Krieg im Himmel
darin sind, das zu tun, was man uns sagt.«
»Ich wollte Ihnen keine Dummheit unterstellen, Mr. Mudgie …«
»Das sagen Sie nur, weil Sie nie ein Date mit ihm hatten.« Zuerst dachte ich, dass Merle einen Witz machen wollte, doch dann bemerkte ich seine todernste Miene.
Viel interessanter war jedoch, dass Cronin es vermied, ihn anzusehen.
»Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ich habe mehr nützliche Geheiminformationen und einen besseren Überblick über die Situation, als sie aus Demiurg herausholen könnten«, teilte Cronin uns mit.
»Wie das? Ist Demiurg nicht allwissend?«, fragte der Heide.
»Sie wissen, dass die irdischen Regierungen mit mir verhandeln werden.«
»Sie werden Sie einfach foltern, um an Ihr Wissen zu kommen«, sagte Annis.
Daran glaubte ich nicht, und ich erkannte, dass es den meisten im Raum genauso ging. Sie würden ein Geschäft mit ihm abschließen. Cronin würde verschwinden, und jemand mit einem neuen Gesicht würde in den Kreis der Machthaber zurückkehren.
»Er hat recht. Uns bleibt keine andere Wahl, als ihn mit einem Senso-Verhörprogramm abzuklopfen und ihn zu töten, bevor wir die Erde erreichen«, sagte ich grimmig.
»Ich glaube nicht, dass Sie das tun könnten, Mr. Douglas«, sagte Cronin.
»Ich habe schon bessere Menschen gefoltert und getötet, um an Informationen zu gelangen, Cronin«, erklärte ich ihm. »Sie halten sich vielleicht für ziemlich wichtig, aber für mich sind Sie einfach nur irgendein Arschloch, und wenn Sie glauben, ich würde Sie nicht foltern, haben Sie offensichtlich keine Ahnung, was wir durchgemacht haben, als Ihre Leute uns gefangen genommen haben.«
Rannu nickte. Sein Gesicht war kalt und emotionslos. Ich war mir ziemlich sicher, dass er diesem Mann genauso sehr wehtun wollte wie ich. In gewisser Hinsicht hatte Cronin recht – ich wollte ihn gar nicht foltern, weil es mir nicht gefiel, mich in dieser Rolle zu sehen, aber ich würde es tun, wenn es sein musste. Ich würde danach auch nicht allzu schlecht schlafen.
»Sie erinnern sich doch an mich, nicht wahr, Cronin?«, fragte Merle, worauf Cronins Gesicht erbleichte. »Sie wissen, wozu ich fähig bin, wenn ich einen Auftrag übernehme. Jetzt stellen Sie sich bitte vor, dass ich wütend bin, weil meine Schwester getötet wurde. Und dann stellen Sie sich vor, dass ich Sie zumindest teilweise dafür verantwortlich mache.«
»Das war ich nicht! Das war Rolleston! Ich sage Ihnen, er ist krank! Er hat völlig den Verstand verloren! Es war allein seine Schuld!« Der Chefetagenlack fiel von ihm ab, und nun hörte man, dass er von den Detroiter Straßen stammte.
»Arschloch, es gibt nur einen Deal, den du abschließen kannst, und zwar mit uns«, erklärte Mudge. »Und der einzige Verhandlungspunkt ist die Frage, ob du bis zum Ende dieser Reise überleben wirst.«
Cronin blickte uns der Reihe nach an. Ihm schien nicht zu gefallen, was er sah. »Sie sind alle völlig verrückt. Sie haben keine Ahnung, wie wertvoll ich bin«, sagte er mit hörbarer Verzweiflung.
»Überzeuge uns«, erwiderte Mudge. »Wenn du lange genug lebst, kannst du deinen großen Deal machen, nachdem wir zurückgekehrt sind.«
Aber klar, dachte ich.
Cronin hatte jetzt meine Aufmerksamkeit, auch wenn ich zur Schwarzen Annis hinüberschaute. Doch sie erwiderte meinen Blick nie.
»Also wollten Rolleston und du die Welt beherrschen, und dann hattet ihr beiden ein Zerwürfnis?«, fragte Mudge.
»Nein. Das war nicht unsere Absicht.«
»Stimmt, es ging ja nur um den nächsten großen Evolutionsschritt für die Menschheit«, warf ich bissig ein.
»Die Höherentwicklung zur Sklaverei?«, fragte Mudge.
Cronins Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. Er besagte: Selbst wenn er es uns ganz genau und mit einfachen Worten erklärte, würden wir es trotzdem nicht kapieren.
»Haben Sie jemals über das Potenzial jedes einzelnen Individuums nachgedacht? Auch das der dümmsten Menschen ohne Ehrgeiz und Fantasie? Zumindest haben sie ein großes Potenzial für die Industrie, insbesondere wenn es durch unser Technik-Interface verstärkt wird. Dann denken Sie an all die intelligenten, ehrgeizigen, fantasievollen und hart arbeitenden Mitglieder der Menschheit. Jetzt stellen Sie sich vor, was wir leisten könnten, wenn wir alle zusammenarbeiten. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und voranschreiten, um unsere Spezies zu verbessern, als Ganzes, statt um Dinge zu streiten und zu kämpfen, die letzlich bedeutungslos sind. Der Krieg hat uns
Weitere Kostenlose Bücher