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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Si aus China.“
    Dieses Mal hatte Anne kein schlechtes Gewissen. Eine geschlagene Stunde musste sie warten, die sie ungeduldig auf ihrem Bett verbrachte. Endlich kam der Rückruf. Das Ergebnis war spärlich. Bullrider war vor seiner Astronautenausbildung bei einer Spezialeinheit der Luftwaffe tätig gewesen. Dort hatte strengste Geheimhaltung geherrscht, weshalb der FSB keine weiteren Informationen besaß. Zu Fang Si wusste er gar nichts. Anne war enttäuscht. Sie hatte sich mehr erhofft.
     
    Als Anne mit Verspätung zum Mittagessen in die Kantine kam, musste sie feststellen, dass die anderen zusammen an einem Vierertisch saßen.
    Na, prima.
    Sie holte sich ein großes, belegtes Baguette und ging damit nach draußen. Die tropische Mittagshitze war Anne egal. Sie spürte sehr deutlich, dass das Ganze überhaupt nicht so lief, wie sie sich das erhofft hatte.
    Eigentlich läuft es so, wie es von vorneherein geplant, wie es logisch und vernünftig ist. So ist eben der normale Ablauf.
    Diesem Einwurf ihres logischen Verstandes konnte Anne nicht widersprechen, aber zufrieden machte sie diese Erkenntnis nicht.
    Bei der nächsten Ausbildungseinheit sprach Elena Anne an: „Hey, was ist los mit dir? Du ziehst dich nur noch zurück. Gefällt es dir nicht mehr bei uns?“
    „Ich kann Bullrider nicht leiden.“
    „Das war nicht zu übersehen. Er dich übrigens auch nicht.“
    „Hab ich wohl gemerkt. Es ist aber nicht nur Antipathie. Etwas stimmt mit ihm nicht. Wir müssen vorsichtig sein.“
    „Was sollte das sein?“
    „Ich weiß es noch nicht. Ist so ein Gefühl.“
    „Mein Gefühl sagt mir, dass er ganz nett ist.“
    „Du findest jeden nett, bei dem das Testosteron aus den Ohren quillt.“
    Elena nahm Anne diese Bemerkung nicht übel. Dafür kannten sie sich zu gut. „Oh, Testosteron kann sehr interessant sein.“
     
    Mit fortschreitender Zeit wurde die Situation schwieriger. Da es nur noch um praktische Übungen mit einem Raumtransporter für vier Personen ging, stand Anne immer öfter beschäftigungslos in der Gegend herum und sah den anderen zu. Die Ausbilder hatten auch immer weniger Lust, Anne zu integrieren. In ihren Augen hatte Anne einen Spleen und so jemand durfte den ohnehin engen Zeitrahmen nicht belasten.
    Um nicht zu stören, konzentrierte Anne sich auf die Handbücher und alles, was sonst an theoretischer Information zu greifen war.
    Es ergab sich zwangsläufig, dass sie in den Gesprächen an den Rand rückte. Die gemeinsamen Erfahrungen fehlten. Wenig aufmunternd fand sie die Entwicklung der Beziehungen, die sie beobachtete. Elena bemühte sich vor allem um Bullrider, dem das überaus angenehm war. Also blieben Olaf und Fang Si als zweite Paarung übrig, die fast gar nicht miteinander redeten.
    Inzwischen sehnte Anne ebenfalls den Start der Rakete herbei. Dadurch würde diese unsägliche Situation beendet. Vorher einen Schlussstrich ziehen wollte sie nicht. Sie hatte sich da hereingeritten und dann musste sie das auch durchziehen. Dass es schwer war, war eben der Preis, den sie zahlen musste.
     
    Quälend langsam - aber immerhin ohne anzuhalten - verging die Zeit. Heute war der letzte freie Tag vor dem Start. Bullrider hatte einen Jeep besorgt und lud die strahlende Elena zu einer Tour durch den Dschungel ein. Eine Einladung von Olaf und Fang Si zu einem Ausflug in die Garnisonsstadt schlug Anne aus. Das dritte Rad am Wagen zu sein war genauso blöd wie das fünfte. Sie wollte allein eine Abschlussrunde über das große Gelände zu drehen.
    Annes erstes Ziel war die Rampe für die russischen Sojus-Raketen. Man sah diesem Teil der Anlage an, dass er nicht so alt wie die anderen Teile waren. Je näher Anne der Rampe kam, desto deutlicher sah sie die Spuren des letzten Starts. Vor zwei Tagen hatte eine Sojus abgehoben und das Servicemodul in den Orbit gebracht.
    Aus Baikonur wusste sie, dass die beiden dortigen Module ebenfalls unterwegs waren. Man brauchte diesen zeitlichen Vorsprung, um die Module vor dem Eintreffen des Wohnmoduls aneinander zu koppeln. Das war eine echte Herausforderung für die Mannschaft der ISS, die man in der Realität noch nie zuvor durchgeführt hatte und die sich auch kaum proben ließ.
    Das fehlende Wohnmodul ruhte auf der Spitze der Ariane-Rakete, auf die Anne jetzt zusteuerte. Schon aus der Ferne war Anne vom Eindruck der mächtigen Rakete berührt. Jeder Schritt, den sie näher herankam, ließ die Rakete noch mächtiger erscheinen.
    „In wenigen Tagen hebst du ab“,

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