Krieg um den Mond (German Edition)
Erst auf seiner letzten Powerpoint-Folie kam das langersehnte Ergebnis, für das die Menschheit die umfangreichste wissenschaftliche Untersuchung ihrer Geschichte in Gang gesetzt hatte.
Binnen Sekunden flogen die drei Kernsätze um die Welt, sei es per Live-Aufnahme der Kamerateams, per E-Mail in die Redaktionen der Nachrichtenagenturen, über Twitter oder per Handy, in das die Reporter folgende Sätze hineinbrüllten:
1.Das Material ist extrem widerstandsfähig und kann nicht endgültig definiert werden.
2.Das Alter der Schraube liegt bei 50 - 80 Millionen Jahren.
3. Die Herkunft der Schraube ist - die Erde.
Wo bis jetzt aufgeregte Unruhe geherrscht hatte, trat vollkommene Stille ein. In den Gehirnen der Presseleute arbeitete es auf Hochtouren. Konnte das richtig sein? Wenn man diese Aussagen zusammenbrachte - was hatte das für Konsequenzen?
Dann brach der Orkan los. Alle wollten gleichzeitig fragen - und alle wollten dasselbe fragen. Es dauerte eine Viertelstunde, bis sich der gröbste Tumult legte und Olaf etwas Sinnvolles an den Mann, bzw. an die Frau bringen konnte.
„Nein. Es liegt kein Fehler vor.“
„Ja. Die Ergebnisse sind sicher.“
„Ja, wir haben alles gesagt, was wir wissen.“
„Nein. Ich verstehe es auch nicht. Und so geht es jedem meiner Kollegen, die Ihnen gerne für weitere Auskünfte zur Verfügung stehen.“
Olaf war froh, sich auf diese Weise Luft verschaffen zu können. Es gab einen neuen, kurzen Tumult, bis sich Grüppchen gefunden hatten, die sich um jeden der Wissenschaftler bildeten.
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56. Mond
„Ich bin dafür, die Suche an dieser Stelle abzubrechen“, hörte Anne die Stimme von Holger Schickler, als sie im Begriff war, sich nach den zwei Tagen Abwesenheit bei Dr. Bardouin zurückzumelden. Anne stockte und lauschte weiter.
„Ich habe Frau Winkler versprochen, dort zu suchen.“ Das war Dr. Bardouin.
„Aber das Gelände ist zu schwierig. Wir riskieren den Rover. Das kann ich nicht verantworten.“
Jetzt klopfte Anne und betrat auf das „Herein“ von Dr. Bardouin dessen Büro.
Nach der üblichen Begrüßung erklärte Dr. Bardouin ihr: „Wir kommen an der Stelle nicht weiter, die Sie uns genannt haben.“
„Was ist der Grund?“
„Der Boden ist unsicher, überall gibt es Löcher und es liegen viele Felsen herum. Der Rover könnte jeden Moment irgendwo feststecken. Das dürfen wir nicht riskieren.“
„Verstehe“, nickte Anne. Der Schlaf hatte ihrem Denkvermögen merklich gut getan. „Sieht es so aus, dass vor nicht allzu langer Zeit ein Einschlag stattgefunden hat?“
„Das könnte sehr gut möglich sein.“
„Dann sollten wir auf jeden Fall hier weitersuchen.“
„Warum?“, fragten Holger und Dr. Bardouin gleichzeitig.
„Irgendetwas muss die Schraube mit Gewalt von ihrem Ausgangspunkt weggesprengt haben. Eine Möglichkeit wäre der Einschlag eines Meteoriten. Also ist ein relativ junger Einschlag ein starkes Indiz, dass wir an der richtigen Stelle sind.“
„Da ist etwas dran“, stimmte Dr. Bardouin zu.
„Niemand kann erwarten, dass uns der Ursprung der Schraube auf einem freigeräumten Platz präsentiert wird“, bekräftigte Anne. „Gerade, wo in den letzten paar tausend Jahren etwas los war, ist es spannend.“
„Wir werden dort weitersuchen“, entschied Dr. Bardouin.
Sie gingen gemeinsam zur Steuerzentrale des Rovers. Anne sah die Bilder, die der Rover von seinem jetzigen Standpunkt übertrug und sie begriff, welche Leistung Holger und sein Team bisher vollbracht hatte. Über Luftaufnahmen zu sitzen oder ständig mit Felsen und Abgründen konfrontiert zu werden, waren zwei verschiedene Welten.
Mehrere Stunden lang beobachtete Anne, wie Holgers Team den Rover durch den Irrgarten manövrierte. Mehr als einmal landeten sie in einer Sackgasse und mussten ihn mühsam wieder hinausbugsieren. Mit allen verfügbaren Instrumenten sondierte der Rover den Boden um ihn herum.
Plötzlich sagte Holger: „Endstation!“
Anne sah ihn fragend an.
„Wir stehen vor einer Felswand und kommen nicht mehr weiter. Endstation. Wir können nur noch zurück. Es war umsonst.“
Jedes seiner Worte stach wie ein Messer in Annes Herz. Regungslos nahm sie wahr, wie Holger die Anweisung zum Wenden gab. Auf das gesamte Team legte sich eine Decke der Resignation. Sie hatten so gekämpft. Jeder von ihnen.
„HALT!“ Annes Stimme zerschnitt die bedrückende Stille. „Nicht wenden! Wir sind da!“
Dr. Bardouin, Holger und jeder aus
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