Krieg im Himmel
Unterbewusstsein einer guten Freundin von mir hacken, die mir einen erbitterten Kampf geliefert hat.« Er wankt und muss sich setzen. Dann stößt er einen leisen Schrei aus und hält sich den Kopf. »Ah! Ich glaube, es wird noch ein Weilchen dauern, sich daran zu gewöhnen.« Er blickt mich wieder an. »Gut, dass wir Zeit im Überfluss haben.«
»Verstanden. Kannst du deinen Einfluss nutzen, um sie auf den Planeten bringen zu lassen?«
Der Heide sieht mich an, als wäre ich ein Vollidiot. »Sie wird nirgendwohin gebracht, Jakob. Wir brauchen immer noch jemanden, der für die Interferenzen sorgt. Der das macht, was ich eigentlich machen sollte.«
»Ein anderer Hacker«, sage ich verzweifelt. Daran habe ich nicht gedacht.
»Selbst wenn wir jemanden finden, der auch nur annähernd so gut ist wie sie und bereit ist, diese Aufgabe zu übernehmen, wäre er nicht in der Lage, mit der Software umzugehen, die wir aus dem Gottesprogramm entwickelt haben. Tut mir leid, Jakob, aber sie muss mitkommen und wird genauso wie alle anderen sterben. Sag ihr, dass sie sich damit abfinden muss. Sie wird überrascht sein, wie befreiend das wirkt.«
Der Heide steht auf, doch auf dem Weg zur Leiter wäre er fast zusammengebrochen. Mudge muss ihn auffangen und ihm die Leiter hinunterhelfen. Ich blicke ihnen nach.
»Es geht gar nicht um die Vergewaltigung«, sagt eine benommene Morag hinter mir, und ich spüre, wie etwas an meiner Wirbelsäule hinunterkriecht. Ich drehe mich um und sehe, wie Morag sich hochstemmt. »Was ist schon eine weitere Vergewaltigung?«, fragt sie in nüchternem Tonfall. »Es geht um die Einsamkeit. Du warst für mich immer ein Schatten im Vergleich zu ihm.« Sie senkt den Blick und schaut dann wieder zu mir auf. Keine Spur von Emotion. »Ein schwacher Trost. Auch ein Mädchen braucht etwas Körperliches.«
Sie steht auf und geht zur Leiter hinüber. Ich strecke die Hand nach ihr aus. Sie zuckt vor mir zurück.
»Rühr mich nicht an!« Da ist sie, die kalte Wut. »Es war meine Entscheidung, Jakob! Meine!« Dann etwas leiser: »Nicht deine.«
»Morag …« Was kann ich ihr sagen?
»Halt die Klappe. Ich werde mich jetzt auf meine neue Aufgabe innerhalb dieser Mission vorbereiten. Und du kümmerst dich um deine. Punkt.« Morag verlässt den Aussichtsraum.
Ich starre in den Weltraum hinaus. Ich spüre das Zittern der Triebwerke und höre das Knacken des Rumpfes, als wir den Orbit verlassen. Ich kann die Erde von hier aus nicht mehr sehen.
24. Kapitel
HOCH ÜBER DER ERDE
Zu meiner Erleichterung war es General Kaaria, der die orbitale Verteidigung koordinierte. Ich fand ihn sehr kompetent. Und vor allem fand ich, dass er Mumm hatte.
In einer überraschend zügigen Aktion hatten sich die Politiker tatsächlich auf den besten Mann für den Job als Flottenkommandant geeinigt: Admiral James Horrax, Royal Navy, im Ruhestand, bei seinen Untergebenen als »Big Jimmy« bekannt. Er hatte mehr als einhundertfünfzig Flottenmanöver gegen SIE befehligt, und das in allen vier Kolonialsystemen. Und ein paar der Schlachten hatte er auch gewonnen. Wahrscheinlich waren bessere Admirale im aktiven Dienst, aber dann hatten sie in den Kolonialflotten gedient und standen jetzt auf der anderen Seite. Und waren vermutlich besessen.
Ich hatte die Übertragung beobachtet, wie Komali Akhtar zum Admiral und zu Captain Penelope Grinstead auf die Brücke der Thunderchilde kam. Die Premierministerin trug eine Navy-Uniform. Ich mochte die Brücke nicht. Zu sauber und zu neu. Sie brauchte dringend ein wenig Dreck, damit sie etwas belebter wirkte.
»Wenn Sie es schaffen, meine Anwesenheit einfach zu ignorieren, werde ich Sie alle in Rum ertränken«, sagte sie zur Brückenbesatzung. Ich war einerseits von ihrem Mumm beeindruckt und andererseits von ihrer Bereitschaft, hier oben zu sterben, was allerdings leichter war als das, was am Boden geschehen würde, wenn wir scheiterten.
Wir waren bereits in die Hellions gestiegen. Es fühlte sich an, als würde man die Eingeweide von jemandem als Mantel tragen. Ich hatte es auch unter den besten Bedingungen nie gemocht, wenn Stecker in meine Anschlüsse glitten, aber wie die Verbindungsstecker des Hellion sich in mich hineinzuschlängeln schienen, gefiel mir noch viel weniger. Exo-Rüstungen mit Interface fühlten sich wie eine Erweiterung des Körpers an. So waren sie konstruiert worden. Die Verbindung zwischen dem Fleisch und der internen Biotechnik der Hellions war total. Sie waren jetzt
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