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Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever

Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever

Titel: Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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dem großen Himmelbett. Er sah nicht gut aus. Selbst jetzt noch, Wochen nach dem, was vorgefallen war, war er in Verbände eingepackt wie eine Mumie. Er hatte die Decken bis zur Brust hochgezogen, als ob ihm kalt sei, obwohl ein loderndes Kaminfeuer für Temperaturen wie in einer Sauna sorgte. Die Verbände, die ich sehen konnte, waren mit Blut und anderen Flüssigkeiten befleckt, die durch sie durchsickerten. Sein rechter Arm war verschwunden. Die Chirurgen hatten ihn nicht retten können, deshalb hatten sie ihn ganz oben am Schulteransatz amputiert. Sein komplettes Gesicht war in Gaze eingewickelt, nur dunkle Löcher für Mund und Augen waren freigelassen worden. Ich konnte seinen Mund oder seine Augen nicht sehen.
    Das kommt dabei heraus, wenn man sich mit Höllenfeuer einlässt. Er hätte nie versuchen sollen, die Salem Special zu benutzen: Diese Waffe tat nie irgendwem gut. Und vielleicht hätte sein Zustand mir mehr Mitgefühl abgenötigt, hätte ich nicht gewusst, dass genau das es war, was er meiner Molly hatte antun wollen.
    Martha saß auf der Bettkante neben ihrem Mann und fütterte ihn mit Suppe aus einer Schüssel, ein Löffel nach dem andern. Als ob er ein Kind sei. Ich konnte mich daran erinnern, dass sie das auch einmal für mich getan hatte, ein Mal, als ich sehr klein war und die Ärzte glaubten, das Fieber würde mich dahinraffen. Tag und Nacht hatte sie bei mir gesessen und mich mit Suppe gefüttert, und ich hatte überlebt. Vielleicht hatte Alistair auch so viel Glück. Martha war ganz in Schwarz gekleidet, als ob sie in Trauer sei. Normalerweise war sie groß, stolz, aristokratisch und beängstigend beherrscht. Jetzt wirkte sie irgendwie ... kleiner, als sei etwas Wichtiges in ihr zerbrochen. Es gefiel mir nicht, sie so sehen zu müssen. Ihr langes graues Haar, das sie sonst auf dem Kopf aufgetürmt trug, durfte jetzt einfach hinfallen, wo es wollte, und verdeckte den größten Teil ihres Gesichts. Aber ihre Hand war ruhig, als sie Alistair seine Suppe zuführte, und der Rücken, den sie mir so entschieden zuwandte, war fast schmerzlich gerade.
    Ich musste mit ihr reden, aber ich war noch nicht so weit. Also betrachtete ich die anderen Leute im Zimmer. Einige erkannte ich als bekannte oder mutmaßliche Anhänger der Null-Toleranz-Fraktion - schwerlich eine Überraschung, dass sie hier anzutreffen waren. Ihre einzige Chance, erneut Einfluss, wenn nicht sogar Kontrolle über die Familie zu gewinnen, bestand darin, die Matriarchin zu überreden, sich ihrer Sache anzuschließen. Ich nickte ein paar vertrauten Gesichtern ruhig zu und hielt dann jäh inne, als ich ein sehr vertrautes Gesicht sah.
    »Penny?«, sagte ich.
    »Eddie«, sagte sie mit ruhiger, kühler und völlig neutraler Stimme.
    »Schön dich wiederzusehen, Penny!«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen, Eddie.«
    Was ganz normal war. Penny war meine offizielle Kontaktperson in der Familie gewesen, als ich noch Agent im Außendienst war. Nach jeder Mission lieferte ich ihr meinen Bericht ab, und sie leitete alle Instruktionen oder Informationen an mich weiter, die die Familie für nötig erachtete. Ich habe Penny immer gemocht. Sie hat mir nie etwas durchgehen lassen. Penny Drood war eine hochgewachsene, kühle Blonde in einem eng anliegenden weißen Pullover über ebenso eng anliegenden grauen Hosen. Mit ihren kühlen blauen Augen und ihren blassrosa Lippen war Penny süß, gescheit und sexy und kultiviert wie ein sehr trockener Martini. Sie war ungefähr in meinem Alter, aber ich hatte keine Erinnerung aus Schultagen an sie. Wir waren viele damals.
    Auch nach zehn Jahren als meine Kontaktperson hätte ich Ihnen nicht sagen können, ob sie mich mochte oder nicht. Derartige Informationen teilte Penny nie mit jemandem.
    »In Ordnung, Leute!«, sagte ich laut. »Nett, dass ihr reingeschaut habt, aber, Mensch, seht nur, wie spät es geworden ist - ihr müsst jetzt gehen! Die Besuchszeit ist vorbei, bis ich hier fertig bin. Hoffentlich seid ihr intelligenter als die Menge draußen, sodass wir auf die üblichen Drohungen verzichten können. Schön, schön. Begebt euch zur Tür, Einerreihe, kein Schieben oder Schubsen, oder es werden vor der Schlafenszeit noch Tränen fließen!«
    Mit erhobenen Häuptern und in die Luft gereckten Nasen verließen sie das Zimmer, wobei sie mich so gründlich ignorierten, wie sie konnten. Penny machte Anstalten, ihnen zu folgen, aber ich hielt sie mit einer Gebärde auf.
    »Bleib noch einen Augenblick da,

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