Krieg um den Mond (German Edition)
Felsen versteckt, um uns böse anzusehen, wenn wir die Schraube holen.“
Markus hatte noch nie jemanden im Studio gehabt, der so selbstbewusst den Spieß umdrehte und jetzt ihn verunsicherte. Er rettete sich mit einer neuen Karteikarte und wandte sich an Dr. Bardouin. „Die Bilder sind sensationell. Warum haben Sie sie so lange zurückgehalten?“
„Weil wir keine wilden Spekulationen wollen. Wir sind Wissenschaftler. Wir möchten keine diffusen Ängste erzeugen. Wir wollen eine Zusammenarbeit herbeiführen, um die Geheimnisse gemeinsam aufzuklären. Das ist leider nicht gelungen.“
„Im Gegenteil. Der Konflikt ist eskaliert und inzwischen sitzt die ganze Welt vor dem Fernseher und macht sich Sorgen.“
„Das ist der Grund, weshalb wir an die Öffentlichkeit getreten sind. Wir wollen versuchen, das Schlimmste zu verhindern.“
„Und deshalb haben Sie einen sehr aggressiven Ton gewählt und die Sender gezwungen Ihren Text auszustrahlen?“
„Unserer Ansicht nach ist die Krise so weit fortgeschritten, dass mit diplomatischen Floskeln nichts mehr zu machen ist.“
„Fürchten Sie keine Konsequenzen?“
„Die Konsequenz, die ich am meisten fürchte, ist, dass nichts passiert.“
„Und was sollte passieren?“
„Die USA sind eine starke Demokratie. Mit unseren klaren Worten möchten wir die Menschen wachrütteln. Sie sollen verstehen, worum es geht, und dann selbst entscheiden, ob sie so weitermachen wollen. Dazu braucht es klare Informationen jenseits von Propaganda. Wir liefern handfeste Beweise.“
„Was Sie liefern ist tatsächlich beeindruckend. Alle Welt fragt sich, wie Sie an den Film gekommen sind, der die Zerstörung der amerikanischen Mondmission zeigt. Aus den internationalen Reaktionen kann man leicht entnehmen, dass weder die Amerikaner noch die Chinesen dieses Material gekannt haben.“
„Das ist richtig. Die Bilder vom Mond haben befreundete Spezialisten aus Russland aufgearbeitet. Die Aufnahmen des Raketenangriffs hat das ELT geschossen. Natürlich kann dieses Teleskop keine Filme aufnehmen, aber mit den modernsten Filmtechnologien kann man heute einen Film daraus machen. Für mich ist das ein Ergebnis hervorragender Team-Arbeit, auf die ich sehr stolz bin. Kreativität und Zusammenarbeit wiegt schwerer als ein hohes Budget.“
„Und wie soll es jetzt weitergehen?“
„Wir haben den Menschen die nötigen Informationen gegeben. Jetzt liegt es an ihnen, die Regierungen zu überzeugen die Eskalation zu beenden. Und dann träumen wir davon, dass alle zusammenarbeiten, um gemeinsam herauszufinden, was auf dem Mond ist. Wir wissen bis jetzt nur, dass dort etwas ist, aber nicht, ob es eine Gefahr oder eine Chance darstellt. Das müssen wir herausfinden. Und wir sollten es zusammen tun, denn es geht uns alle an.“
Markus ließ nicht locker. „Ihre Träume sind sehr ehrenhaft - aber wie stellen Sie sich das praktisch vor? Die gesamte Start-Technologie in China und den USA ist zerstört. Es wird viele Jahre dauern, alles wieder aufzubauen.“
„Wie so oft denkt man an alles und jeden, nur nicht an Europa“, lächelte Dr. Bardouin. „Europa ist erheblich weiter, als den meisten bewusst ist. Wenn ich Europa sage, schließe ich hier unsere russischen Kollegen mit ein. Unsere Zusammenarbeit in der Raumfahrt ist sehr fruchtbar. Gemeinsam haben wir das nötige Know-how und die technischen Möglichkeiten für eine Mission, um die Schraube vom Mond auf die Erde zu holen. Das Einzige, was fehlt, sind die finanziellen Mittel. Sobald die da sind, können wir sofort mit der Realisierung anfangen. Alle Pläne und Vorbereitungen sind fertig.“
„Das klingt gut, aber meines Wissens sind die finanziellen Mittel der größte Stolperstein. Die ESA hat ein knappes Budget und die Kosten für die Raumfahrt sind bei den Regierungen nicht sehr beliebt.“
„Ich glaube, dass Sie hier Europa schon wieder unterschätzen. Viele Menschen sind begeistert von der Raumfahrt.“
„Mag sein, aber die Politiker, die das Geld geben?“
„Wenn es um so einen wichtigen Beitrag zum Frieden geht, wird kein Politiker „Nein“ sagen. Davon bin ich fest überzeugt. Bei Wissenschaft und Frieden kann sich die Welt auf Europa verlassen.“
„Wir werden es gespannt verfolgen.“
Nach der Ausstrahlung der Filme und des Interviews vergingen gerade einmal zwanzig Minuten, bis das Handy von Dr. Bardouin klingelte. Lord Carrington, Mitglied des ESA-Council, verlangte eine Sondersitzung - sobald wie
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