Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
als täten wir diesen »Lass-uns-für-die-Menschheit-die-Welt-retten-Kram« jeden Tag.
»Also«, meinte ich. »Sieht aus, als ginge es endlich los. Ab in die Hölle für einen himmlischen Zweck und so. Wo warst du?«
»Draußen im Park«, sagte sie. »Es ist ziemlich friedlich da draußen.«
Sie sagte nichts über Harry und Roger und ich wollte sie nicht drängen. Aber es ließ mich darüber nachdenken, ob sie noch andere Dinge vor mir verheimlichte. Sie hätte Sebastian töten können, aus allen möglichen Gründen. Wie konnte ich sie beschützen, wenn ich nicht wusste, wovor?
»Hör zu«, sagte sie plötzlich und sah mich immer noch nicht an. »Lass dich nicht umbringen, ja?«
»Ich werde nicht mit den Kampfgruppen rausgehen«, sagte ich. »Ich werde die Dinge von hier aus leiten. Sicher und heil von hier aus, weit von jeder Front weg.«
»Ich kenne dich, Eddie. Sobald irgendetwas schiefgeht, bist du der Erste, der losrennt und wieder einmal den Helden spielt. Du wirst gar nichts dafür können, so bist du eben. Also - pass auf dich auf da draußen. Halt dir den Rücken frei. Heutzutage gibt es überall Verräter. Und ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich dich nicht mehr habe.«
»Alles wird wieder gut«, sagte ich. Es klang schon in dem Moment nicht sehr überzeugt, als ich es sagte, aber ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Ich konnte sie nicht hier in der Öffentlichkeit in den Arm nehmen, also nahm ich nur ihre Hand und drückte sie. Sie drückte zurück, ohne mich anzusehen.
Wir standen zusammen, und sahen zu den Hauptbildschirmen hin, die die ganze Zeit Bilder der goldenen Armee zeigten, die sich nach wie vor in den Korridoren draußen sammelte. Sie standen in langen Reihen da, so weit das Auge reichte. Es gab überraschend wenig Unterhaltungen, jeder schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Die ganz Alten und ganz Jungen standen im Hintergrund und fragten sich ohne Zweifel im Stillen, ob sie ihre Lieben je wiedersehen würden. Ich hatte nicht dabei zugesehen, wie meine Eltern auf ihre letzte, tödliche Mission aufbrachen. Der Lehrer hatte mich nicht aus der Klasse gehen lassen. Als ich es endlich geschafft hatte, mich davonzustehlen, war es zu spät gewesen, sie waren bereits gegangen. Ich sah sie nie wieder.
Es machte mir in der letzten Zeit mehr und mehr aus, dass ich ihnen niemals habe Auf Wiedersehen sagen können.
Alles für die Familie. Zum Teufel mit der Familie. Und zum Teufel mit der Welt, die uns so nötig braucht.
Die verschiedenen Kampfgruppenführer kamen herein, hatten alle ihre Leute überprüft. Der Stress und die Anstrengung sorgten dafür, dass sie sich wie überdrehte Cartoons ihrer selbst aufführten. Giles Todesjäger kam allerdings wie der Soldat herein, der er war und blieb mit großem Getöse vor dem Lagepult der Matriarchin stehen. Sie nahm ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu. Harry und Roger kamen hereingeschlendert und hielten ostentativ Händchen. Die Matriarchin sah nicht einmal in ihre Richtung. Ich weiß nicht genau, wann Mr. Stich ankam. Ich sah nur auf und da war er schon, ein viktorianischer Anachronismus mitten unter so viel Technik aus dem 21. Jahrhundert. Der Seneschall kam ein paar Momente später hereingestürzt und war sichtlich angefressen, dass Mr. Stich seiner Aufsicht hatte entkommen können. Er starrte seinen flüchtigen Schützling wütend an und stellte sich demonstrativ neben ihn. Mr. Stich nickte nur höflich.
Der Waffenmeister kam geschäftig hereingewuselt und trug einen ganzen Sack voller nützlicher Kleinigkeiten. Ein halbes Dutzend Labortechniker schwänzelte wie eifrige Welpen hinter ihm her. Und Callan Drood kam natürlich zu spät und beschwerte sich bitterlich über irgendetwas Unanständiges, das der Blaue Elf angestellt hatte, der höflich so tat, als höre er nicht hin.
Und das war's. Diese Leute würden die vier Hauptkampfgruppen anführen und die gefährlichsten Situationen und die Türme bewältigen, die beinahe fertig waren. Alle anderen Kampfgruppen würden von unseren erfahrensten Frontagenten angeführt werden. Ich hätte eigentlich auch eine der Gruppen führen müssen, vorzugsweise mit Molly an meiner Seite. Aber ich hatte alle Verantwortung auf mich genommen, als ich das Kommando über die Familie übernommen hatte und das beinhaltete nun einmal auch, danebenzustehen und hilflos zuzusehen, wie andere fortgingen und auf mein Kommando
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