Krieg um den Mond (German Edition)
einem Briten. Bei Ihrem Namen haben die Amerikaner ihr Veto eingelegt.“
„Aber wieso? Ich habe niemandem etwas getan.“
„Wirklich nicht? Ich glaube, die Amerikaner haben nicht verwunden, dass wir ihren Fund aufgedeckt, sie öffentlich bloßgestellt und sie praktisch zu dieser gemeinsamen Mission gezwungen haben. Mit dieser Niederlage verbindet sich für die Amerikaner nur ein Gesicht: Ihres. Auf der anderen Seite des Atlantik gibt es eine Reihe wichtiger Personen, in deren Augen Sie den gleichen Wert haben wie ein Verräter.“
Anne wollte protestieren, aber Dr. Bardouin blockte ab.
„Es gibt kein Argument, dass ich nicht vorgebracht hätte. Vergeblich. Und es gibt für diese Mission keinen anderen Weg, als dass wir uns einigen. Die Amerikaner bestanden auf dem neutralsten Land, das Europa zu bieten hat: die Schweiz. Es tut mir persönlich sehr leid für Sie. Sie hätten die Teilnahme mehr als verdient. Das ist meine feste Überzeugung, aber die ist leider nicht ausschlaggebend. Denken Sie daran, dass Sie nicht die Einzige sind, die verzichten muss. Viele haben diesen Traum auf dem Mond zu landen - und nur sehr wenige können ihn verwirklichen.“
Natürlich war das Anne klar. Trotzdem war diese Eröffnung der schmerzhafteste Schlag, den sie in ihrem Leben einstecken musste. Sie war so nahe dran gewesen an ihrem Traum.
Anne bedankte sich für Dr. Bardouins Bemühen und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause. Ihr Verstand hatte die Information aufgenommen - aber nur als Information. In ihrem Leben musste sie erst ankommen.
Noch auf der Autobahn überlegte Anne es sich anders. An der nächsten Raststätte kaufte sie ein Sandwich und eine Flasche Wasser. Dann fuhr sie direkt zu ihrer Wiese im Wald. Sie wollte alles mit ihrem Freund besprechen, aber dazu musste sie sich gedulden, denn noch war es zu hell. Anne kaute lustlos an ihrem Sandwich und schlief über ihren traurigen Gedanken ein.
Als Anne aufwachte, war es finster, aber da stand er über ihr. Er sah ihr direkt ins Gesicht wie damals, als sie als Kind in ihrem Bett lag.
Wortlos betrachtete Anne das weiche Licht des Mondes. Ihre Trauer löste sich auf. Sie konnte sich entspannen und sogar wieder lächeln. Und dann wusste sie es.
„Wir werden uns treffen“, sprach Anne es laut aus. Und noch einmal lauter: „Wir werden uns treffen.“
Während Anne diesen Satz auf ihrem Weg zurück zum Auto ständig wiederholte, prägte er sich unauslöschlich in ihr Bewusstsein ein: „Wir werden uns treffen.“
Am folgenden Tag führte Annes erster Weg zu Dr. Bardouin. Der hatte mit einer niedergeschlagenen Mitarbeiterin gerechnet und war entsprechend erstaunt, als er Anne sah. Anne strahlte Tatendurst und Energie aus. Ohne Umschweife trug sie ihr Anliegen vor.
„Ich habe eine Bitte an Sie. Ich möchte so an der weiteren Ausbildung teilnehmen, als ob ich für den Flug zum Mond nominiert wäre.“
„Aber ...“
Jetzt ließ Anne Dr. Bardouin nicht zu Wort kommen. „Das dürfte keiner Vereinbarung widersprechen, die sie getroffen haben.“
„Nein“, gab Dr. Bardouin zu.
„Bei allem, was ich für dieses Projekt getan habe, könnte man das entsprechend begründen.“
„Ja, aber ...“
„Und was die Kosten betrifft: Ich werde mich in einem vertretbaren Maß daran beteiligen.“
Die Honorare für Vorträge und Veröffentlichungen hatten einiges eingebracht, von dem Anne das meiste zurückgelegt hatte. Und wenn es für sie eine Investition gab, die es wert war, die Rücklagen zu opfern, dann war es diese.
Dr. Bardouin überlegte lange, wobei er Anne immer wieder intensiv ansah. „Wegen Ihrer großen Verdienste für das Projekt - einverstanden. Aber an der Entscheidung für die Teilnahme an der Mission ändert das nichts. Das muss Ihnen bewusst sein.“
„Das ist es - aber das macht nichts. Vielen Dank!“
Als Anne gegangen war, schüttelte Dr. Bardouin den Kopf.
Ob ich diese Frau jemals verstehen werde?
Anne war noch nicht lange im Büro, als Olaf in der Tür erschien.
„Oh, welch seltener Gast in letzter Zeit“, empfing Anne ihn.
„Ich habe gehört, dass du nicht bei der Mond-Expedition dabei sein wirst. Ich wollte dir sagen, dass es mir sehr leidtut.“
„Kein Problem.“
„Das scheint dir nicht so viel auszumachen. Ich dachte, du wärst am Boden zerstört und man müsste dich aufbauen.“
„Es ist nett, dass du so denkst. Oder ist es ein schlechtes Gewissen, weil du fliegen wirst?“
„Natürlich
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