Krieg im Himmel
Flotte. Ich hoffte, dass Rolleston vor Wut tobte. Verschiedene Fenster zeigten uns unterschiedliche Szenen der Verwirrung. Ich beobachtete, wie ein Steinbrocken gegen einen leichten Kreuzer krachte und ihm das Rückgrat brach. Das Schiff wurde lautlos gespalten, und Gas, Trümmer und Menschen entwichen ins Vakuum. Leider standen die feindlichen Einheiten zu weit auseinander, als dass es zu Kollisionen hätte kommen können.
Dann wurde die Dunkelheit taghell, als die Orbitalwaffen der Erde das Feuer eröffneten. Partikel-, Plasma- und Laserstrahlen griffen nach den Schiffen des Feindes. Sie wurden versengt, und ein paar kleinere explodierten. Tausende Raketen von der Verteidigung auf der anderen Seite der Erde umkreisten den Planeten und zerlegten sich in Submunition. Die Zahl der Triebwerke, die auf den Feind zuhielten, vergrößerte sich exponentiell. Rollestons Flotte schien zu explodieren, aber es waren nur ausgestoßene Täuschkörper, die die Sprengköpfe ablenken sollten. Die feindlichen Abschirmungsdrohnen feuerten mit Punktverteidigungslasern und rammten in einigen Fällen die sich nähernden Raketen.
Die beiden Flotten beschossen sich gegenseitig mit Partikelstrahlwaffen, Massentreibern und schweren Plasma- sowie Laserkanonen. Die Raketen, die die Abwehrmaßnahmen durchdrangen, detonierten und sprengten Schiffe, auch einige der großen. Rolleston hatte etliche seiner schweren Einheiten in der Gefahrenzone am Rand der Flotte postiert, wo sie dem orbitalen Verteidigungsnetzwerk zum Opfer fielen.
Während wir beobachteten, wie die feindlichen Schiffe zerstört wurden, aber als Trümmerwolken den eingeschlagenen Kurs beibehielten, sah es fast danach aus, als könnten wir gewinnen. Dies war die größte Raumschlacht, die ich je gesehen hatte, und es war tatsächlich die größte in der Menschheitsgeschichte. Obwohl es ein Weltraumkampf war, verstand ich die Taktik, die Strategie und die harten Tatsachen, wenn Strahlen, Geschosse und Raketen versuchten, die Panzerung der Schiffe zu knacken. Ich achtete kaum noch auf die Übertragungen aus dem Netz.
Im Netz wurde die Erde als riesige, kugelförmige, leuchtende Infosphäre dargestellt. Ein Vorhang aus dünnen Neonfäden verband sie mit den Orbitalstationen rund um den Planeten. Andere Fäden führten zur Flotte in der Erdumlaufbahn. Selbst aus so großer Entfernung konnte ich die Darstellung der Speichen auf dieser Seite der Erde erkennen. Der Wasserturm von Atlantis wirkte auf mich seltsam vertraut und beruhigend. An diesem Ort war Gott im Netz in die Welt gekommen.
Die meisten Schiffe beider Flotten sahen aus wie stilisierte Kriegsschiffe aus der Seefahrerzeit, die als hochauflösende Computergrafik dargestellt wurden. Die Nationalitäten und Flottenteile wurden thematisch visualisiert. Auch die Hacker/Signaltechniker hatten entsprechende Symbole. Die Fregatten der Schwarzen Schwadron waren insektenähnliche biotechnische Drachen. Die Bush sah aus wie eine riesige BioTech-Totenbarke aus einer uralten und vergessenen obszönen Geschichtsepoche.
Hinter uns stieg eine riesige rote Sonne über dem Horizont der Infosphäre der Erde auf. Gott.
Von sämtlichen feindlichen Schiffen ging ein Strom aus, den ich zuerst für eine schwarze Flüssigkeit hielt. Doch bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass es Fliegen waren. Sie sammelten sich zu vier virtuellen Objekten. Es waren vier brennende schwarze Sonnen. Je eine von Sirius, von Lalande, von Proxima und von Barnards Stern. Eine von jeder Kolonialflotte.
Dann reformatierte Demiurg das Netz. Die Weltraumspiegelung des Netzes hatte jetzt einen Boden. Er war eine Ebene aus schwarzem Glas, in dem sich die brennende Flutwelle aus roten Flammen spiegelte, die über den Himmel rollte. Dann schrie Gott.
»Die Götter mögen uns retten«, flüsterte der Heide über das taktische Netz.
Die Hacker/SigTechs der feindlichen Flotte kamen über die Glasebene zu unseren herangeflogen. Eigentlich hätten sie die symbolisierten Uniformen ihrer Herkunftsländer tragen sollen. Aber sie alle waren gesichtslose, geschlechtslose, obsidianhäutige geflügelte Dämonen, die Waffen aus Feuer führten, ähnlich wie der Engel, der die Netzdarstellung der Kommandozentrale von Hoch-Nyota-Mlima zerstört hatte, als Rolleston aus dem Erdorbit entkommen war.
Die Dämonen trafen auf die Hacker unserer Flotte und jene, die aus den ferneren Netzdarstellungen der orbitalen Verteidigung kamen. Unsere Hacker waren mit Kopien der Software
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