Krieg um den Mond (German Edition)

dem Krach wurde Lisa in den Flur gelockt und wollte wissen, was los ist. Olaf erzählte es ihr so gut, wie es in der Kürze möglich war. Lisa verstand nicht alles, aber eines doch: Anne brauchte dringend Hilfe. Lisa lief die Treppe herunter. Fatalerweise war die Hauswirtin im Lauf der Jahre nicht nur schwerhörig geworden sondern auch langsam im Denken und Gehen. Es dauerte, bis sie zur Tür kam. Es dauerte, bis sie endlich verstand. Und es dauerte noch länger, als sie losging, vorsichtig Schritt für Schritt, um den Zweitschlüssel zu suchen.
    Olaf bemühte sich in der Zwischenzeit weiter, durch die verschlossene Tür Kontakt zu Anne aufzunehmen. Es war still geworden in Annes Zimmer. Olaf war nahe daran, die Tür einzutreten, als Lisa endlich mit dem Zweitschlüssel ankam. Erleichtert stellten sie fest, dass Anne immer noch auf ihrem Bett lag. Sie hatten nichts mehr gehört, weil das Weinen in leises Schluchzen übergegangen war.
    Lisa und Olaf brauchten eine ganze Weile, bis Anne überhaupt Notiz von ihnen nahm. Lisa sprach leise mit Anne, während Olaf eine Kanne starken Kaffee kochte. Mit zittrigen Händen nahm Anne eine dicke Bürotasse entgegen und schlürfte daran.
    Olaf hatte keine Idee, wie er das Schweigen am besten brechen sollte, deshalb sagte er geradeheraus: „Anne, ich glaube dir!“
    „Was soll das?“, entgegnete sie leise. „Ich brauche keine Lügen als Trost.“
    „Ich meine es ernst. Ich glaube dir.“
    Anne sah ihn verständnislos an. „Ihr haltet mich doch alle für eine Idiotin. Vor Kurzem hast du selbst gesagt: Du bist überreizt und brauchst Urlaub.“
    „Das ist richtig. Das habe ich gesagt und es tut mir ehrlich leid. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich habe eingesehen, dass ich Unrecht habe.“
    „Und das soll ich dir abnehmen? Woher soll denn dieser plötzliche Meinungsumschwung kommen?“
    „Weil ich weiß, dass du keine Spinnerin bist. Weil ich weiß, dass du niemals so zu Dr. Bardouin gekommen wärst, wenn du nicht eindeutige Beweise gehabt hättest.“
    „Es gibt keinen Beweis. Das hast du selbst mitbekommen. Es existiert kein Video auf meinem Rechner.“
    „Das möchte ich mir gerne selber ansehen. Darf ich?“ Olaf deutete auf den Laptop.
    „Mach was du willst. Es ist eh alles zu spät.“
    Olaf setzte sich an den Laptop und startete diverse Programme. Lisa verschwand in der Küche und kam bald mit einigen Scheiben Toast wieder zurück. Anne hatte heute noch nichts gegessen.
    „Wie ich es mir gedacht habe“, unterbrach Olaf das Gespräch zwischen den Frauen. „Dein Computer wurde manipuliert!“
    Anne brauchte einen Moment, um zu erfassen, worauf Olaf hinaus wollte.
    „Manipuliert? Wie soll das gehen? Der Laptop stand die ganze Zeit neben meinem Bett. Niemand außer mir war hier.“
    „Anscheinend doch“, schmunzelte Olaf. „Aber anders, als du denkst. Dein Laptop war die ganze Nacht an?“
    „Ja. Er hat für mich Berechnungen durchgeführt.“
    „Und er war mit dem Internet verbunden?“
    „Das ist automatisch so eingestellt, wenn ich zu Hause bin.“
    „Dann ist alles klar.“
    „Mir ist gar nichts klar. Kannst du dich nicht endlich genauer ausdrücken?“
    „Sicher. Wenn du mit dem Internet verbunden bist, kannst du dir alle möglichen Sachen ansehen - aber andere können genauso an deinen Rechner anklopfen.“
    „Ja, und? Ich habe keine Berechtigungen vergeben und zusätzlich eine Firewall zur Sicherheit.“
    „Das ändert wenig. Stelle es dir so vor, wie ein Sicherheitsschloss an deiner Haustüre. Für Normalbürger reicht das vollkommen aus. Aber wenn jemand Spezialwerkzeug hat oder einen Zweitschlüssel, ist er schnell bei dir drin. Und wenn er einmal da ist, kann er sich alles ansehen und machen, was er will.“
    „Du meinst also, jemand hat sich in der Nacht in meinen Laptop eingeloggt und das Video gelöscht?“
    „Genau das!“
    „Aber wer kann so etwas und warum sollte er das tun?“
    „Können tun das viele, aber Hacker haben bestimmt kein Interesse an deinem Video. Außerdem, woher sollten sie wissen, dass du es hast. Das ganze spielt in einer anderen Liga. Da hat jemand großes Interesse an dem Video und gleichzeitig jede Menge Möglichkeiten.“
    „Und wer sollte das sein?“
    „Interesse könnte die NASA haben. Wenn es diese Schraube da oben gibt, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sie diesen Fund alleine ausschlachten wollen. Von der NASA ist es nicht weit bis zum amerikanischen Geheimdienst. Die NSA hat alle