Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
Familie bei ihrem unaufhörlichen Kampf gegen das Böse zu dienen. Soldaten in einem Krieg, der niemals endet. Unser Wahlspruch lautet: Alles für die Familie. Und ich glaubte daran. Wir hatten eine heilige Sache und eine heilige Pflicht, und unsere Feinde waren wahrlich finster und schrecklich. Auch nach all den Lügen, die ich im dunklen und verborgenen Herzen der Familie aufgedeckt hatte, glaube ich noch daran. Die Droods müssen weitermachen, weil die Menschheit ohne uns nicht überleben kann. Ich musste die Familie einfach wieder zu dem machen, was sie einmal war, was sie ursprünglich hatte sein sollen: Schamanen unseres Stammes, stehen zwischen den Menschen und den Mächten, die sie bedrohen. Schamanen, die für sie kämpfen, für sie sterben. Die Beschützer, nicht die Herrscher der Menschheit.
Die Matriarchin bewohnte natürlich die allerbesten Räumlichkeiten im Herrenhaus: eine ganze Zimmerflucht nur für sie und ihren Mann im obersten Stockwerk des Westflügels. Eine ganze Zimmerflucht, wo die meisten von uns mit nur einem Zimmer auskommen mussten und die jüngsten Familienmitglieder sogar in gemeinschaftlichen Räumen und Schlafsälen untergebracht waren. An einem Ort, der so vollgestopft war, dass er aus allen Nähten platzte, ist der einzige wirkliche Luxus Platz. Das Herrenhaus ist groß, aber die Familie ist noch größer.
Als neues Familienoberhaupt hätte ich die Matriarchin hinauswerfen und mir die Zimmerflucht für mich selbst und Molly nehmen können, aber das brachte ich nicht übers Herz. Nicht nach dem, was ich dem Mann der Matriarchin, Alistair, angetan hatte.
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und sich meine Kehle zuschnürte, als ich mich der Tür der Matriarchin näherte. Ich war vorher erst einmal hier gewesen, damals, mit gerade zwölf Jahren. Ich war von der Matriarchin höchstpersönlich für eine private Befragung zu ihr zitiert worden - ein beispielloser Vorfall. Der Seneschall hatte mich hingebracht, eine große Hand stets bereit, mir eine Ohrfeige zu geben, falls ich trödelte. Ich war halb von Sinnen vor Lampenfieber. Was hatte ich diesmal falsch gemacht? Alle möglichen Dinge schossen mir durch den Kopf, aber nichts davon war schlimm genug, um die persönliche Aufmerksamkeit der Matriarchin zu rechtfertigen. Der Seneschall klopfte an die Tür, öffnete sie und stieß mich hinein. Und da war sie, Martha Drood, und saß kerzengerade auf einem Stuhl und fixierte mich mit ihrem unnachgiebigen Blick.
Sie hatte mein letztes Schulzeugnis in der Hand, und sie war sehr enttäuscht von mir. Offenbar war es voller Bemerkungen wie Muss sich mehr Mühe geben, Könnte besser sein und, am vernichtendsten von allen, Intelligent, lässt es aber an Disziplin fehlen. Schon mit zwölf war meine Persönlichkeit fast fertig ausgebildet. Die Matriarchin schalt mich mit ihrer kältesten Stimme, während ich schmollend und starrsinnig vor ihr stand. Es war nicht mein Fehler, wenn ich Fragen stellte, die die Lehrer nicht beantworten konnten oder wollten. Wissen Sie, ich ließ mir eben nichts befehlen. Ich hätte alles getan, wenn man mich gefragt hätte, aber ich machte nichts, was man mir befahl, wenn ich keinen guten Grund dafür erkennen konnte. Und eine Familie, die auf Verantwortung und Pflicht aufgebaut ist, konnte eine derartige Haltung niemals akzeptieren. Sie hatten versucht, mir Respekt einzuprügeln, und als das nicht funktionierte, gaben sie der Matriarchin Nachricht, die mich jetzt als faul und widerspenstig tadelte und mir prophezeite, mit mir würde es ein schlimmes Ende nehmen.
Ich denke, sie war hauptsächlich aus dem Grund ärgerlich, dass wir so eng verwandt waren und mein Versagen ein schlechtes Licht auf sie warf: Es wurde mehr von mir erwartet. Schon mit zwölf war ich alt genug, um zu fühlen, dass das ausgesprochen unfair war, aber ich hatte noch nicht das Zeug dazu, es in Worte zu fassen. Also stand ich nur mürrisch vor ihr und sagte nichts, selbst als sie versuchte, mich zu befragen. Am Ende warf sie mich raus und lieferte mich wieder den Lehrern und dem Seneschall aus. Ich glaube, sie nahm es mir übel, Zeit von wichtigeren Angelegenheiten abziehen zu müssen, nur um sich mit mir abzugeben. Ich war ihr nie wichtig gewesen, und da fragte sie sich, warum sie mir nicht wichtig war.
Ich blieb vor der Tür der Suite stehen, atmete tief durch, stieß sie auf und ging ohne anzuklopfen hinein. Fang an, wie du vorhast weiterzumachen, oder du wirst untergebuttert. Das
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