Krieg um den Mond (German Edition)
Praktikantin. Dauernd wurde er von Wissenschaftlern umlagert, die alle glaubten, ihr Anliegen sei das wichtigste der Welt. Aber was sie zu zeigen hatte, war wichtiger als alles andere, was in dieser Woche geschah.
Annes Entschluss stand fest. Bevor sie ins Bett ging, kontrollierte sie nochmals das Video. Es war immer noch da. Kein Traum. An Schlaf war nicht zu denken. Stundenlang grübelte Anne, wie sie den Generaldirektor in einem ruhigen Moment erwischen konnte und wie sich das Thema am besten darstellen ließ. Neben ihr summte leise der Lüfter des Laptops, den sie wie so oft über Nacht ihre langwierigen Berechnungen ausführen ließ.
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23. Langley
„Hey, Scott! Vergiss deine Zeitung, auf deinem Bildschirm blinkt was rot.“
„Danke, Will!“ Scott klickte das rot leuchtende Feld an.
„Hm, komisches Zeug. Hier hat es noch nie eine Meldung gegeben.“
„Welche Stichworte verursachen den Alarm?“
„’Mond’ plus ‘Schraube’. Es ist ein Überwachungsauftrag von der NASA.“
„Was soll das denn sein? Die haben wohl eine Schraube locker. Wir sind hier für die nationale Sicherheit da und nicht für technische Probleme.“
Normalerweise war ihre Stichwortliste bestückt mit Worten wie: Bombe, Anschlag, Rache und Ähnlichem in den verschiedensten Kombinationen.
„Was soll’s? Das ist nicht mein Problem“, entschied Scott. „Ich sehe mir die Sache an und dann schaffen wir sie aus der Welt.“ Scott rief die Datei im Internet auf. „Es ist ein Film vom Mond-Rover auf Youtube. Und dann ist da noch ein Link auf eine private Homepage.“
„Was ist das für eine Homepage?“, wollte Will wissen.
„Von einem Michael Forell.“ Scott stockte. „Das ist ja interessant. „Der Überwachungsauftrag kommt von einem Gordon Forell.“
„Was ist denn das für ein Scheiß? Sind wir jetzt für Familienkrach in der NASA zuständig?“
„Darum kümmern wir uns später. Will, mache eine Liste von allen, die sich das Video heruntergeladen haben. Ich kümmere mich um die Homepage.“
Will schimpfte leise vor sich hin, aber er wusste, dass der Job erledigt werden musste.
Scott startete das Programm, das ihnen den Zugang zu dem Server mit der Homepage verschaffte. Dort fand Scott die Adresse von Michaels Rechner. Die Videos auf dem Server und auf Youtube wurden gelöscht und ebenso alle Links, die auf das Video verwiesen.
„Ich habe die Liste“, meldete Will. „Es sind nur sechs Adressen. Fünf in den Staaten und eine in Europa.“
„Na prächtig, das ist schnell erledigt. Für den Mond scheint sich keiner zu interessieren.“
Bei Stichworten, die in irgendeinem Zusammenhang mit Sex standen, hätten sie mit der Liste die Wände tapezieren können.
„Es kommt noch besser. Es sind alles Rechner mit Windows-Betriebssystem.“
Will und Scott waren zufrieden. Was jetzt kam, war reine Routine. Zuerst öffneten sie mit einem speziellen Programm eine Tür zu jedem Rechner. Danach hatten sie Zugriff darauf, als ob es ihre eigenen wären und sie in diesem Moment davor sitzen würden. Die Dateien mit dem Mond-Video waren schnell gefunden und gelöscht, genauso wie alle weiteren Hinweise auf diesen Eingriff.
„So, und jetzt schicken wir noch unseren Bello los.“ Scott gab allem einen Namen. ‘Bello’ war ein Programm, das sich unbemerkt auf dem Rechner festsetzte. Wie ein Wachhund beobachtete es alle Aktionen und griff ein, falls das Mond-Video wieder auf den Rechner geladen wurde. Man konnte nie wissen, ob nicht jemand eine Sicherheitskopie auf einer externen Festplatte gemacht hatte. Solange Bello aktiv war, konnte niemand mit diesem Computer das Video ansehen. Bello würde das Video verfolgen und überall löschen, wo es auftauchte.
Scotts Bildschirm leuchtet wieder in beruhigendem Grün und er konnte sich endlich dem Sport-Teil seiner Zeitung widmen.
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24. Hofheim
„Mist! Fast verschlafen.“
Anne schreckte hoch. Sie war nochmals weggetreten, nachdem sie ihren Wecker ausgeschaltet hatte. Kein Wunder, denn sie war erst gegen vier Uhr in der Nacht eingeschlafen wegen der endlosen Grübelei.
Bloß nicht zu spät kommen!
Wenn es irgendeine Chance gab, Dr. Bardouin zu sprechen, dann vor den Vorträgen.
Anne duschte in Rekordzeit, sprang in die nächstbesten Klamotten, klappte den Laptop zusammen und hetzte Minuten später ihren Toyota über die Straße. Zu blöd, dass sie nicht nach Darmstadt gezogen war, aber für die Zeit des Praktikums hatte sich ein Umzug nicht
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