Krieg um den Mond (German Edition)
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7. Darmstadt, Deutschland
Es war schon nach Mitternacht, als Anne ihren Toyota auf den Parkplatz der ESA steuerte. Einige Autos standen immer dort, denn die Satelliten, die überwacht werden mussten, machten nachts keine Pause. Aber so voll wie heute war es sonst nur tagsüber. Anscheinend waren ziemlich viele der Einladung zur Launch-Party nachgekommen.
Anne hatte eine anstrengende Zeit hinter sich. Hätte sie bloß nicht Lisa nach einem Party-Outfit gefragt. Die war begeistert auf ihr Anliegen angesprungen. Viel zu begeistert.
Lisa hatte die gleiche Konfektionsgröße, wie Anne selbst, und auch die Schuhe passten. Anne dachte zuerst, das wäre ein Vorteil, aber es entpuppte sich schnell als mittleres Desaster. Lisa holte ein Teil nach dem anderen aus ihren unerschöpflichen Schränken und Anne musste alles anprobieren. Lisa schien es sich zur Aufgabe zu machen, Anne möglichst sexy auszustaffieren. Sie war der festen Überzeugung, dass Anne umfangreiche Beratung benötigte, um auf der Party Erfolg zu haben. Es ging nicht in ihren Kopf, dass Anne diesen ‘Erfolg’ gar nicht wollte.
Nach einer Stunde wurde es Anne zu viel und sie weigerte sich kategorisch, Lisas kurze Röcke anzuziehen. Sie einigten sich am Ende auf eine leichte Sommerjeans, die allerdings so eng saß, dass Anne nur mit Lisas Hilfe den Reißverschluss schließen konnte. Ein bauchfreies Top fand Anne sehr angenehm, da der Abend ziemlich schwül war. Die Sandaletten mit den hohen Absätzen angezogen zu haben, bereute Anne schon bald, aber da war sie bereits am Ziel und angekommen und hatte eine Parklücke gefunden. Heute musste sie wohl oder übel mit diesen Dingern zurechtkommen.
Mit vorsichtigen Schritten bewegte Anne sich auf den Haupteingang zu. Auf dem Dach wehten die vielen bunten Fahnen der Mitgliedsnationen der ESA. Schon auf dem Flur wurde sie von Olaf empfangen. Er musterte sie von oben bis unten.
„Spar dir die Bemerkung“, kam Anne seiner Begrüßung zuvor. „Ich bereue dieses Outfit schon jetzt.“
„Ich nicht.“ Olaf schmunzelte. „Trotzdem herzlich willkommen. Komm! Ich zeige dir alles.“
Olafs Versuch sich bei ihr einzuhaken, widersetzte sich Anne. Olaf nahm es gelassen.
„Wieso zeigen? Ich dachte, die Party findet im Kontrollzentrum statt.“
„Nur teilweise. Den Start wollen wir hier sehen, aber zum Feiern ist zu wenig Platz. Du weißt doch, es ist alles voll mit den Kontrolltischen. Wir sind jetzt in dem großen Tagungs- und Schulungsraum.
„Und warum wolltest du, dass wir uns hier treffen?“
„Damit ich dich ein wenig herumführen kann“, lachte Olaf.
„Danke. Super Idee. Ich freue mich über jeden Schritt, den ich nicht gehen muss.“
„Oh. Soll ich dich tragen?“
Anne blitzte ihn böse an. „Die Absätze sind verdammt spitz. Wenn ich dich damit in den Hintern trete, hast du noch ein Loch.“
„Solche unanständigen Worte aus so einem schönen Mund“, frotzelte Olaf. „Die paar Schritte wirst du schon schaffen, und wenn du willst, bediene ich dich heute Abend.“
„Mal sehen.“
Als Anne den Tagungsraum sah, staunte Anne über die vielen Menschen und noch mehr über die langen Büfett-Tische.
„Wow. Wo habt ihr denn das alles her?“
„Party-Service.“
„Ich dachte die ESA muss sparen. Wegen jedem Bleistift muss man einen Antrag stellen.“
„Alles aus unserer Handy-Kasse.“
„Das glaub ich jetzt nicht.“ Anne wusste, dass es eine Handy-Kasse gab. Jeder, bei dem während eines Meetings das Handy klingelte, musste 10 Euro in die Handy-Kasse zahlen. Diese Regel hatte man eingeführt, als das dauernde Geklingel zu viel wurde und man in den Meetings kaum noch ungestört arbeiten konnte. Zweimal hatte es sie auch erwischt.
„Wenn das so ist, dann werde ich heute zusehen, dass ich meine zwanzig Euro wieder herauskriege.“
„Ob da so viel reingeht?“
Olaf sah von der Seite auf ihren Bauch und den engen Bund der Jeans.
„Du kannst es wohl nicht lassen mit deinen Bemerkungen. Warte ab, wie oft ich dich schicke, um mir etwas zu holen. Aber jetzt will ich mir erst einen Überblick verschaffen.“
Langsam schritt Anne das Büfett ab und machte innerlich eine Liste, was sie probieren wollte. Olaf folgte ihr in geringem Abstand, wobei er sie nicht aus den Augen ließ.
„Wenn man vom Sehen satt werden könnte, würdest du gleich platzen“, meinte sie auf der Hälfte des Weges.
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8. Houston, Texas
Gordon wollte die Tür in den Regieraum
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