Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
Grund, weshalb du nie nach Hause gekommen bist?«
Harry und Roger sahen einander an und entspannten sich ein wenig. Harry nahm Rogers Hand und drückte sie beruhigend.
»Das ist der Grund, weshalb mein Vater nie mit dir über mich gesprochen hat«, erklärte Harry. »Allerdings hat er oft mit mir über dich gesprochen. Er hatte großes Vertrauen in dich, Eddie. Er sagte, du habest das Zeug dazu, ein ebenso großer Frontagent wie er zu werden. Von mir hat er das nie gesagt, obwohl ich mir solche Mühe gab, ihn zu beeindrucken. Er war alles, was ich immer sein wollte. Aber er ist nie mit der Tatsache klargekommen, dass sein einziger legitimer Sohn schwul ist. Es bedeutete ihm so viel, verstehst du, seine Linie innerhalb der Familie fortzuführen. Und dafür brauchte er ein legitimes Kind. Die Droods haben immer großen Wert auf Blutlinien gelegt. Die Matriarchin hat ihm schon die Hölle heißgemacht, weil er meine Mutter geheiratet hat; du kannst dir vorstellen, was sie gesagt hätte, wenn sie das mit mir jemals herausgefunden hätte.
Fairerweise muss man sagen, dass er mich hätte verstoßen können, es aber nicht tat. Es bedeutete jedoch, dass wir uns nie so nahestanden, wie es andernfalls vielleicht gekommen wäre. Und es bedeutete, dass er mir nie erlauben konnte, nach Hause zu kommen. Niemand in der Familie durfte jemals erfahren, dass der berühmte Casanova James Drood einen warmen Bruder gezeugt hatte. Er hatte einen Ruf, an den er denken musste.«
»Er hat dich protegiert«, sagte ich.
»Ja«, stimmte Harry mir zu. »Aber er hat mich nie akzeptiert.«
»Hör zu«, sagte ich, »es ist mir scheißegal, ob du schwul bist oder nicht. Aber ich muss dich das fragen: Wie kann Roger dein ... Lebensgefährte sein, wo er gleichzeitig dein Halbbruder ist?«
Harry grinste schief. »Wenn es mich nicht stört, dass er ein Höllengezücht ist, wieso sollte mich dann sonst was stören? Wir wussten, dass wir füreinander bestimmt sind, von dem Moment an, als wir uns in diesem furchtbaren kleinen Nachtclub in Paris begegneten.«
»Selbst Höllengezüchte haben Herzen«, sagte Roger.
»Du stinkst immer noch nach dem Höllenschlund«, sagte ich unverblümt. »Er ist ein Dämon, Harry. Du kannst weder ihm trauen noch irgendeinem seiner Worte. Dämonen lieben niemanden. Sie können nicht.«
»Ich bin nur zur Hälfte Dämon«, wandte Roger ein. »Zur Hälfte bin ich auch ein Mensch, und das kann manchmal ausgesprochen lästig sein. Ich verfüge über die ganze normale Bandbreite menschlicher Gefühlsregungen, auch wenn ich vorher noch nie zugelassen habe, dass sie mir in die Quere kommen. Ich war damals mit Absicht in diesem Nachtclub; war geschickt worden, um Harry zu verführen und an James heranzukommen und über ihn schließlich an die Droods. Aber stattdessen sahen wir uns an und es war um mich geschehen. Ich war verliebt, sehr zu meiner Bestürzung. Wir verknallten uns auf der Stelle ineinander und waren seitdem nie mehr getrennt.«
»Beklagst du dich etwa darüber?«, fragte Harry liebevoll.
»Nein«, erwiderte Roger, »niemals! Aber es bedeutet eben, dass ich nie mehr nach Hause kann. Sie würden es nie verstehen.«
»Ich kenne das Gefühl«, tröstete Harry ihn und drückte seine Hand.
»Du kannst ihm nicht vertrauen, Harry«, wiederholte ich und gab mir alle Mühe, zu ihm durchzudringen. »Er ist eine Höllenbrut! Sie lügen wie sie atmen; es ist für sie völlig natürlich!«
»Ich vertraue niemandem«, sagte Harry mit ausdrucksloser Stimme. »Nicht dieser Familie und am allerwenigsten dem Mann, der meinen Vater ermordet hat.«
»Es war kein Mord!«, sagte ich. »Es war ein fairer Kampf. Keiner von uns wollte ihn, aber ...«
»Jaja«, sagte Harry, »letzten Endes läuft es immer auf die Familie hinaus, nicht wahr? Die Familie und die schrecklichen Dinge, die wir wegen ihr tun. Sag mir wenigstens so viel: Sag mir, dass mein Vater gut gestorben ist!«
»Natürlich ist er das«, antwortete ich. »Er kämpfte bis zum letzten Atemzug.«
Harry sah mich nachdenklich an, den Kopf leicht schräg gelegt. »Da ist etwas, was du mir nicht erzählst, Cousin Eddie.«
»Es gibt viel, was ich dir nicht erzähle«, erwiderte ich ungezwungen. »Ich behalte meine Geheimnisse für mich, und das solltest du auch. Ich werde der Familie nicht verraten, dass du schwul bist.«
»Wie ausgesprochen edelmütig von dir!«, warf Roger ein.
»Aber je länger ihr beide dableibt, zusammen, desto eher wird jemand zwei und zwei
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