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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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und dann zählte Bullrider herunter: „drei, zwei, eins ...“
    Anne wollte sich unwillkürlich die Ohren zuhalten, was natürlich wegen des Helms nicht ging. Es war auch nicht nötig. Als Bullrider bei „Null“ auf den Zündknopf drückte, erhob sich der Brocken wie von Geisterhand einige Meter und stürzte dann seitlich versetzt wieder ab. Kleinere Bruchstücke flogen etwas weiter. Das alles geschah in absoluter Stille. Kein Knall. Keine Druckwelle. Nur eine leichte Erschütterung des Bodens, die sie durch die Stiefel spürten.
    „Natürlich. Klar“, dachte Anne, „ohne Luft kein Schall und keine Druckwelle. Wie sehr hängt man an konventionellem Denken fest, auch wenn es logisch ganz anders ist. Andere Welt, andere Gesetze.“
    Die Aktion war ein voller Erfolg. Es war knapp, aber die entstandene Lücke war groß genug für den Rover. Als sie die Spur des Erkundungsrovers erreichten, holten sie sogar etwas von der verlorenen Zeit wieder auf.
     
    Kurz nach Ablauf der veranschlagten Stunde waren sie am Ziel. Eine Kurve noch und dann sahen sie es. Bullrider hielt den Rover an.
    Dort hing sie an der Wand, die Platte, von der die Schraube stammte. Ganz matt glänzte sie goldbraun in der Sonne. Früher war sie sicherlich hochglänzend gewesen, aber der kosmische Staub hatte Millionen Jahre lang an ihr gerieben. Es war ein Wunder, dass sie das überhaupt überstanden hatte.
    Was für eine Qualität !
    Sie kannte kein von Menschen hergestelltes Material, das auch nur annähernd so dauerhaft war. Selbst das Alter der Pyramiden war lächerlich gering dagegen.
    Aber es kommt von der Erde.
    Der Gedanke fiel ihr immer noch schwer. Er war einfach zu unglaublich. Anne konnte die Gesichter von Bullrider und Fang Si nicht sehen. Die goldverspiegelten Visiere ließen es nicht zu, aber ihre Haltung strahlte etwas von der gleichen Ehrfurcht aus, die sie selbst verspürte.
    Sogar Bullrider, der sachliche Kämpfer.
     
    Bullrider war es dann auch, der als Erster die andächtige Stille zerbrach. „Dann wollen wir mal. Fang, bauen Sie die Video-Kamera für die Live-Übertragung zur Erde auf. Und dann machen Sie mit der Digitalkamera Aufnahmen von der Platte und der Umgebung. Jedes kleinste Detail ist wichtig. Und Sie, Frau Winkler, helfen mir mit der Ausrüstung.“
    Durch die Aufnahmen des Erkundungsrovers waren sie darauf vorbereitet, was sie erwartete. Das war auch gut so, denn sonst hätten sie niemals eine Leiter dabei gehabt.
    „Warum mussten die die Platte unbedingt so hoch hängen?“, nörgelte Bullrider, während er die Teilstücke der Leiter vom Rover holte, um sie zusammenzusetzen.
    „Hoch ist relativ“, erwiderte Anne. „Vielleicht waren sie so groß und haben die Platte für ihre Begriffe niedrig gehängt.“
    „Glaube ich nicht.“
    „Vielleicht hatten sie Sorge, dass sie im Lauf der Zeit verschüttet werden könnte, wenn sie zu tief hängt.“
    „Schon eher möglich. Das würde aber bedeuten, sie haben damit gerechnet, dass die Platte lange hier hängen wird.“
    „Nun ja, das ganze ist ziemlich stabil, es sieht nicht aus wie eine Werbetafel für den neuesten Kaugummi.“
    „Jetzt verlieren Sie aber auch den Respekt“, bemerkte Bullrider.
    „Sie färben halt ab. Aber bei allem Respekt, ich frage mich schon lange, wofür das ganze gut ist. Hier auf dem Mond eine Platte an eine Felswand zu schrauben, ist ein riesiger Aufwand. Was macht das alles für einen Sinn?“
    Die Frage blieb unbeantwortet im Raum stehen. Schweigend setzten sie die letzten Teilstücke zusammen, während Fang Si mit ihrer hochauflösenden Kamera von unten aus jeden Zentimeter der Platte aufnahm und über das Mondmodul als Relaisstation zur Erde funkte. Dort stürzten sich sofort Horden von Wissenschaftlern auf jedes übermittelte Pixel.
     
    Mit Hilfe der Leiter gelangte Bullrider problemlos bis zur Platte. Sachte strich er mit seiner Hand darüber. Er war enttäuscht. Durch die dicken Handschuhe spürte er nichts. Ein irdisches Garagentor hätte sich genauso angefühlt.
    „Hier sind Zeichen drauf“, stellte er aufgeregt fest.
    „Können Sie erkennen, was es ist?“
    „Nein, die Platte ist zu zerkratzt.“ Systematisch untersuchte Bullrider den Rand, konnte aber an keiner Stelle erkennen, was die Platte verbarg. Der einzige Ort, der etwas verriet, war die Ecke, an der die Schraube abgeplatzt war.
    „Irgendeine Art von Folie ist hinter der Platte“, meldete er an Anne, Fang Si und die Beobachter auf der Erde. „Mehr kann ich

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