Krieg im Himmel
landete klappernd auf dem Stein, und er schlug sich die Hände vor das Gesicht, während er schluchzte. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte. Ich glaube, Strange oder Big Henry wussten es auch nicht.
Ich spuckte etwas Blut aus, in der Hoffnung, dann wieder verständlicher sprechen zu können. »Wollen wir es dabei belassen?«, fragte ich.
Big Henry sah Strange an. Sie nickte.
Ich hockte mich im Schneidersitz vor Soloso.
»Es tut mir wirklich leid, Mann«, erklärte ich in ernsthaftem Tonfall mit blutgefülltem Mund.
Er schluchzte noch heftiger. Schließlich blickte er zu mir auf. »Sie … sie …« Er schluckte mühsam. Rotz lief ihm übers Kinn. »Sie waren weißglühend«, brachte er dann heraus.
Ich nickte nur, als hätte ich eine Ahnung, wovon er sprach.
Er beugte sich vor, und ich dachte schon, er würde erneut versuchen, mich anzugreifen. Stattdessen umarmte er mich und weinte. Das ist das Eigenartige an den wirklich harten Kerlen: Manche konnten verdammt sentimental werden.
Heckschütze und Mutter kamen in die Höhle gerannt. Heckschütze bemerkte Strangies gebrochene Nase. Sie hatte immerhin den Anstand, schuldbewusst dreinzublicken.
Der große Hacker wandte sich mir zu. »Ich habe dir gesagt …« Er sprach nicht weiter, als er sah, wie der riesige Soloso mich schluchzend in den Armen hielt.
Ich blickte zu ihm auf, während ich auf Solosos Arm blutete.
Selbst Mutter wirkte sehr überrascht. Sie wandte sich an Strange und Big Henry. »Schluss damit. Habt ihr verstanden? Ich meine es ernst. Wir haben schon genug Probleme.«
Strange starrte wie ein gescholtenes unartiges Kind auf ihre Füße.
Big Henry erwiderte trotzig Mutters Blick. »Du würdest niemals …«, begann er.
»Es ist genug!«, fuhr Heckschütze ihn an.
»Wir werden es nicht auf sich beruhen lassen«, erklärte Mutter. »Wir werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, aber ich lasse nicht zu, dass jemand an der Waffe Rache nimmt. Hast du verstanden, Henry?«
Big Henry antwortete nicht.
»Glaubst du, du wärst der Einzige, der trauert?«, wollte Heckschütze wissen.
Die Wirkung seiner Worte wurde ein wenig beeinträchtigt, als Soloso in diesem Moment noch heftiger schluchzte. Ich tätschelte seinen Arm.
»Ich meine es ernst, Henry«, sagte Mutter. »Schluss damit. Genau das wollten sie mit ihrer Taktik erreichen. Du tust, was sie von dir erwarten, wenn du auf Jakob losgehst.«
Big Henry warf mir einen letzten wütenden Blick zu, doch dann nickte er.
»Der Heide will, dass wir alle uns in Rannus Höhle versammeln«, teilte Heckschütze uns mit.
Ich nickte, während ich mich fragte, wie ich mich aus der Umklammerung Solosos befreien sollte.
Mudge war zu Rannus Höhle unterwegs. Er änderte den Kurs, um mich abzufangen. »Gibt es manchmal Tage, an denen dir nicht der Hintern versohlt wird?«
Ich wollte ihm sagen, dass er sich verpissen sollte, aber ich schaffte es nur, mich selbst mit Blut zu bespucken, so dass ich mich damit begnügte, ihm den Finger zu zeigen. Ich erkannte, dass Mudge trotz seiner Gehässigkeit nicht mehr der Alte war.
In Rannus Höhle sah ich, wie Morag zu mir aufblickte und nur den Kopf schüttelte.
»Bald hast du das gleiche Lächeln wie ich«, sagte Merle mit boshaftem Grinsen. Nicht, dass er die freie Wahl gehabt hätte.
Auch ihm zeigte ich lediglich den Finger.
»Merle, kümmere dich um die Verletzung«, sagte Cat zu ihrem Bruder.
»Er kann mich mal.«
»Sei kein Arschloch.«
»Später«, versuchte ich zu sagen, aber wieder brachte ich nur ein blutiges Gurgeln zustande.
Der Heide war bereits in Netz-Trance. Auf dem Boden lagen mehrere Kabel mit Steckern. Ich suchte mir einen aus und schob ihn mir ins Genick.
»Verdammt, Heide, warum muss es hier immer so kalt sein?«, fragte ich. Beziehungsweise dachte ich es, und mein Avatar, dem nicht soeben die Wange aufgerissen worden war, stellte die Frage. Wir standen in einem großen Saal mit Steinwänden. Eine Wand fehlte. Stattdessen gab es dort einen großen Balkon, der sich zum Nachthimmel öffnete. Für mich war es ein willkommener Anblick.
»’tschuldigung«, sagte der Heide. In einem Kohlenbecken knisterten die Flammen und züngelten höher, während sich ein Wärmeschwall ausbreitete. Langsam gefiel es mir hier drinnen. In der realen Welt gab es nur Schmerz und übelriechende Luft. Ich erinnerte mich daran, wie leicht es gewesen war, mich in den Senso-Kabinen zu verlieren.
Die anderen erschienen nacheinander, während der
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