Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
Vom Netzwerk:
hatte.
    „Mal sehen, was es zu tun gibt.“
    Nach einer viertelstündigen Beschäftigung mit der Dienstanweisung stand fest: Es gab nichts zu tun.
    Steuern musste den Rover niemand. Er folgte einem halbintelligenten Programm. Normalen Hindernissen wich er selbständig aus und fand danach ohne menschliche Hilfe auf den ursprünglich geplanten Weg zurück.
    Gordon sah auf das Bild des linken Monitors. Hier war die Übertragung des Rovers zu sehen: Trockene, öde Landschaft. Nichts war in Sicht, das zu Problemen führen könnte. Der rechte Monitor zeigte die Internetaktivität, dargestellt in der Art eines Fieberthermometers. Je größer die Nachfrage, desto höher stieg der Pegel. Erreichte er eine rote Markierung, kam das Kapitel ‘Lastverteilung’ aus der Dienstanweisung ins Spiel. Nur - der Pegel war ganz unten, fast bei null.
    „Der hat aber einen gemütlichen Job gehabt“, murmelte Gordon. „Dasitzen und fernsehen.“
    Gordon lehnte sich zurück und beobachtete, wie der Rover langsam durch die Landschaft rumpelte. In Zeitlupe zogen die herumliegenden Steine vorbei. Er war überzeugt eine ganze Stunde zugesehen zu haben, als er auf die Uhr blickte. „Verdammt - erst zehn Minuten.“ Die Zeit kroch ja noch langsamer als der Rover. Konnte man ihn wirklich nicht beschleunigen? Konnte man nicht!
    Gordons Augenlider sanken in immer kürzeren Abständen nach unten. Er mühte sich mit Atemübungen und versuchte alle Bürogymnastik, an die er sich erinnern konnte. Jede weitere Stunde war anstrengender als die, die gerade vorbei war.
    Welcher Idiot hat so lange Schichten angeordnet?
    Gordon wusste es genau. Er selbst war dieser Idiot gewesen. „Wir müssen sparen. Wir können uns kein zusätzliches Personal leisten“, hatte er gesagt. „Rumsitzen und einen Monitor beobachten ist doch keine Arbeit.“ Jetzt sehnte er nichts mehr herbei als die Ablösung.
    Gordons Blicke zum Monitor wurden seltener. Immer nur Steine und der Kram, der da herumlag.
    Kram?, kroch es in seinen Verstand. Wieso ‘Kram’?
    Da lag etwas, das kein Stein war. Irgendetwas Regelmäßiges. Der Rover rollte auf seinem Weg näher heran. Jetzt konnte Gordon es erkennen. Es war eine Schraube. Eindeutig. Was hatte die hier zu suchen? Sie kam ihm irgendwie fremdartig vor, anders als die Schrauben, die er kannte.
    Die Gedanken kamen wie Reflexe: Hier stimmt etwas nicht! Das darf nicht jeder sehen.
    „Abschalten! Abschalten“, brüllte er ...
     
    Endlich. Die Übertragung ins Internet war unterbrochen und Gordon konnte sich das Bild in Ruhe ansehen. Nur er alleine.
    Es war eine Schraube, keine Frage. Und sie war fremdartig. Auch keine Frage. An dem Gewinde gab es eine Bruchstelle. Aber wo war sie abgebrochen? Er schwenkte die Kamera so weit wie möglich und manövrierte den Rover nach rechts und links. Kein Ergebnis.
    „Schade“, murmelte er.
    Egal. Jetzt galt es, den Fundort zu sichern. Er schoss gleich drei Markierungssonden um die Schraube herum in den Boden. Es waren die letzten, aber das war die Sache wert.
    Jegliche Müdigkeit war vergessen. Mit jeder Minute wurde ihm mehr bewusst, welche Bedeutung diese Entdeckung hatte. Er musste handeln.
     
    ~~~~~

14. Darmstadt, Deutschland
     
    „Fertig“, stellte Anne erleichtert fest. Sie speicherte die Daten ihrer Analyse zur Sicherheit noch einmal ab und sandte sie anschließend als E-Mail-Anhang an ihren Praktikumsvater. Jetzt hatte sie frei und konnte sich wieder ihrem Lieblingsthema widmen. Auf dem Flur kam ihr Olaf entgegen.
    „Na? Wieder auf dem Weg zu deiner Mondlandschaft?“
    Anne war ihm nicht böse, dass er ihren Raum so nannte. Er sah inzwischen tatsächlich so aus wie ein Ausschnitt der Mondoberfläche.
    „Klar doch.“
    „Wird dir das nicht langweilig?“
    „Nein.“
    „Weißt du, dass du die Einzige bist, die sich das noch ansieht? Die Übertragung im Seminarraum hat man gestern eingestellt. Es läuft nur noch die automatische Aufzeichnung.“
    „Ach ja?“ Anne hatte keine Lust auf ein Gespräch. „Ich muss weiter. Bis später.“
    „Falls du wieder auf der Erde landest, hast du ja meine Handy-Nummer“, rief Olaf ihr nach.
    Anne ging zuerst zum Drucker. Dort hatten sich eine Menge Fotos angesammelt. 12 pro Stunde, das hieß über 200 seit gestern Abend. Das bedeutete eine Menge Arbeit, aber das störte sie nicht. Bevor sie loslegte, wollte sie sich einen Augenblick bei der Übertragung entspannen. Sie fand es beruhigend, wie der Rover so unaufgeregt über die

Weitere Kostenlose Bücher