Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
starben. Martha hatte gesagt, dass es nie einfacher werden würde. Was es wirklich einfacher machte, zu verstehen, wie sie geworden war, was sie darstellte.
Harry kam zu Molly und mir herüberspaziert, Roger dicht bei sich. Harry ignorierte Molly ganz offen, um mich anzulächeln.
»Also, Eddie«, sagte er. Ein mutiger Schritt in Richtung Selbstverständlichkeit im Umgang mit mir. »Wann wirst du dein neuestes Wunder aus dem Hut ziehen und uns alle überraschen? Wie werden wir zum Beispiel in all diese Nester und Ghoulstädte platzen, ohne entdeckt zu werden? Ich weiß, dass du deine brillanten Weltrettungsideen gern bis zum allerletzten Moment aufhebst, aber es wird jetzt schon verdammt knapp.«
Ich grinste, zog Merlins Spiegel aus der Tasche und schüttelte ihn zu voller Größe auf. Am Ende stand er in der Mitte des Lageraums, wie eine Tür ins absolute Überall. Was es ja technisch gesehen auch wirklich war. Jeder drängelte sich jetzt vor dem Spiegel, während ich zusammenfasste, was er konnte. Wir alle sahen zweifelnd auf die besorgten Gesichter unserer Spiegelbilder. Wir sahen nicht gerade wie Leute aus, die die Welt retten wollten.
»Der Spiegel Merlins sieht die Gegenwart«, sagte ich. »Überall und nirgends. Und er kann wie ein Tor zu allem wirken, was er sieht. Das ist unsere Eintrittskarte, Leute. Wir sagen dem Spiegel, er soll ein Nest aussuchen. Dann zeigt er uns das Innere einer Ghoulstadt und dann werden wir, respektive ihr, mit eurer Kampfgruppe durchgehen und die Scheiße aus den Abscheulichen prügeln. Was könnte einfacher sein?«
Der Waffenmeister und seine Laborcrew hasteten um die Basis des Spiegels herum und verbanden es mittels eines unüberschaubaren Wusts von regenbogenfarbenen Kabeln mit den Kommunikationsstationen und den Bildschirmen, damit wir verfolgen konnten, was in mehr als einem Nest gleichzeitig geschah. Molly schwebte über ihnen und peppte die Verbindungen mit einem zusätzlichen Schuss magischer Unterstützung auf. Harry fuhr plötzlich zu mir herum.
»So also wusstest du vor allen anderen von Penny und Mr. Stich. Du hast zugesehen. Du perverser kleiner Voyeur, du. Wen hast du sonst noch die ganze Zeit durchs Schlüsselloch beobachtet?«
»Ich führe die Familie«, sagte ich ruhig. »Ich beobachte jeden.«
Harry sah Mr. Stich an, der an der Seite stand. »Wir müssen etwas wegen ihm unternehmen, Eddie.«
»Wenn du eine Idee hast, was und vor allem, wie wir das tun können, dann lass es mich wissen«, sagte ich. »Aber im Moment brauchen wir ihn.«
»Wir werden ihn aber nicht immer brauchen«, sagte Harry.
»Nein«, sagte ich. »Das werden wir nicht.«
»Es ist Zeit«, sagte die Matriarchin und wir alle sahen in ihre Richtung. Sie stand aufrecht und autoritär vor uns, eine grauhaarige Kriegskönigin. Sie richtete ihren kalten Blick auf mich. »Alle Truppen sind versammelt und bereit. Alle Vorbereitungen wurden getroffen. Gib das Kommando, Edwin.«
»In Ordnung«, sagte ich und drehte mich zu Merlins Spiegel um. »Zeig mir die Gegenwart«, sagte ich. »Zeig mir das Innere der Ghoulstadt, deren Turm der Fertigstellung am Nächsten ist.«
Unsere Spiegelbilder verschwanden aus dem Spiegel und wurden durch wirbelnde Energiemuster ersetzt, die den Augen wehtaten. Merlins Spiegel stieß durch die Dimensionssperre, die das Nest der Abscheulichen vom Rest der Welt trennte, und dann war sie da, die infizierte Stadt, durch den Spiegel klar erkennbar. Ich hatte noch nie eine selbst gesehen, sondern nur Beschreibungen gehört und Berichte gelesen. Es reichte nicht aus, um einen auf die Wirklichkeit vorzubereiten. Für das, was einmal eine menschliche Stadt, ein menschlicher Ort gewesen war. Jetzt war sie es nicht mehr.
Das Licht in der Ghoulstadt war schmerzhaft grell; es leuchtete grimmig und war für menschliche Augen beinahe nicht auszuhalten. Die Drohnen jedoch, die durch die Straßen schlurften und hasteten, schien es nicht zu stören. Sie sprachen nicht miteinander und sahen sich nicht einmal an. Das war nicht notwendig. Alle ihre Gedanken stammten aus dem Kollektivbewusstsein des Nests, aus dem Massenbewusstsein. Sie sahen nicht einmal mehr menschlich aus, oder sie hatten vergessen, wie man das tat. Selbst die Gebäude in der Ghoulstadt sahen infiziert aus. Sie beugten sich in falschen Winkeln vor, Holz und Stein und Ziegel sahen verrottet aus, krank und irgendwie beseelt von eigenem, eitrigem Leben. Seltsame Lichter leuchteten hinter den Fenstern, als wären sie
Weitere Kostenlose Bücher