Krieg um den Mond (German Edition)
aufgebracht, um Anne zu erklären, dass unter Scheinwerferlicht Farben ganz anders wirkten, als bei Tageslicht. Natürlich wollte Anne gut aussehen. Ein Fernsehinterview erlebte man nicht alle Tage.
Als Sina fertig war, simulierte sie Studiobeleuchtung. Anne war erstaunt. Das grelle Licht kannte sie schon von der Probe, aber wie es sich bei ihr auswirkte, sah sie jetzt zum ersten Mal. Die Farben verloren viel von ihrer Intensität.
„Es ist tatsächlich gut“, gab Anne zu. „Eigentlich sogar sehr gut.“
„Wenn Sie zufrieden sind, bin ich auch zufrieden. Viel Erfolg beim Interview.“
Anne ging in den Raum, den die ESA der Deutschen Presseagentur für das Interview zur Verfügung gestellt hatte. Mehrere Techniker waren seit Stunden an der Arbeit, um den Raum entsprechend herzurichten. Markus Henkel, der verantwortliche Redakteur, empfing Anne mit einem freundlichen Lächeln.
„Hallo, Frau Winkler. Unsere Fotografen warten schon ungeduldig auf Sie. Wir möchten zuerst ein kleines Fotoshooting machen. Bis Dr. Bardouin vorbereitet ist, haben wir das durch.“
Anne hatte nichts dagegen. Sie wusste, dass Fotos zu professioneller Öffentlichkeitsarbeit dazugehörten. Olaf hatte alles entsprechend geplant und verfolgte die Realisierung aus dem Hintergrund.
Die Fotografen waren gleichzeitig mit Sina fertig, die Dr. Bardouin vorbereitet hatte. Anne, Dr. Bardouin und Markus Henkel nahmen um einen kleinen, runden Tisch Platz, so dass ein möglichst zwangloser Eindruck entstand. Diesen Eindruck bekamen allerdings nur die Zuschauer an den Bildschirmen. Anne konnte sich trotz aller Vorbereitung nur schwer an das unfreundliche Licht gewöhnen. Außerdem stand auf der einen Seite alles voller Kameras, huschten Kabelträger herum und diverse Mitarbeiter versuchten, mit wedelnden Armen in Zeichensprache zu kommunizieren. Alles in allem nichts, was für eine zwanglose Atmosphäre sorgte.
Markus Henkel war ganz Profi und schaffte es trotz der für Anne ungewohnten Umgebung sehr schnell, ihr die Nervosität zu nehmen. Nach kurzer Zeit erzählte Anne locker, wie sie das Geheimnis um die Bilder vom Mond gelüftet hatte. Darüber hatten sie in der Vorbereitung gesprochen und Anne war entsprechend präpariert. Anne dachte schon, sie sei fertig, als Markus sie nochmals ansah.
„Was unsere Zuschauer mit Sicherheit noch interessiert: Müssen wir jetzt Angst vor Aliens haben?“
Anne war überrascht. Diese Frage war nicht abgesprochen. War das ein Trick, um sie aus der Reserve zu locken? Anne mochte das Gerede um Aliens absolut nicht, aber sie ahnte, dass die Menschen voll darauf abfahren würden, wenn sie jetzt nur ein falsches Wort sagte.
Ich muss höllisch aufpassen, sonst gibt es üble Schlagzeilen.
„Nein. Müssen wir nicht.“ Anne zögerte einige Sekunden und ergänzte dann: „Wir sollten mehr Angst haben vor den Leuten, die ab morgen mit wilden Spekulationen um sich werfen.“
Jetzt machte Markus ein verblüfftes Gesich. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. In einer Ecke hinter den Kameras entdeckte Anne Olaf, der ihr den hochgereckten Daumen zeigte. Anne lächelte ihr strahlendstes Lächeln in die Kamera, während Markus nach einer neuen Frage suchte.
„Glauben Sie etwa an Aliens?“
„Natürlich“, antwortete Anne mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er sie nach der Uhrzeit gefragt.
„Aber Sie sind Wissenschaftlerin.“
„Eben. Genau deshalb glaube ich daran.“ Anne schmunzelte über sein noch immer verblüfftes Gesicht, aber sie wollte es nicht übertreiben.
„Lassen Sie mich kurz erklären. Den Begriff „Alien“ finde ich furchtbar. Man denkt sofort an alles Mögliche, was man im Kino sieht - und das ist häufig nicht intelligent und jedermanns Geschmack. Aber dass es da oben Leben gibt, davon sind so gut wie alle Wissenschaftler überzeugt. Wir entdecken fast täglich neue Planeten. Es gibt Milliarden davon. Es wäre vermessen zu denken, dass sich nur auf der Erde Leben entwickelt hat.“
„Und warum sagen Sie, dass wir keine Angst haben müssen?“
„Nur weil etwas fremd ist, müssen wir noch lange keine Angst davor haben. Soviel sollten wir inzwischen gelernt haben. Vorsicht ist wichtig - und Neugier.“
„Aber auf dem Mond ist etwas ...“
„Da w a r etwas“, korrigierte Anne, bevor Markus weiterreden konnte. „Die Schraube liegt länger da oben, als es Menschen gibt. Ich glaube nicht, dass ein kleines, grünes Männchen sich so lange dort hinter einem
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