Krieg um den Mond (German Edition)
präpariert. Das Mondmodul und das Rückkehrmodul befanden sich in Baikonur, um von dort in den Orbit befördert zu werden.
Elena und Olaf flogen mit gespannter Erwartung. Sie sehnten den Start herbei. Anne flog mit sehr gemischten Gefühlen. Nichts deutete darauf hin, dass sie die geringste Chance zu einer Teilnahme hatte.
Jage ich doch einem Phantom nach?
Hinter Annes Rücken hatte es in der letzten Zeit nicht wenige spöttische Bemerkungen gegeben.
Werde ich in vier Wochen mit einem Raumanzug bekleidet der startenden Rakete hinterher sehen? Musste ich mich mit einem Stein vom Mond begnügen?
Nach außen dokumentierte Anne unerschütterliche Zuversicht, aber vor sich selbst konnte sie die wachsenden Zweifel nicht verleugnen. Lisa hatte ihr zum Abschied einen Gedanken mitgegeben, den sie sich immer wieder ins Gedächtnis rief: „Die Schraube wollte von DIR gefunden werden, trotz aller Hindernisse. Das Schicksal will DICH!“ Diese Worte taten gut. Nur - wusste das Schicksal auch von diesem Plan?
Am Tag nach ihrer Ankunft traf sich zum ersten Mal die komplette Mannschaft. Die beiden Astronauten aus den USA und aus China waren für diesen Morgen angekündigt. Olaf, Elena und Anne langweilten sich im Aufenthaltsraum. Weder die herumliegenden Zeitschriften noch der Fernseher konnten ihre Aufmerksamkeit wecken. Sie wollten endlich wissen, mit wem sie die große Reise antreten würden. Weder aus den USA noch aus China waren Details durchgedrungen.
Kein besonders freundliches Kommunikationsverhalten, waren sie sich einig. Schließlich würden sie zu viert auf engstem Raum zusammenleben müssen und gemeinsam gefährliche und unbekannte Herausforderungen meistern. Möglicherweise hing das eigene Leben von einem der anderen ab.
Endlich ging die Tür auf und ein Mann schob sich herein. Anne hatte eher den Eindruck, dass ein amerikanischer Kühlschrank den Raum betrat. Alles an ihm war groß, breit und wirkte eckig. Auf dem muskulösen Körper mit den breiten Schultern saß ein weiteres Rechteck: der Kopf. Die Haare kurz, borstig und so geschnitten, als hätte der Friseur beim Schneiden eine Wasserwaage auf den Kopf gelegt. Mit Kopf maß der Kühlschrank gut 1,95m.
Er streckte Anne, die der Tür am nächsten stand, eine Pranke entgegen und entblößte, während er lächelte, zwei Reihen Zähne, die Anne an die weißen Kaugummis erinnerte, die sie manchmal für frischen Atem kaute.
„Ich heiße Walter Bullrider“, quoll es mit breitem Akzent zwischen den Zahnreihen hervor, während er Annes Hand quetschte. „Meine Freunde nennen mich Bully.“
„Wie schön für Ihre Freunde - Mr. Bullrider“, gab Anne ungerührt zurück. „Ist es bei Ihnen üblich, jemandem bei der ersten Begegnung die Hand zu brechen?“
Das Lächeln veränderte sich keinen Millimeter.
„Ich wollte nur testen, wie widerstandsfähig Sie sind. Schließlich sind wir aufeinander angewiesen.“ Er ließ Annes Hand los und stockte einen Moment. „Oh, sorry. Ich glaube, ich habe mich getäuscht. Sie sind doch das fünfte Rad am Wagen, wenn man so sagen darf. Sie fliegen ja nicht mit.“
„Sie dürfen sagen, was sie wollen. Und was das fünfte Rad betrifft - lenken Sie mit einem Joystick?“
„Nun gut. Wir müssen uns ja nicht mögen.“
Bullrider wandte sich Elena zu, wodurch er Anne den Blick auf eine kleine, zierliche Chinesin freigab. Sie war unbemerkt eingetreten und in der erdrückenden Anwesenheit von Bullrider nicht aufgefallen. Außer ihrem zarten Gesicht und ihren dunklen, kinnlangen Haaren konnte Anne nicht viel erkennen. Zu ihrem Erstaunen trug sie Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen. Und das bei der schwülen Hitze.
„Mein Name ist Fang Si“, stellte sie sich mit starkem asiatischen Akzent vor. Sie wirkte schüchtern und ging direkt weiter zu Elena. Anne staunte über ihre geräuschlos Art, sich zu bewegen. Fang war das krasseste Gegenteil, das man sich zu Bullrider vorstellen konnte.
Nach der kurzen Begrüßung schien Anne Luft für Bullrider zu sein. Er suchte nur das Gespräch mit Olaf und Elena. Fang stand ruhig neben den Dreien und hörte zu. Nach zehn Minuten beschloss Anne zu gehen. Niemand bemerkte, wie sie den Aufenthaltsraum verließ.
In ihrem Zimmer angekommen holte Anne ihr abhörsicheres Handy hervor und stellte eine Verbindung zum FSB her. „Würden Sie mir bitte eine Auskunft über Walter Bullrider einholen. Ach ja, und auch über Fang Si. Beide sind Astronauten. Bullrider aus den USA und Fang
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