Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
als Frontagent wieder ausüben und niemandem gegenüber verantwortlich sein außer mir selbst.«
»Du meinst, er würde dich gehen lassen?«
Ich grinste. »Das wird er, wenn er weiß, was gut für ihn ist.«
Molly lachte und drückte mich fest an sich. »Das ist mein Eddie! Du könntest der mächtigste Mann auf der Welt sein und die mächtigste Organisation auf der Welt leiten, und du würdest es tatsächlich alles aufgeben, stimmt's?«
»Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit«, sagte ich. »Ich habe den ganzen Kram hier nie gewollt; ich hatte schon immer meine Probleme mit Autoritätspersonen und wollte bestimmt nie eine sein. Alles, was ich will, bist du und ein gemeinsames Leben für uns beide.«
Sie küsste mich und schob mich dann weg. »Geh und rede mit Harry; ich werde derweil einen Spaziergang in den Anlagen machen. Wo sollen wir uns treffen?«
»In der Waffenkammer, in einer Stunde«, sagte ich. »Wenn wir hinter Janitscharen Jane, dem Blauen Elfen, U-Bahn Ute und Mr. Stich her sind, dann möchte ich wirklich gut bewaffnet sein.«
Ich schaute kurz beim Seneschall vorbei, nur um mich zu vergewissern, dass Harry auch dort gelandet war, wo er sein sollte: in Onkel James' altem Zimmer. Der Seneschall weiß immer, wo jeder ist; das ist Teil seiner Arbeit. Er bestätigte, dass der Neuankömmling sich tatsächlich im alten Zimmer des Grauen Fuchses befand. Das schien er angemessen zu finden, aber ich merkte, dass etwas anderes ihn ärgerte.
»Etwas scheint dich zu stören, Seneschall«, sagte ich. »Bist du nicht damit einverstanden, dass Harry endlich heimgekehrt ist?«
»Er scheint ein recht angenehmer Gentleman zu sein«, erwiderte der Seneschall bedächtig. »Aber sein ... Begleiter - das ist etwas anderes. Hätte nie gedacht, dass ich den Tag erlebe, wo die Familie zulässt, dass sich ein Höllengezücht unter unserm Dach aufhält!«
»Harry verbürgt sich für ihn«, sagte ich. »Das ist sein gutes Recht. Aber lass dich nicht davon abhalten, ein sehr wachsames Auge auf alles zu haben, was Roger Morgenstern veranstaltet solange er hier ist.«
Der Seneschall nickte. »Als ob ich dich bräuchte, um mir das zu sagen, Junge!«
»Werd' nicht übermütig, Cyril! Was kannst du mir über Harry erzählen?«
»Nichts, was du nicht schon wüsstest.«
»Mein Onkel James hat nie mit dir über ihn gesprochen?«
»Nein. Hat er nie. Der Graue Fuchs hat sich nie über seine Beziehungen außerhalb der Familie unterhalten.«
»Hast du James' Frau, Melanie Blaze, irgendwann einmal kennengelernt?«
Um den Mund des Seneschalls zuckte kurz etwas, das man beinahe für ein Lächeln hätte halten können. »Ich hatte die Ehre, dieser Dame bei ein paar Gelegenheiten zu begegnen. Eine überaus bemerkenswerte Persönlichkeit.«
Ich wartete, aber das war alles, was er zu sagen hatte. Ich nickte dem Seneschall zu, und er drehte sich um und ging energisch weg. Achselzuckend machte ich mich auf den Weg durch die gewundenen Korridore des Westflügels zum ehemaligen Zimmer von Onkel James. Als ich jünger war, hatte ich viel Zeit dort verbracht, und seine Gesellschaft genossen, wenn er sich zwischen zwei Aufträgen zu Hause ausruhte. In vielerlei Hinsicht war er der Vater gewesen, den ich nie gehabt hatte. Ich war wie ein Sohn für ihn, aber weshalb hatte er dann nie über seinen richtigen Sohn, Harry, mit mir gesprochen?
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht daran dachte, anzuklopfen, sondern einfach die Tür öffnete und hereinplatzte, wie ich es immer gemacht hatte, als es noch Onkel James' Zimmer gewesen war. Und dann blieb ich wie vom Blitz getroffen stehen, als ich Harry Drood und Roger Morgenstern sah. Sie lagen sich in den Armen. Sie küssten sich. Sofort lösten sie sich voneinander und starrten mich, Schulter an Schulter, unfreundlich an. Ohne Hast drehte ich mich um und schloss sorgfältig die Tür.
»Ihr solltet euch wirklich angewöhnen, hier eure Tür abzusperren«, sagte ich.
»Du hast es gesehen!«, sagte Harry.
»Ja«, antwortete ich, »ich habe es gesehen.«
»Wirst du es allen erzählen?«
»Wieso sollte ich?«, fragte ich. »Das geht niemanden außer euch was an.«
»Wenn du die Matriarchin informieren würdest«, sagte Harry langsam, »und die Familie ... Du weißt, dass sie mich nie als ihren Anführer akzeptieren würden. In manchen Dingen ist die Familie immer noch sehr altmodisch.«
»Das ist ihr Problem«, meinte ich. »Ich schere mich einen Dreck darum. Ist das der
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