Krieg um den Mond (German Edition)
gebracht werden konnten. Der Heimatschutz begann Tankstellen zu bewachen. In Einzelfällen mussten sie mit Waffengewalt gegen aufgebrachte Fahrer vorgehen, die in langen Schlangen vor den Tankstellen warteten. Stundenlang tatenlos herumzustehen und mit anzusehen, wie in dieser Zeit die Preise ständig nach oben verändert wurden, ließ bei vielen die Nerven blank werden. Dass zahlreiche Fahrer eine Schusswaffe besaßen, machte die Sache nicht einfacher.
Trotz allem fuhren die amerikanischen Schiffe unbeeindruckt weiter. Die Regierung wollte auf keinen Fall nachgeben. Eine neuerliche Warnung der Chinesen verpuffte wirkungslos. Die Finanzmärkte verfolgten jede noch so kleine Bewegung des Dollars mit größter Nervosität.
Es kam, was alle befürchtet hatten. China warf eine neue Tranche Dollars auf den Markt. 100 Milliarden auf einmal. Und jeder hatte Sorge, dass es nicht die letzten waren. China hatte in den zurückliegenden Jahren unglaubliche Mengen Währungsreserven aufgebaut. Diese Sorge brachte die letzten Händler dazu, auch ihre Dollars zu verkaufen - zu Schleuderpreisen. Es gab keine Käufer mehr.
Der Preis für Öl - in Dollar berechnet - schoss in nie für möglich gehaltene Höhen. Und der für Benzin lag noch weit darüber. Um die fehlende Menge auf dem Heimatmarkt auszugleichen, kaufte die Regierung alles auf, was auf dem Weltmarkt an Benzin zu bekommen war, sodass auch in Europa die Preise stiegen. Spötter bemerkten, dass es inzwischen billiger wäre, seinen Wagen mit Chanel No.5 zu betanken.
Die Katastrophe wuchs schneller, als die Schiffe fahren konnten. Immer mehr Werke in den USA mussten ihre Produktion einstellen, weil ihre Beschäftigten nicht mehr zur Arbeit kommen konnten. Stattdessen sammelten sie sich in den Stadtzentren zu Demonstrationen. Sie forderten Unterstützung von ihrer Regierung.
Anfangs half die Rhetorik, alle Schuld den Chinesen zu geben und die eigene Bevölkerung zum Durchhalten aufzufordern. Nach kurzer Zeit wurde klar, dass das nicht reichte. Die ersten Supermärkte wurden nicht mehr beliefert. Die Speditionen wollten abgelegene Märkte wegen der hohen Benzinkosten nur gegen hohe Aufpreise beliefern. Und wo die Supermärkte noch voll waren, gab es viele Bürger, die einfach zu weit weg von den Geschäften wohnten. Man hatte sich daran gewöhnt, dass das eigene Auto immer zur Verfügung stand. Die Armee versuchte, das schlimmste zu verhindern, war aber angesichts der Menge hoffnungslos überfordert.
Inzwischen war allen klar, dass die Chinesen ungehemmt weiter Dollars auf den Markt schütten würden, solange die Schiffe unterwegs waren. Mit Devisenbeschränkungen, Interventionen der Notenbank oder Militäreinsätzen gegen die eigene Bevölkerung waren die Berge von Problemen nicht annähernd zu lösen. Die Tradition, sich im Krisenfall hinter den Präsidenten zu stellen, brach angesichts der persönlichen Not vieler zusammen wie ein Kartenhaus.
Kriege hatte man schon zahlreich geführt - aber die wesentlichen Opfer waren immer im Ausland zu beklagen gewesen, bis auf die begrenzte Zahl trauernder Familien von gefallenen Soldaten. Dieses Mal war alles anders. Es gab keine Gefallenen. Es gab keine Helden. Es gab keine aufputschenden Kriegsbilder im Fernsehen.
Was es gab, war ein leerer Tank und bei manchen ein leerer Magen. Die wenigsten mussten ernsthaften Schaden an ihrem Leben befürchten, aber für die, die es gewohnt waren, immer alles zu jeder Zeit bekommen zu können, ging eine Welt unter.
Der Druck auf die Regierung stieg. Von morgens bis abends zeigten die Talkshows verzweifelte Menschen, die die Regierung beschimpften. Die Zeltstädte um das Kapitol und das Pentagon wuchsen und die Fragen, ob diese Auseinandersetzung nötig wäre, wurden mit jedem Tag lauter.
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III – Showdown auf dem Mond
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44. Sondersendung
War es das zwanzigste oder dreißigste Mal, dass er die Muster auf der ausgebleichten Tapete zählte? Gordon wusste es nicht. Er hörte auch nicht den Verkehr, der eilig an dem Hotel vorbeiströmte. Gordon hatte es nicht eilig. Die Zeit tröpfelte dahin, während in seinem Kopf immer die gleichen Gedanken wiederkehrten wie in einem Kreisverkehr ohne Ausfahrt.
In sein Haus konnte er nicht. Es gehörte ihm nicht mehr. Er hatte es Amanda überlassen, als ihr Vermögen aufgeteilt wurde. Was sollte er in dieser spießigen Vorstadt, die so weit außerhalb lag? Anstelle des Hauses hatte er den großen Wagen und den
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