtür und heulte als Querschläger davon, während ein weiteres Donnern durch den Korridor dröhnte. Veppers sah eine Rauchwolke bei der Gestalt. Rauch? Womit schoss sie? Mit einer verdammten Muskete? Aber ihre Waffe funktionierte wenigstens, im Gegensatz zum jhlupianischen Blaster. Selbst ein Messer hätte funktioniert.
» Scheiße, Scheiße, Scheiße«, sagte er, warf die nutzlose Waffe weg, richtete sich auf und hielt die Tragetasche zwischen sich und der Gestalt, als er zur Tür lief, durch die er eben gekommen war.
Etwas Rundes lag auf dem Boden des ersten Treppenabsatzes. Er entdeckte das Objekt, als er darauftrat und ausrutschte, fiel und mit dem Knie gegen die nächste Treppenstufe stieß. Veppers heulte voller Zorn und hinkte die Treppe hoch.
Die verdammte Waffe hatte ihn im Stich gelassen! Zuvor hatte sie funktioniert, aber jetzt nicht mehr! War es vielleicht eine dreimal verfluchte Zeremonienwaffe, die ihren Dienst einstellte, wenn man einmal damit geschossen hatte? Der Mistkerl Xingre hatte behauptet, damit könnte man einen Panzer aufhalten, ein Flugzeug vom Himmel holen und schießen, bis man alt wurde. Verlogener verdammter Jhlupianer!
Nur noch eine Etage trennte ihn vom Erdgeschoss, als er hörte, wie sich unten die Tür öffnete und ihm jemand die Treppe nach oben folgte. Zum Teufel mit allem; jetzt ging es nur noch darum, den Flieger zu erreichen und von hier zu verschwinden. Nichts wie weg. Welcher verdammte Mistkerl würde es überhaupt wagen, eine verdammte Waffe auf ihn abzufeuern? Vermutlich nur die irre kleine Schlampe, die behauptete, Y’breq zu sein. Und sie war eine so armselige Schützin, wie er es von ihr erwartet hätte.
Nach all den Stufen waren Veppers’ Lunge und Kehle heiß wie ein Hochofen. Das Knie tat sehr weh, und er versuchte, nicht darauf zu achten, stieß die Tür zum Erdgeschoss auf und lief zur nächsten auf den Hof führenden Tür.
Der Flieger war nicht da. Das sah er, als ihn noch zwanzig oder dreißig Schritte von der Tür trennten, durch die großen Fenster im Empfangsbereich, die Ausblick auf den Hof gestatteten. Trotzdem lief er weiter, traute seinen Augen nicht, stieß die Tür auf und sah noch, wie der Flieger in einigen Dutzend Metern Höhe drehte, als sei er gerade vom Dach des Haupthauses gestartet.
» Jasken!«, rief Veppers so laut, dass seine Kehle schmerzte.
Verzweifelt sah er sich auf dem runden Hof um. Dies konnte nicht passieren. Der Flieger konnte nicht weg sein. Das war einfach unmöglich. Er brauchte ihn. Er brauchte den Flieger hier, damit er das Anwesen verlassen konnte. Der Flieger, den er eben gesehen hatte… Es musste ein anderer gewesen sein. Nein, der Flieger, sein Flieger, konnte nicht weg sein. Ausgeschlossen. Er hing davon ab, und deshalb musste er da sein. Konnte sich das Ding vielleicht tarnen? War es irgendwie unsichtbar geworden? Es handelte es sich um einen gemieteten zivilen Flieger, nicht um militärisches Gerät, und auch nicht um fremde Technik. Das Beste, was man für Geld mieten konnte, von einem seiner eigenen Unternehmen gebaut und verdammt noch mal nicht dazu imstande, unsichtbar zu werden. Veppers sah sich auf dem Hof um und versuchte, den Flieger allein mit Willenskraft herbeizuholen. Doch seinem Blick bot sich nur ein Haufen Bilder dar, sonst nichts.
Durch die Fenster auf der einen Seite sah er Bewegung im Flur, den er gerade hinter sich gebracht hatte.
Veppers stürmte zum nächsten Tor, das vom Haus aufs Gelände führte. Eine Waffe. Er brauchte eine Waffe. Eine altmodische Waffe, die mit chemischen Treibsätzen funktionierte. Was war mit Jasken geschehen? Jasken hatte eine Waffe. Er trug immer mehrere Waffen bei sich. Er hatte eine kleine Faustfeuerwaffe, ohne Display, Elektronik oder irgendwelche elektrischen Komponenten. Eine einfache Waffe, als letztes Mittel. Verdammt, es war doch nicht etwa Jasken, der es auf ihn abgesehen hatte, oder? Veppers lief nach draußen und hörte, wie das Geräusch seiner Schritte im Innern des großen Torbogens widerhallte. Er warf einen Blick über die Schulter und sah die Gestalt, die ihn verfolgte, stolperte dabei und wäre fast gestürzt. Nein, es war nicht Jasken. Zu klein und zu schlank für Jasken. Und Jasken hätte ihn nicht verfehlt, nicht zweimal hintereinander.
Es musste die kleine Schlampe sein, die sich als Y’breq ausgab. Vielleicht hatte sie Jasken irgendwie überlistet; oder sie konnte auf die
Weitere Kostenlose Bücher