Krieg im Himmel

schlechte Gewissen wegen seines Verrats, all das schien den Heiden älter gemacht zu haben, selbst hier drinnen.
    Gut. Er konnte mich mal.
    »Wie?«, fragte ich. »Sollen alle von Demiurg besessen sein? Das würde nur bei Leuten mit Neurokybernetik funktionieren.« Dann wurde mir klar, dass das dank des Krieges fast alle waren, zumindest alle, die zählten. Die zählten! Ich fing schon an, wie sie zu denken.
    »Von Demiurg besessen zu sein würde nicht zur Kooperation führen«, sagte Rannu. »Es hat lediglich eine Orgie aus Schmerz, Gewalt und Leid zur Folge, und schließlich würden wir daran zugrunde gehen.«
    Cronin nickte.
    »Also ein guter Plan«, bemerkte Mudge.
    »Mr. Nagarkoti hat recht. Das würde geschehen, aber Demiurg war nur ein Teil von dem, was wir geplant hatten, und er entwickelte sich nicht ganz gemäß unseren Erwartungen.«
    »Und wie?«, fragte ich erneut, während ich immer schlechtere Laune bekam.
    »Wir wollten die Menschheit neu erschaffen. Mit Naniten-Biotechnologie auf der Basis von SIE -Technik. Stellen Sie sich vor, wie SIE wären, wenn sie Antrieb, Fantasie, Zielstrebigkeit, Kreativität, Fähigkeiten und Wissen hätten.«
    Ich bin mir nicht sicher, warum, aber dieser Gedanke ließ mich erschaudern. Ich stellte mir die Menschheit als Schwarm hungriger Insekten vor, die alles fraßen, was sich ihnen auf ihrem Weg zu den Sternen entgegenstellte.
    Merle lachte. »Der alte Quatsch mit dem bösen Genie. Das ist wie in einem schlechtem Viz. Niemand macht so eine Scheiße.« Vielleicht versuchte er nur, sich selbst davon zu überzeugen.
    »Mr. Sommerjay, sobald Sie ein gewisses Level an Einfluss gewonnen haben, wird es relativ leicht, Regierungen zu unterwandern und die Massen zu kontrollieren. Wir haben lediglich Technologien angewendet, die uns zur Verfügung standen, und sie zum Nutzen der Menschheit angepasst.«
    »Und so etwas können Sie machen?«, fragte ich.
    Cronin sah mich nur an, als wäre ich ein Vollidiot. Natürlich konnten sie es.
    »Und wie wollen Sie an die Menschen herankommen?«, fragte ich.
    Jetzt schien Cronin überrascht zu sein. Ich sah, wie die anderen Blicke austauschten.
    »Ich weiß es nicht. Ich war davon ausgegangen, dass es darum in den Informationen geht, die Sie von Demiurg und aus der Zitadelle geholt haben.« Er sah uns fragend an.
    »Jakob war verletzt, er ist nicht ganz auf dem neuesten Stand«, erklärte der Heide, als wollte er Cronin damit beruhigen.
    Cronin wandte sich wieder an mich. »Es geht um Nanotechnologie, Mr. Douglas. Es dürfte nicht schwierig sein, sie zur Erde zu schmuggeln und die Population zu infizieren.«
    »Davon wussten Sie bisher gar nichts, oder?«, fragte ich.
    »Dafür gab es eine eigene Abteilung, die nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fiel. Ich musste nichts darüber wissen.« Anscheinend war Rolleston wirklich extrem paranoid.
    »Es würde mich interessieren, warum Sie diese Entscheidung für uns treffen wollen«, erkundigte sich Morag.
    »Weil sie die Macht und die Mittel haben, uns herumzuschubsen«, sagte Merle. »So wie es schon immer war.«
    Cronin nickte. »Die Menschheit hat uns erwählt, es zu tun. Wenn nicht, hätte man niemals zugelassen, dass wir uns in die derzeitige Situation manövrieren.«
    »Oder um es anders zu formulieren: Ihr seid arrogante und wahnhafte Arschlöcher, die zu wissen glauben, was das Beste für uns ist«, erwiderte Mudge.
    »Außerdem beweist die Tatsache, dass wir alle hier sind, eines: dass die Menschen es gar nicht wollen«, sagte Rannu ruhig.
    »Oder es ist eine reflexive Abwehrreaktion vor einer größeren Umwälzung.«
    »Und ihr würdet euch ins Kollektiv eingliedern?«, fragte Mudge.
    »Die Menschen brauchen …«, begann Cronin.
    »Das hatte ich mir schon gedacht.«
    »Die Verwaltung muss organisiert werden, Ziele müssen gesetzt werden.«
    »Ja, klar. Es geht schließlich nicht, dass eine ungeführte Spezies aus Zombies den Weltraum unsicher macht«, bemerkte Mudge sarkastisch.
    » SIE haben keine Herrscher«, sagte Morag. » SIE sind ein wahres Kollektiv.«
    Dass sie für SIE eintrat, ärgerte mich aus irgendeinem Grund.
    »Dafür besitzen SIE auch keine wahre Intelligenz und reagieren nur auf Reize. Uns geht es darum, dass die Menschheit im vollkommenen Einklang agiert.«
    »Ihnen geht es um ein menschliches Schwarmbewusstsein«, sagte Morag.
    »Und um die Kontrolle darüber. Das wäre viel zu viel Macht«, sagte Rannu.
    Cronin schien die Richtung der Diskussion nicht zu