Krieg um den Mond (German Edition)
zusätzliche Assistentin für mich arbeiten. Die Aufgabenbeschreibung und die Konditionen für sie sind hier.“
Gordon hatte alles vorbereitet. Während Teresa die Mappe nahm und die erste Seite überflog, beobachtete Gordon sie. Sie reagierte, wie er es vorausgesehen hatte. Stocksteif stand sie da und zuckte mit keiner Wimper. Aber an ihren Augen konnte er ablesen, was sie dachte.
„Bevor Sie weiterdenken, ist da noch etwas Drittes: Ich habe ihre Tätigkeiten der letzten Monate ausgewertet, speziell die Nutzung des Internet und der E-Mail.“
Gordons aufmerksamem Blick entging nicht, dass Teresa kaum merklich zusammenzuckte.
Sie bekommt Angst. Gut so.
Gordon zögerte den nächsten Satz hinaus, um Teresa weiter zu verunsichern. Schweigen ist oft wirkungsvoller als Reden „Leider muss ich feststellen, dass Sie sich während Ihrer Arbeitszeit mit Privatangelegenheiten beschäftigen.“ Genau dosiert steigerte Gordon die Lautstärke. „Sie schreiben private E-Mails!“ Er zog einen Ausdruck hervor und knallte ihn auf den Schreibtisch. „Sie kaufen ein!“
Ein weiterer Ausdruck wurde auf den ersten geknallt.
„Und wer weiß, was Sie noch alles im Internet treiben. Ich habe mir weitere Auswertungen erspart. Womöglich wäre das zu peinlich.“
Teresas Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Ihre Miene war starr wie ein Gipsabdruck, aber Gordon hatte nicht vor locker zu lassen.
„Sie tun so, als ob Sie arbeiten, statt dessen vergeuden Sie die Zeit der Firma. Ich könnte Sie auf der Stelle entlassen. Ist Ihnen das klar?“
Teresas blutleere Lippen entließen ein leises „Ja, Sir.“
„Ich habe nicht verstanden.“ Gordon sah sie herausfordernd an.
„Ja, Sir“, kam es nur geringfügig lauter.
„Ich habe mich lange gefragt, was ich tun soll.“
Wieder machte Gordon eine Pause und lies die Angst wirken.
„Ich habe mich entschlossen, dieses Mal darüber hinweg zu sehen. Wir alle machen gelegentlich einen Fehler. Sie dürfen Ihre Position behalten und ich werde es nicht weiter melden. Aber vergessen Sie nie: Sie haben eine Vertrauensposition inne. Und da erwarte ich absolute Loyalität und Diskretion. Kann ich mich bei Ihnen darauf verlassen?“
„Jawohl, Sir.“
Gordon wartete eine Minute mit seiner Antwort, während er Teresa mit strengem Blick taxierte. „Nehmen Sie Ihre Unterlagen und machen sich wieder an Ihre Arbeit.“
Die bleiche Gestalt presste den Stapel Mappen vor ihre Brust und verschwand durch die Tür.
Gordon gratulierte sich dazu, wie er es geschafft hatte, diese beiden Kleinigkeiten aufzubauschen. Trotz intensiver Suche hatte er nichts weiteres gefunden. Bei jedem anderen wäre es das Zehnfache gewesen. Aber es hatte ausgereicht. Teresas Gedanken an sein Verhalten gegenüber Mirjam hatte er hinweggeschwemmt mit einer Welle ihrer eigenen Fehlbarkeit. Die Situation war dermaßen peinlich für dieses überkorrekte Wesen, dass er sich sicher war: Teresa würde sehen und schweigen. Die wichtigste Fehlerquelle hatte er eliminiert.
Gordon wählte die Nummer von Mirjam.
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19. Darmstadt
Teresa war nicht die Einzige, für die dieser Tag frustrierend zu Ende ging. Anne machte die Abfuhr von Gordon schwer zu schaffen. Es war nicht nur die Hoffnung auf Unterstützung, die sich in nichts aufgelöst hatte. Sie fühlte sich persönlich angegriffen und herabgewürdigt. Sie begann sich selbst zu hinterfragen. Sollte sie sich wirklich so getäuscht haben? Auch alle anderen, die sie kannte, waren keine Hilfe. Den Anfang der Übertragung hatten einige gesehen, aber das Ende niemand außer ihr. Zu uninteressant - außer man war so vernarrt in den Mond wie Anne.
Energisch wischte Anne die Selbstzweifel beiseite. Sie wusste, was sie gesehen hatte. Sie besaß keinen Hang zu Phantastereien. Ihr scharfer und nüchterner Verstand war ihr Markenzeichen. Annes letzte Hoffnung war Olaf. Sie verabredete sich mit ihm für den nächsten Nachmittag in einem Café in der Innenstadt. Anne wollte vermeiden, dass irgendjemand von der ESA zufällig mithörte.
Olaf war offen und freundlich wie immer. Er saß lässig zurückgelehnt auf seinem Stuhl und genoss den Cappuccino. Probleme schienen ihn zu meiden, während Anne sie wie ein Magnet anzog. Anne berichtete ausführlich von ihrer Entdeckung. Olaf hörte aufmerksam zu, ohne Anne zu unterbrechen.
„Und du willst jetzt meine Meinung hören?“, fragte er, als Anne fertig war.
„Deshalb sind wir hier.“
Olaf holte tief Luft und stellte seine Tasse
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