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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Schwerelosigkeit griff nach Anne. Nur ihr Gurt verhinderte, dass sie nicht von ihrem Sitz getrieben wurde. Der Anhänger ihrer Kette schwebte direkt vor ihrer Nase in der Luft. Auf der anderen Seite des Mittelgangs versuchte jemand, seinen Ausweis wieder einzufangen, der sich selbständig gemacht hatte. Er griff ungeschickt daneben und der Ausweis trudelte zur Decke hinauf.
    Ohne Antrieb neigte sich der Airbus nach vorne und ging in einen Sturzflug über. Zwanzig Sekunden lang fiel er immer steiler nach unten. Dass niemand in Panik aufschrie, lag daran, dass dieses Manöver geplant und sie alle eingewiesen waren. Diese Parabelflüge gehörten zum Programm der ESA, um Schwerelosigkeit zu simulieren, deshalb auch der Name „Zero-G“ für den Airbus, der speziell für diese Aufgabe ausgerüstet war. Der Pilot hatte schon mehrere tausend Parabeln geflogen, mal für Forscher und ihre Experimente, mal für künftige Astronauten oder andere interessierte Teilnehmer. Sogar Dreharbeiten für Kinofilme hatte es schon im Zero-G-Airbus gegeben, dem größten Parabelflugzeug der Welt.
    Bei einem Sturzwinkel von 42 Grad fing der Pilot die Maschine wieder ab und die Passagiere mussten ihr Erlebnis der Schwerelosigkeit erneut mit ihrem doppelten Gewicht bezahlen, bis das Flugzeug wieder in der Waagerechten flog.
    „Wow!“, war Annes einziger Kommentar.
    „Ja“, bestätigte Elena. „Ganz anders als in unserer Zentrifuge in Swjosdny Gorodok. Da wirst du nur in den Sitz gepresst, bis du das Gefühl hast, platt wie eine Flunder zu werden.“
    „Das will ich auch noch erleben.“
    „Wirst du. Schließlich hat man dich als Teilnehmerin am Ausbildungsprogramm für Astronauten ausgewählt.“
    „Kaum zu glauben.“
    „Aber wahr.“
    „Ich hätte nie gedacht, dass die ESA so schnell eine so wichtige Rolle in der bemannten Raumfahrt spielt.“
    „Die anderen haben sich gegenseitig alles kaputt gemacht. Bis sie es wieder aufgebaut haben, werden etliche Jahre vergehen. Zusammenarbeit ist eben besser, als alleine der Supermann zu sein.“
    „Ob sie was draus gelernt haben? Ich habe meine Zweifel.“
    „Warum?“
    „Weil Amerikaner und Chinesen ihre Astronautenausbildung alleine machen. Warum machen wir es nicht zusammen, wo wir doch in einer gemeinsamen Mission fliegen werden?“
    „Vielleicht weil es zu viele sind. Immerhin werden eine Menge Leute ausgebildet, bei denen wie bei uns. Und fliegen werden am Ende nur vier.“
    „Ich befürchte, das ist nicht der einzige Grund. Inzwischen bin ich sehr misstrauisch geworden.“
    Anne sollte noch empfindlich zu spüren bekommen, wie sehr dieses Misstrauen berechtigt war. Aber davon ahnte sie nichts. Jetzt wurde sie abgelenkt, weil der Pilot zur nächsten Parabel ansetzte. Anne wurde schwerer und schwerer.
     
    ~~~~~

58. Darmstadt
     
    Drei Monate später bat Dr. Bardouin Anne in sein Büro. Es war, kurz bevor sie nach Hause gehen wollte.
    „Wie klappt es mit Ihrer Astronautenausbildung?“
    „Sehr gut. Anstrengend, aber es ist das, was ich wollte.“
    „Gut. Ich möchte mit Ihnen über die Entscheidung sprechen, die heute für die Zusammensetzung der bemannten Mond-Mission gefallen ist.“
    Annes Muskeln strafften sich. Das war eminent wichtig für sie.
    „Sie wissen, dass nur vier Plätze zur Verfügung stehen. Da die Amerikaner und die Chinesen jeweils einen erhalten, bleiben für uns nur zwei.“
    Das wusste Anne natürlich. Aber warum diese umständliche Einleitung? Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ihr Mund wurde trocken.
    „Von diesen beiden beanspruchen die Russen als unsere Partner einen für sich, sodass nur einer übrig bleibt.“
    Diese Rechnung hätte sie auch ohne Mathematikstudium verstanden. Anne musste sich räuspern, um ihre Frage mit heiserer Stimme an den Mann zu bringen: „Und wer wird es von uns sein?“
    „Dr. Olaf Bürki.“
    Annes Knie wurden weich. Ohne zu fragen, setzte sie sich auf den nächsten Stuhl. Die Frage „Warum?“ brachte sie nicht heraus, aber Dr. Bardouin kannte sie auch so.
    „Ich weiß sehr gut, wie viel Ihnen diese Mission bedeutet und ich kann Ihnen versichern, dass ich mich sehr für Sie eingesetzt habe.“
    Endlich kam das „Warum?“ heraus.
    „Es gab eine lange Diskussion unter allen Beteiligten. Den Russen konnte man keinen Platz verwehren. Bei dem verbliebenen Platz für die ESA tauchten dann die alten Rivalitäten wieder auf. Den Chinesen wäre ein Franzose am liebsten gewesen, was die USA ablehnten. Umgekehrt war es mit

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