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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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fallen muss. Dieser Punkt liegt bereits hinter uns. Mit anderen Worten: Ein entsprechend ausgebildeter Ersatz steht nicht zur Verfügung.
    Die gewöhnliche Regelung für diesen Fall wäre eine Verschiebung der Mission, wie es häufig wegen schlechtem Wetter oder anderer technischer Probleme geschieht. Das ist bei dieser Mission nicht möglich. Der modulare Aufbau bedingt einen exakten Zeitplan. Man kann ihn nur insgesamt verschieben, aber da bereits drei Module im Orbit sind, geht auch das nicht.
    Das ist der Stand der Dinge, mit dem ich Sie jetzt in die Nacht entlassen möchte. Diskutieren können wir nichts. Die Entscheidungen fallen morgen Vormittag in einer Konferenz mit den USA und China.“
     
    „Ich weiß, was Sie möglicherweise denken“, sagte Dr. Bardouin im Hinausgehen zu Anne. „Aber die ESA hat keinen Platz zu vergeben. Den hat Dr. Bürki. Und wenn - die USA haben sich vehement gegen Sie gewehrt.“
    Beim Hinausgehen fiel Annes Blick auf den Mond, zwar nur auf die Neumondsichel, aber das störte Anne nicht. „Wir werden uns treffen“, murmelte sie.
    „Was haben Sie gesagt? Ich habe nicht richtig verstanden.“
    „Nichts. Gar nichts.“
     
    In der folgenden Nacht bekam Anne kein Auge zu. Ihre Emotionen waren, als hätte man sie in einen Mixer geworfen und würde sie auf höchster Stufe durcheinanderwirbeln. Mitgefühl mit Elena. Gleichzeitig Erleichterung, dass sie wieder gesund werden würde. Durfte sie selbst möglicherweise vom Unglück anderer profitieren? Ärger über die Amerikaner mit ihrem Veto. Ärger über Bullrider. Fragen. Hoffnung. Zweifel. Ihre Gedanken kreisten immer schneller. Die Zeiger der Uhr kreisten immer langsamer. Jeder Versuch einzuschlafen, läutete nur ein neuerliches Mixen ein.
    Trotz Klimaanlage war Anne schweißgebadet. Um sich zu entspannen schlüpfte sie in ihre Shorts und ging hinaus. Es war stockfinster. Keine Sterne und auch kein Mond. Ein erster Tropfen klatschte auf ihre Stirn. Ein zweiter folgte einen Atemzug später. Dann öffneten sich die Schleusen eines tropischen Gewitters. Die schwere Wolke schien ihren ganzen Inhalt nur auf sie zu schütten. Anne ließ es geschehen. Das Hämmern der Tropfen auf ihren Körper war so intensiv, dass kein Raum für Gedanken mehr da war. Nur schwere, dicke Tropfen. Die Blitze zuckten durch ihre geschlossenen Augenlider. Der Donner hämmerte mit Gewalt auf ihr Trommelfell ein. Es tat gut. Sie fühlte sich lebendig.
    Erst als das Gewitter nachließ, ging Anne zurück in ihr Zimmer. Das T-Shirt klebte auf ihrer Haut. Anne hinterließ eine nasse Spur im Flur. Es kümmerte sie nicht. Es war, als hätte der Regen alle ihre Gedanken weggespült. Anne rubbelte sich trocken, legte sich nackt in ihr Bett und schlief sofort ein.
     
    Anne wachte erst am späten Vormittag auf - und sie war dankbar dafür. Es gab kein Programm, keine Aktivität. Jeder wartete gespannt auf den Ausgang der Videokonferenz, die hinter geschlossenen Türen stattfand. Ging es weiter? Und wenn ja, wie? Oder würde alles gestoppt?
    Jeder in Kourou war auf irgendeine Art betroffen, deshalb gab es kein anderes Gesprächsthema. Anne war froh, die endlosen Diskussionen verpasst zu haben, die seit dem Frühstück an jeder Ecke geführt wurden. Sie führten letzten Endes zu nichts.
     
    Für 12:00 Uhr war eine Generalversammlung angesetzt. Der Raum war schon eine halbe Stunde vorher voll. Auf die Minute pünktlich betraten Dr. Bardouin und General Kowalev das Podium. Gespannte Stille breitete sich aus.
    Dr. Bardouin begrüßte die Anwesenden. „Um es kurz zu machen: Wir machen weiter!“
    Den nächsten Satz verstand niemand mehr, denn alle sprangen auf und klatschten Applaus. Jeder hatte auf seine Weise gekämpft, um die Mission voranzubringen. Jeder hatte gehofft und gezittert. Unsägliche Erleichterung breitete sich aus.
    Nur mit Mühe gelang es Dr. Bardouin für Ruhe zu sorgen.
    „Ich freue mich mit Ihnen, aber diese Entscheidung bedeutet viel Arbeit. Ich bitte jeden von Ihnen nach Kräften mitzuhelfen. Wir haben verlorene Zeit aufzuholen.“
    Diese Bitte war überflüssig. Jeder würde sich bis zur letzten Sekunde einsetzen. Aber eine Frage war noch offen.
    General Kowalev trat ans Mikrofon. „Sie wollen mit Sicherheit wissen, wer der russische Teilnehmer sein wird: Frau Dr. Anne Winkler. Ihr Einverständnis vorausgesetzt.“
    Heftiges Gemurmel erfüllte den Raum. Kowalev übertonte es mit seiner Stimme.
    „Und bevor die Gerüchteküche kocht und sie sowieso

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